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Nachhaltige Spitzenerträge

Lesezeit: 5 Minuten

Dirk Schulze-Gabrechten gelingt es, seinen intensiv geführten konventionellen Ackerbaubetrieb in der Soester Börde nachhaltiger zu gestalten, ohne die hohe Wirtschaftlichkeit einzubüßen.


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Unter wirtschaftlichen Aspekten läuft der 125 ha-Ackerbaubetrieb von Dirk Schulze-Gabrechten schon seit Langem rund. Spitzenerträge von durchschnittlich 4,5 t/ha bei Raps oder 9,6 t/ha bei Winterweizen sind auf seinen guten bis sehr guten Böden in der Soester Börde die Regel. Gleichzeitig gelingt es ihm, diese Erträge mit bis zu 15% weniger Aufwand bei Pflanzenschutz und Düngung zu erzielen als andere Betriebe der Region.


Schwachpunkt Humusbilanz


Probleme macht Schulze-Gabrechten die negative Humusbilanz. Der jährliche Saldo lag in der Ausgangssituation bei -301 kg Humus-C/ha und war damit deutlich schlechter als das Mittel der konventionellen Pilotbetriebe (-127 kg Humus-C/ha). „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt der Betriebsleiter. Schließlich arbeitet er schon seit vielen Jahren fast sein gesamtes Stroh ein und düngt bereits seit 2006 mit Gärresten eines benachbarten Biogasbetriebs.


Das reicht offenbar nicht. Die Forscher empfahlen deshalb, verstärkt auf Zwischenfrüchte zu setzen, die Schulze-Gabrechten bis dahin nur sporadisch vor Zuckerrüben anbaute. Außerdem sollte der Ackerbauprofi noch mehr organischen Dünger einsetzen und seine Fruchtfolge erweitern.


„Das habe ich gerne angenommen“, sagt Schulze-Gabrechten. „Allerdings muss man für seinen Betrieb die richtige Balance finden. Der Aufwand für die Nachhaltigkeit darf die Wirtschaftlichkeit nicht beeinträchtigen.“


Mehr Zwischenfrüchte


Der Betriebsleiter steigerte den Anteil der Zwischenfrüchte von 8 auf 24% der Ackerfläche. Vor Kartoffeln, Zuckerrüben, Kartoffeln, Mais und Möhren baut Schulze-Gabrechten seit Längerem Drei- bis Vierfach-Mischungen an, die auf die jeweilige Hauptfrucht abgestimmt sind. „Anfangs habe  ich Zwischenfrüchte mit bis zu zehn Komponenten eingesetzt. Aber die einfachen Mischungen reichen völlig aus und kosten nur 40 statt 60 € pro Hektar.“


Die Zwischenfrüchte kommen bei ihm aber nicht um jeden Preis zum Einsatz. Bei ungünstigen Bedingungen, wie etwa im extrem trockenen Jahr 2018, verzichtet er teilweise auf die Aussaat.


Um zusätzliches organisches Material für seine Böden zu bekommen, weitete Schulze-Gabrechten seine Gärreste-Kooperation aus. Im Vertrag baut er heute etwa 15 bis 20 ha Mais für drei Biogasbetreiber an. Auf Empfehlung der Wissenschaftler versuchte er es auch zwei Jahre lang mit Wickroggen, der als Biogas-Substrat durchaus funktionierte. „Den Anbau habe ich aber eingestellt, weil es für das Gemenge kein zugelassenes Herbizid gibt.“


Die Nährstoffgehalte der Gärreste werden vor jeder Ausbringung exakt bestimmt und entsprechend angerechnet, insbesondere der Ammonium-N-Gehalt. Schulze-Gabrechten nutzt den organischen Dünger bei allen Frühjahrsfrüchten und bei Raps im Frühjahr und Herbst.


Mit den Gärresten düngt er die Kulturen auf bis zu 80% des N-Bedarfs auf. Den restlichen Stickstoff ergänzt er in Form von AHL-Flüssigdünger, exakt dosiert per Spritzcomputer. „Vorher schaue ich mir aber die Bestände immer genau an. Denn je nach Witterung und zu erwartendem Ertragspotenzial lässt sich hier oft etwas einsparen“, erklärt der Ackerbauer.


