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Welche Kulturen anbauen?

Lesezeit: 7 Minuten

In diesen Wochen startet die Herbstbestellung. Wie lässt sich der Anbau planen? Welche Kulturen sind am wirtschaftlichsten? Antworten von Jörg Reisenweber.


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Nach der Mähdruschernte hat die Rapssaat bereits begonnen. Höchste Zeit, sich über die Anbauplanung 2017 Gedanken zu machen:


  • Welche Kulturen passen zu meinem Standort und Betrieb?
  • Welche Ackerfrüchte versprechen die höchste Wirtschaftlichkeit?


Klar ist, dass im Wettbewerb der Kulturen um die Ackerfläche die Nachhaltigkeit nicht zu kurz kommen darf. Dazu gehört die Einhaltung von maximalen Fruchtfolgeanteilen, allgemeine pflanzenbauliche Grundsätze und die Arbeitswirtschaft. Zudem sollten Sie die Greening-Auflagen einhalten, um Ihre Prämienansprüche zu sichern (Näheres dazu finden Sie im Internet unter www.topagrar.com/anbauplanung).


Werden im landwirtschaftlichen Betrieb keine erheblichen Veränderungen geplant (z.B. Pachten, Betriebszweig-umstellungen oder Investitionen in Spezialtechnik und Gebäude), ist der erzielbare Deckungsbeitrag der Früchte das wichtigste Entscheidungskriterium.


Wie hoch ist die Marktleistung?

Die Marktleistung ergibt sich aus den vo-raussichtlichen Naturalerträgen und Erzeugerpreisen einer Kultur. Hat der Betriebsleiter bereits ausreichend Erfahrung mit den infrage kommenden Kulturen, kann er für seine Kalkulation einen mehrjährigen Durchschnittsertrag ansetzen. Werden Früchte erstmalig angebaut, können Auskünfte von Beratern oder erfahrenen Berufskollegen helfen. Ein Sicherheitsabschlag beim Ertrag vermeidet spätere Enttäuschungen.


Für die Prognose der Erzeugerpreise gibt es mehrere Möglichkeiten: ein mehrjähriger Durchschnittspreis, das Einholen von Vorverträgen oder das Ableiten von Notierungen an den Warenterminbörsen.


Wichtig: Die Notierungen an der Warenterminbörse können nicht den Preis für die Ernte voraussagen. Sie stellen nur die derzeitige Markteinschätzung durch die Börsenteilnehmer dar. Die sicherste Variante zur Preisgestaltung ist der Vorvertrag.


Um das aktuelle Preispotenzial für Vorverkäufe auszuloten, kann man von den Notierungen an der Warenterminbörse einen Abschlag für die Handelsspanne, Gebühren usw. vornehmen. In Bayern können hierbei ca. 20 €/t angesetzt werden.


Beispiel: Die durchschnittlichen Notierungen für die relevanten Kontrakte für B-Weizen von September 2017 bis März 2018 lagen im Zeitraum Juni/Juli 2016 bei ca. 180 €/t. Rechnerisch ergäbe sich somit ein Vorvertragspreis von etwa 160 €/t (ohne MwSt.). Ausgehend von mehrjährig durchschnittlichen Preisdifferenzen zum B-Weizen lässt sich das Preispotenzial anderer Getreidefrüchte näherungsweise berechnen. Für Raps und Mais gibt es an den Börsen eigene Notierungen.


Wie hoch sind die Kosten?

Den Marktleistungen der Früchte stehen deren variable Kosten gegenüber. Festkostenpositionen wie Abschreibungen und Gebäudeunterhalt bleiben in der Planungsrechnung unberücksichtigt, sofern keine Investitionen durch Produktionserweiterung getätigt werden müssen. Auch die Höhe der Fremdpacht ist für die konkrete Anbauplanung irrelevant, weil sie alle Früchte gleichermaßen betrifft.


