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Leipzig

Bauerntag befasst sich mit politischer Willkür und immer neuen Forderungen

DBV-Präsident Rukwied hat die wichtigsten Themen des kommenden Bauerntages genannt. Besonders die veränderte politische Weltlage und die fehlende Verlässlichkeit der Politik treibt die Bauern um.

Lesezeit: 6 Minuten

DBV-Präsident Joachim Rukwied und der Präsident des Sächsischen Bauernverbandes (SLB), Wolfgang Vogel, haben am Dienstag die Schwerpunkte des 87. Deutschen Bauerntages umrissen, der Mittwoch und Donnerstag in Leipzig stattfindet.

Wie Rukwied bei der Eröffnungs-Pressekonferenz sagte, steht das Treffen von rund 500 Delegierten aus ganz Deutschland unter dem Eindruck der Veränderung der Parteienlandschaft in der Welt, wo zunehmend Populisten das Ruder übernehmen. Mit Sorge beobachte man auch den Handelsstreit zwischen den USA und China, der Konsequenzen für den Weltmarkt mit sich bringt. Auseinandersetzungen würden zunehmen, die Warenströme veränderten sich. Rukwied nannte als Beispiel Soja aus Südamerika, die Belastungen der Rapspreise oder die Pläne für das Freihandelsabkommen Mercosur. Hier stehe eine Einigung offenbar kurz bevor, besonders bei den Streitpunkten Rind- und Geflügelfleisch sowie der Autoindustrie.

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Den Bauernpräsidenten treibt dabei die Sorge um, ob da Regelungen herauskommen, die die nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland schwächen. „Wir können nicht mit Farmen in Südamerika konkurrieren, die tausende Hektar groß sind und bei Tierhaltung und Pflanzenschutz deutlich schwächere Standards einhalten müssen als wir. Das kann uns 7 Mrd. Euro kosten“, so Rukwied. Er appelliert: „Die hiesigen Standards dürfen nicht unterlaufen werden!“

Mit Blick auf die EU äußerte der Landwirt die Hoffnung, dass es schnell personelle Entscheidungen bei der Kommission gibt. Anschließend müsse Brüssel zügig den mittelfristigen Finanzrahmen beschließen, und zwar ohne Kürzungen.

Bauern vermissen Verlässlichkeit

Das Motto des Bauerntages lautet „Wandel braucht Verlässlichkeit“. Dementsprechend sind die Top-Themen Klimaschutz und Artenvielfalt. „Wir sind bereit zur Veränderung und brauchen dafür verlässliche und langfristig angelegte Rahmenbedingungen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu erhalten. Wandel braucht Verlässlichkeit!“, so Rukwied weiter. Er verdeutlichte, dass die Bauern bereits intensiv den Weg des Wandels eingeschlagen hätten: „Die Bauern betreiben nachhaltige Landwirtschaft, legen Blühstreifen an (Projekt F.R.A.N.Z) und auch die Initiative Tierwohl läuft. Sie hat bereits 25 % der Schweine im System. Als nächstes folge der Abschied vom Kükentöten und der Ferkelkastration, ist sich Rukwied sicher.

„Wir haben uns auf den Weg begeben und brauchen jetzt die Verlässlichkeit der Politik, und da kommt plötzlich die Nachschärfung der Düngeverordnung. Da habe ich kein Verständnis für!“, kritisierte der Bauernvertreter. „In roten Gebieten kommen sie mit der Keule und verlangen eine Düngung unter Bedarf. Das wird eine Abwärtsspirale einleiten, denken Sie nur an die Engpässe beim Brotweizen. Die Zukunft der Landwirtschaft ist gefährdet, auch bei der Sauenhaltung. Wir haben ja aktuell nicht einmal die Möglichkeit, neue Tierwohlställe zu bauen oder ältere entsprechend umzubauen. Dann gibt es bald keine Tierhaltung mehr“, warnte Rukwied.

Von einem Journalisten auf Resistenzen im Pflanzenbau angesprochen erwiderte der Ackerbauer, dass seiner Meinung nach in Deutschland zu wenig Pflanzenforschung stattfinde. „Wir brauchen Zugang zu den neuen Züchtungsmethoden. So können wir Züchtungen präziser und schneller machen mit dem Ergebnis, dass wir resistente Pflanzen bekommen. Dadurch können wir den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren.“ Echten Handlungsbedarf sieht er auch bei der Züchtung trockenheitsresistenter Sorten. Nur so könnten Landwirte künftig nachhaltig handeln.

