Die Serie „Rache aus dem Stall“ der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ (siehe top agrar 1/2015, Seite 12) hat den Ernst-Schneider-Preis 2015 für den besten Wirtschaftsjournalismus in überregionalen Printmedien erhalten. Der Preis wird von den Industrie- und Handelskammern (DIHK) ausgelobt und ist mit 7 500 € dotiert.
Die Auszeichnung überraschte die Agrarszene, weil der Deutsche Presserat die Serie in einem Teilbereich als nicht ausreichend sorgfältig recherchiert kritisiert hatte. Das sei aber nur ein absoluter Nebenaspekt gewesen, der „für die Prämierung nicht entscheidend“ war, verteidigte Dr. Walter Richtberg, Vorsitzender des Ernst-Schneider-Preises, die Prämierung gegenüber top agrar.
Für Gitta Connemann, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, ist das völlig unverständlich. „DIE ZEIT“ habe die Tierhalter pauschal verunglimpft, schrieb Connemann DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer. Ihr Verständnis von Qualitätsjournalismus sei ein anderes.
Die scharfe Kritik beeindruckt die Verantwortlichen allerdings nicht. Das Thema sei relevant und gut recherchiert, so die lapidare Antwort von Christian Knull, Geschäftsführer des Ernst-Schneider-Preises.
Noch mehr ärgerte sich Connemann allerdings über das verbale Nachtreten von ZEIT-Redakteur Christian Fuchs, einer der zwölf Preisträger. In einem inzwischen gelöschten Eintrag auf Facebook bezeichnete er die deutsche Agrarlobby als „krasser als die Nazis, Scientologen und Geheimdienste“ und beschwerte sich über einen „nie dagewesenen aggressiven Protest der Bauern“.
Immerhin distanzieren sich die Verantwortlichen des Ernst-Schneider-Preises ausdrücklich von der „sprachlichen Entgleisung“ des Redakteurs.
Der rudert inzwischen zurück. „Niemals habe ich Bauern mit Nazis verglichen. Das ist eine bewusst falsche Interpretation meiner Aussage. Diese bezog sich lediglich auf die Art und Weise der Reaktion nach der Berichterstattung“, so Fuchs gegenüber top agrar. Das sei ein professionell-orchestrierter Versuch gewesen, seine Arbeit zu diskreditieren.
top agrar meint: Zum Glück herrscht bei uns Pressefreiheit. Im Rahmen dieser ist es das gute Recht der „ZEIT“, ihren Blick auf die deutsche Landwirtschaft zu veröffentlichen. Andererseits dürfen sich die Autoren dann auch nicht beschweren, wenn sich die Bauern gegen die aus ihrer Sicht falsche Darstellung wehren. Das ist auch ihr gutes Recht.