Augenmerk verdienen hingegen die Kosten für die Betriebsmittel. Während sich die Preise für Pflanzenschutzmittel und Maschinenunterhalt annähernd linear entwickeln, sind deutliche Preisschwankungen bei Düngemitteln und Treibstoffen zu erwarten. In seltenen Fällen kann sich durch Änderungen beim Treibstoff- und Düngerpreis die Konkurrenzkraft zwischen Hack- und Halmfrucht verschieben.


Ergebnisse der letzten Jahre:

Die Auswertung der Jahre 2011 bis 2015 liefert wichtige Hinweise (siehe Übersicht 1). Im Durchschnitt brachte Weizen unter den Mähdruschfrüchten den höchsten Deckungsbeitrag, wobei sich Dinkel und Hartweizen dem „normalen“ Weizen deutlich überlegen zeigten.


Körnermais musste deutliche Ertragseinbußen hinnehmen. Je nach Trocknungskosten und Absatzwegen kann er dem Winterweizen aber Paroli bieten. Die Stärke des Maises ist sein hohes Ertragspotenzial, das er in Jahren mit zeitiger Erwärmung und regelmäßigen Niederschlägen in der Hauptwachstumsphase ausschöpfen kann.


Enttäuschende Erzeugerpreise und unbefriedigende Naturalerträge in den letzten Jahren haben den Winterraps deutlich an Konkurrenzkraft gekostet.


Die wirtschaftlich schwächeren Getreidearten wie Wintergerste, Roggen und Triticale sind aus Gründen einer gesunden Fruchtfolge und der Futtergewinnung keinesfalls zu vernachlässigen. Eine konkurrenzkräftige Marktfrucht stellen sie jedoch nur in Ausnahmen dar. Für die Sommerbraugerste gilt: Geeigneter Standort, regionale Verarbeitung bzw. Vermarktung können für diese extensive Kultur durchaus eine günstige Ausgangssituation darstellen.


Sind Leguminosen rentabel?

Bewertet man die heimischen Leguminosen ausschließlich nach dem Deckungsbeitrag, kämen sie in der Praxis kaum zum Anbau. Aus pflanzenbaulicher Sicht haben sie jedoch einen hohen Stellenwert. Vor Weizen beträgt ihr Vorfruchtwert zwischen 150 und 200 €/ha im Vergleich zu einer Getreidevorfrucht. Bei guter Produktionstechnik und geschickter Vermarktung konkurriert die Sojabohne auch mit Weizen und Mais.


Wesentlich besser schneiden die Leguminosen ab, wenn sie in staatliche Förderprogramme integriert werden. Das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) gewährt für die Fruchtfolgegestaltung unter Einbeziehung von mindestens 10% großkörnigen Leguminosen eine Prämie von 120 €/ha für die gesamte Ackerfläche. Zudem ist die Leguminosenfläche als Greening-Komponente (ÖVF) mit dem Faktor 0,7 anrechenbar.


Was bringt 2017?

Das USDA prognostiziert für 2016/17 zwar nur einen Getreideüberschuss von 9 Mio. t. Allerdings hat sich in den letzten fünf Jahren ein positiver Saldo von 136 Mio. t an Getreidereserven aufgebaut. Dieser Vor-rat setzt möglichen Preisauftrieben bei Getreide Grenzen. Deshalb sind niedrige Erzeugerpreise für Mähdruschfrüchte zur Ernte 2017 zu befürchten.


Die Kalkulationen für die Deckungsbeiträge 2017 orientieren sich an den Durchschnittserträgen und Anbaukosten sowie an den Erzeugerpreisen von 2013 bis 2015 unter Berücksichtigung aktueller MATIF-Notierungen.


Die bekannten „Klassiker“, Winterweizen, Dinkel und Hartweizen (Durum) werden beim Getreide mit hoher Wahrscheinlichkeit die Spitzenposition einnehmen (siehe Übersicht 2). Für Hartweizen sind derzeit vonseiten der abnehmenden Hand Überlegungen im Raum, die einen Aufschlag von etwa 6 €/dt zu den im Jahr 2017 aktuellen MATIF-Kursen für B-Weizen vorsehen. Somit ist unabhängig vom erzielbaren Weizenpreis ein steter Vorteil gegeben.