Dieses flexible System ermöglicht es ihm, bei der N-Düngung auf unnötige Sicherheitspuffer zu verzichten. Da Schulze-Gabrechten für andere Betriebe der Region im Lohn arbeitet, weiß er, dass er seine Top-Erträge mit etwa 15% weniger N-Dünger erreicht. Das spiegelt sich auch in den Zahlen zu den Stickstoffbilanzen der beteiligten Pilotbetriebe wider. Während die konventionellen Pilotbetriebe im Schnitt einen N-Überhang von 66 kg/ha haben, liegt Schulze-Gabrechten bei nur 42 kg/ha.


Nicht nach Schema F Spritzen


Beim Pflanzenschutz nutzt er ebenfalls mögliche Einsparpotenziale. So setzt er bei Kartoffeln, Raps und anderen Kulturen auf das proPlant-Prognosesystem, um die optimalen Spritztermine zu erwischen. Zudem ist für ihn auch hier eine intensive Kontrolle der Bestände selbstverständlich. Dabei orientiert er sich eng an den Schadschwellen der Kammer. „Man muss nicht gleich beim ersten Rapsglanzkäfer mit der Spritze raus. Die regelmäßige Kontrolle ist zwar mühsam, dafür lässt sich so aber oft eine Standardspritzung einsparen“, meint Schulze-Gabrechten.


Überhaupt ist er überzeugt, dass man sich von starren Konzepten bei Düngung und Pflanzenschutz lösen sollte. „Natürlich ist es bequemer, nach festem Schema zu spritzen und zu düngen. Da ist man immer auf der sicheren Seite. Aber die Anbaujahre sind oft so unterschiedlich, dass standardisierte Anwendungen meist nicht passen und dadurch viel verschenkt wird.“


Darum hat der Betrieb auch eine bessere Energieeffizienz als der Durchschnitt der anderen Pilotbetriebe. Während Schulze-Gabrechten ein Input/Output-Verhältnis von 1:15 erreicht, kommen die anderen Betriebe nur auf ein Verhältnis von 1:12. Die aufgewendete Menge an Pflanzenschutzmitteln und N-Dünger hat darauf großen Einfluss, da diese Betriebsmittel oft mit hohem Energieaufwand hergestellt werden. ▶


Inzwischen baut er neun verschiedene Kulturen an, darunter Möhren, Erbsen und Ackerbohnen. Das bietet ihm zum Beispiel Freiheiten bei der Anbauplanung von Kulturen mit hohem Schädlingsdruck. „Nach meiner Erfahrung reichen die empfohlenen Abstände von vier Jahren bei Raps und Kartoffeln in der Regel nicht aus“, ist Schulze-Gabrechten sicher.


Mulchsaat für mehr Humus


In der Summe haben die vom Betriebsleiter umgesetzten Maßnahmen zum Humusaufbau – mehr Zwischenfrüchte, mehr organische Dünger und eine erweiterte Fruchtfolge – den Humussaldo um 20% verbessert. Dafür ist Schulze-Gabrechten zufolge auch die pfluglose Bodenbearbeitung mit Mulchsaat verantwortlich. Allein die Zahl der Regenwürmer habe sich dadurch auf seinen Flächen spürbar erhöht.


Insgesamt rät er nicht zuletzt aus Gründen der Nachhaltigkeit zu mehr Achtsamkeit im Pflanzenbau. „Das ist uns ein bisschen verloren gegangen durch die vielen Zahlen, die uns die digitale Technik der Maschinen heute liefert. Man muss auch mal vom Trecker absteigen und den Boden in die Hand nehmen, daran riechen oder sich anschauen, wie tief eine Zwischenfrucht wurzelt“, sagt Schulze-Gabrechten. Außerdem hält er es für sinnvoll, das verbreitete Sicherheitsdenken bei Düngung und Pflanzenschutz etwas zurückzustellen.


Ein anderer Punkt ist ihm bei der Debatte um eine umweltschonende Landwirtschaft aber genauso wichtig: „Gleichbleibend hohe Erträge und ein verlässlicher Betriebsgewinn sind für mich auch elementarer Bestandteil einer nachhaltigen Wirtschaftsweise.“

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