„Es klingt wie der Trennungsgrund für eine gescheiterte Ehe, und in gewisser Hinsicht ist es auch so: Wir haben uns auseinandergelebt.“ Das sind die ersten Sätze des Buches von Bauer Willi – sein Erstlingswerk. „Sauerei!“ heißt es und es handelt vom schwierigen Verhältnis von Landwirten und Verbrauchern.
Für weit über 90 % aller Lebensmittel gelte nur billig, billig. Alles andere sei scheinheilig. Deshalb müsse der Verbraucher die Macht über sein Essen wieder in die eigene Hand nehmen, setzt Bauer Willi seine Leser gleich zu Beginn unter Druck. Das gehe aber nur, wenn der Verbraucher die Zusammenhänge kennen und auch so handeln würde.
„Ich will den Bürgern und Konsumenten die Arbeit der Landwirte näherbringen, aus meiner ganz persönlichen Sicht“, so Bauer Willi gegenüber top agrar. Er wolle auch nicht mit erhobenem Zeigefinger erklären, sondern einfach nur erzählen und so beim Leser ein neues Bild von der Landwirtschaft entstehen lassen.
Der Autor macht das in vier großen Kapiteln. In „Der Bauer“ beschreibt er am Beispiel seines eigenen Betriebes sehr persönlich die Entwicklung vom Gemischt- zum viehlosen Ackerbaubetrieb. Danach nimmt er sich vermeintliche „Ängste der Verbraucher“ vor „vergifteter Nahrung, geschundenen Tieren und gefürchteter Gentechnik“ vor und unterzieht sie einem Realitätscheck.
Im Kapitel „Die Mittelsmänner“ rechnet Willi mit dem Preisdruck und den Tricks des Lebensmitteleinzelhandels ab, um sich schließlich am Ende zu fragen: „Was müssen wir tun?“ Für Bauer Willi ist die Antwort klar: Sowohl die Verbraucher als auch die Bauern müssen sich ändern. Wenn sich darauf beide Seiten einlassen, gibt es eine Chance für einen Neuanfang, ist sich Willi sicher.
„Sauerei!“ von Dr. Willi Kremer- Schillings ist im Piper-Verlag erschienen (ISBN: 978-3-492-06038-7) und kostet etwa so viel wie eine Dezitonne Weizen (14,99 €).
top agrar meint: Ein Buch zur richtigen Zeit. Viele Verbraucher kennen Bauer Willi wegen seines Wutbriefs an die Verbraucher, mit dem er 2015 in den sozialen Medien und danach in Funk und Fernsehen Furore machte. Jeder ganz normale Bürger, der die 336 Seiten gelesen hat, wird die Landwirte und ihre Arbeit in einem anderen Licht sehen.