Bei einem Preis von 21,30 €/dt (ohne MwSt.) und einem Ertrag von 60 dt/ha ist der Durum sogar dem Weizen mindestens ebenbürtig. Erreicht der Durum 70 dt/ha, dann würde er mit einem Deckungsbeitrag von knapp 700 €/ha sogar die Spitzenposition erreichen. Um den Preis abzusichern, sollten Durum-anbauer einen Liefervertrag mit ihrem Abnehmer abschließen.


Aus dem derzeitigen Stand der Notierungen für Rapssaat an der MATIF wäre ein Vorvertragspreis von 34 bis 35 €/dt netto ableitbar. Somit konkurriert der Winterraps direkt mit Winterweizen. Erheblich besser steht Raps da, sobald er sein tatsächliches Potenzial von 45 bis 50 dt/ha ausschöpfen kann. In sicheren Rapslagen wären Deckungsbeiträge von über 600 €/ha erzielbar.


Erträge entscheiden bei Mais:

Körnermais schneidet in der Prognose durch seinen niedrigen Durchschnittsertrag von 92 dt/ha bescheiden ab. Denn der Mais hat im dreijährigen Referenzzeitraum mehr als jede andere Getreidekultur unter dem Hochwasser 2013 und der Trockenheit 2015 gelitten. Berücksichtigt man diese Sondersituation und nimmt alternativ einen Ertrag von 110 dt/ha (trockene Ware) an, könnte der Körnermais 2017 einen Deckungsbeitrag zwischen 400 und über 600 €/ha erzielen.


Die Aussichten für die Sojabohne scheinen sich nach dem Einbruch 2015 wieder zu verbessern. Abnehmer nennen derzeit Preise von ca. 40 €/dt netto zur Ernte 2017. Somit wäre sie auf geeigneten Standorten wieder wirtschaftlich.


Unter bayerischen Verhältnissen wird es kaum wundern, dass die extensiveren Getreidearten Gerste, Roggen, Triticale und Hafer wieder die unteren Ränge belegen. Ihr Anbau ist Futterzwecken oder speziellen Verwendungen vorbehalten.


Die zuletzt massiv eingeschränkte Sommergerste wird nur dann wieder Erfolge feiern können, wenn sie als Qualitätsbraugerste zu Erzeugerpreisen von über 18 €/dt (ohne MwSt.) vermarktet werden kann. Ansonsten wird sie sich im Konkurrenzkampf – z.B. gegen Biogas-Mais – aufgrund ihrer erhöhten Produktions- und Qualitätsanforderungen nur schwer behaupten können.


Rübenpreise kaum kalkulierbar:

Das Auslaufen der EU-Zuckermarktordnung 2017 und der dadurch bedingte Systemwechsel bei der Rübenbezahlung machen zukünftige Rübenpreise derzeit kaum kalkulierbar. Falls keine triftigen Gründe gegen die Rübe im Betrieb sprechen, kann die Strategie durchaus lauten: abwarten und beobachten. Die Technik und das Know-how sind im Rübenbetrieb ohnehin vorhanden. Blickt man an den Warenterminmärkten (z.B. MATIF) auf die aktuellen Notierungen für Mais, Weizen und Raps, kann man erkennen, dass diese Früchte bei den derzeitigen Voraussetzungen die Rübe kaum verdrängen können.


Bei Speisekartoffeln schwanken die Erträge und Preise von Jahr zu Jahr deutlich. Sie sollten die Wirtschaftlichkeit deshalb am mehrjährigen Durchschnittsergebnis beurteilen. Bei der Anbauplanung bleibt entweder die Möglichkeit der (teilweisen) Vertragsbindung oder Sie nehmen das volle unternehmerische Risiko in Kauf.

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