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Arbeiten auf einer 840.000-Hektar-Farm

Klaus John leitet seit rund zehn Jahren eine der fünf größten Farmen Russlands, zu der rund 840.000 ha gehören. Der gebürtige Niedersachse berichtet auf einem gemeinsamen Marktseminar von top agrar, dem Agrarfax und der agrarzeitung über seine Arbeit in dem Vielvölkerstaat.

Lesezeit: 3 Minuten

Wer Klaus John zuhört, muss in anderen Größenordnungen denken als er es aus Deutschland gewohnt ist. Der gebürtige Niedersachse ist Betriebsleiter auf einer der fünf größten Farmen Russlands (Prodimex). 20.000 Mitarbeiter bauen dort auf rund 840.000 ha – verteilt über drei Klimazonen – überwiegend Zuckerrüben an. Die Ernte verarbeiten sie in 15 Fabriken, die ebenfalls zur Holding gehören.

John leitet einen Teilbetrieb der Megafarm, die ein ehemaliger Militär-Offizier und Oligarch aufgebaut hat. Die Zentrale des Agrarriesen befindet sich bei Woronesch, einer Millionenstadt etwa 500 km süd-südöstlich von Moskau. Dort ist der Agraringenieur für rund 8.000 ha zuständig. Seine Fruchtfolge auf den Schwarzerden mit bis zu 90 Bodenpunkten besteht aus Zuckerrüben (2.200 ha), Gerste (1700 ha), Winterweizen (3.600 ha) und Soja (605 ha).

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Die Folgen des Embargos

Die russische Regierung pumpt derzeit Millionen in die Landwirtschaft, um diese für die Zukunft zu rüsten und sich zunehmend von Importen zu befreien. Getrieben wird diese Entwicklung vor allem durch den Streit der EU mit Russland um die Annexion der Krim. „Einige Russen halten das EU-Embargo für das beste Konjunkturprogramm, das es je gegeben habe“, bemerkte John ironisch. Allerdings fördert Moskau vor allem die kleinen Betriebe und die großen Holdings weniger bis gar nicht.

John berichtete auch über die maroden Zustände auf den kleinen Farmen in seiner Umgebung. Pferdegespanne auf den Feldern prägen nach wie vor das Bild der russischen Landwirtschaft. Die überwiegende Zahl der Landwirte baut lediglich das an, was sie selbst verbrauchen. „Ein- bis zwei Kühe pro Farm sind keine Seltenheit“, erklärte er.

Auf der Prodimex-Farm kommt hingegen modernste Technik zum Einsatz. „Wir arbeiten mit ähnlicher Ausrüstung wie deutsche Landwirte“, so der Betriebsleiter. Fast alle namhaften Unternehmen aus der Landtechnik seien mittlerweile mit einer eigenen Produktion vor Ort. Lediglich den deutschen Standard bei Pflanzenschutzmitteln vermisst er, da Moskau Zölle auf die EU-Produkte erhebt. John muss daher auf russische Generika setzen.

Wenig Ertrag, niedrige Kosten

Die Vorbesitzer der Flächen haben diese teilweise in einem schlechten Zustand hinterlassen. Die Versorgung mit Stickstoff, Phosphor und Kalium ist oft im tiefroten Bereich. Die geringen Niederschläge (bis 500 mm pro Jahr) und Hitzewellen im Sommer kommen erschwerend hinzu. Mit etwa 35 t/ha fällt die Zuckerrübenernte beispielsweise daher deutlich schlechter als in Norddeutschland (78 t/ha) aus.

Aufgrund des schlechten Bodenzustandes muss John außerdem höhere Ausgaben für Dünger einplanen als ein Landwirt in Deutschland. Was ihm zugutekommt: Für Pachten fallen im Schnitt 18 €/ha an und für die Löhne etwa 20 €/ha. Trotz des hohen Aufwands für Dünger und der schlechten Ernte liegen die Kosten pro Tonne Ertrag nach seinen Angaben somit nur leicht über denen in Deutschland.

Fachkräfte ziehen in die Stadt

Schwieriger als in Deutschland ist hingegen die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Nur rund 5 % der Agrarstudenten arbeiten nach der Ausbildung auch tatsächlich auf einer Farm. Die meisten zieht es in die größeren Städte, wo sie in der Regel besser bezahlte Jobs finden als auf dem Land. „Diejenigen, die dann doch auf einer Farm anheuern, sind immerhin gut ausgebildet“, fügte John hinzu.

Gewöhnen musste sich John als einziger Ausländer auf der Farm auch an die Führungsstruktur. Während in deutschen Großbetrieben eine Vielzahl von leitenden Angestellten die wichtigen Entscheidungen gemeinschaftlich trifft, ist die Prodimex-Farm eher zentralistisch organisiert. „Rund zehn Personen entscheiden über den Anbau auf den 840.000 ha“, so John. Der Rest führt Befehle aus.

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