Natürlich sei in diesem Zusammenhang auch der Klimawandel ein wichtiges Thema. Die Wellen aus Hoch und Tief würden immer länger, d.h. es bleibe über längere Zeit nass/kalt oder trocken/heiß. Da bräuchten die Bauern am Ende widerstandsfähige Pflanzen.

LEH ist Partner

Ein anderer Journalist fragte, wie der DBV für faire Preise sorgen könne. Rukwied stellte zunächst klar, dass die großen Ketten des Lebensmitteleinzelhandels wichtige Partner der Bauern seien. Dennoch vereinten sie 75 % des Gesamtmarktes auf sich, was der Bauernverband kritisch sehe. Aber die Initiative Tierwohl habe gezeigt, dass es nur gemeinsam gehe, durch Gespräche und Projekte. Ohne den LEH gebe es keine Initiative Tierwohl. „Zusammen müssen wir Standards setzen, die sich in höheren Preisen für die Bauern widerspiegeln. Dann ist das für alle Seiten eine Win-Win-Situation.

Dennoch spielen Angebot und Nachfrage, der globale Markt und politische Entscheidungen eine weitere entscheidende Rolle bei der Preisfindung. Rukwied sprach den Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums an, der direkt nach Veröffentlichung die Notierungen beeinflusst. Eine Chance sieht der Präsident allerdings in Qualitätskriterien. „Lebensmittel müssen wieder mehr wert sein!“

Vogel: Signal an die Politik senden

Für SLB-Präsident Wolfgang Vogel muss vom kommenden Bauerntag ein deutliches Signal an die Politik ausgehen, dass die Bauern Verlässlichkeit benötigen. Er ärgere sich über die Düngeverordnung. Ein Drittel der sächsischen Fläche sei als rotes Gebiet markiert. „Wir haben hier eine Gunstregion und müssen wirtschaften können. Mit den Vorgaben aus Berlin ist Landwirtschaft bei uns so dann nicht mehr möglich. Ich verlange auch eine Überprüfung, wie die roten Gebiete zustande kamen, wo kommt das angeblich belastete Wasser her?“, fragt Vogel.

Unterstützung sagte Vogel der Ackerbaustrategie von Bundesagrarministerin Julia Klöckner zu. „Wir stellen uns der Strategie und setzen bereits auf vielseitige Fruchtfolgen. Es müssen aber auch andere Kulturen wie Blattfrüchte, also Kartoffeln, Rüben etc. möglich sein, um die Wertschöpfung zu erhalten.“ Dazu gehöre auch die Möglichkeit, Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Die Bauern wollten nicht zu alten Zeiten zurück, wo es zahlreiche Krankheiten gab. „Daher das Signal: Wir stellen uns, aber mit der Erlaubnis für den Pflanzenschutzmitteleinsatz, soviel wie nötig“, sagte Vogel, der das Wort Pestizide als Abwertung verabscheut.

Vogel stellte klar, dass der Boden für die Bauern das wichtigste Produktionsmittel ist, da betreibe doch keiner Raubbau.

Zum Abschluss sicherte Vogel zu, verstärkt auf gesellschaftlichen Dialog zu setzen. Der SLB habe eine hervorragende Diskussionskultur. „Sachsens Bauern stehen zu einer nachhaltig ökonomischen und ökologischen Landwirtschaft, die auf die Erhaltung des bäuerlichen Eigentums gerichtet ist. Sie stehen außerdem zu ihrer Verantwortung zur Erzeugung gesunder und hochwertiger Lebensmittel.“

In drei Diskussionsforen werden Bauern, Wissenschaftler und Politiker auf dem Bauerntag über die Herausforderungen der Landwirtschaft: Tierhaltung, Klima- und Insektenschutz sowie Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit sprechen.

Neben dem Präsidenten des Weltbauernverbandes, Theo de Jager, nehmen auch hochrangige Politiker am Bauerntag teil - beispielsweise Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und der Ministerpräsident des Freistaats Sachsen, Michael Kretschmer.

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