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Brexit: Agrarbranche besorgt über Auswirkungen auf den Agrarexport

Eine Merhheit der Briten hat für den Ausstieg aus der EU gestimmt. Die Märkte reagieren mit einem Absacken des Pfundes und des Euros gegenüber dem US-Dollar. Die deutsche Agrarbranche blickt besorgt auf die Auswirkungen auf die EU-Agrarpolitik und den Agrarexport. Britische Landwirte erwarten Einbußen von 50.000 Euro.

Lesezeit: 5 Minuten

Eine knappe Merhheit der Briten hat für den Ausstieg aus der EU gestimmt. Die Märkte reagieren mit einem massiven Absacken des Pfundes und auch des Euros gegenüber dem US-Dollar. Die deutsche Agrarbranche blickt besorgt auf die Auswirkungen auf die gemeinsame EU-Agrarpolitik und den Agrarexport.


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Für die deutsche Landwirtschaft birgt die Entscheidung der Briten Risiken. Großbritannien ist für den Export von Agrarprodukten und Lebensmitteln ein wichtiger Handelspartner Deutschlands. Im Saldo zwischen Export und Import ist das Vereinigte Königreich für Deutschland das Land mit dem größten Nettoagrarexport mit einer Summe von 3,4 Mrd. Euro.


Rukwied ist sehr besorgt


Der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Joachim Rukwied, äußerte sich am Freitagmorgen entsprechend besorgt über die Entscheidung der Briten. „Die deutschen Bauernfamilien sehen das britische Votum für den Brexit mit allergrößter Sorge“, kommentiert er. Beide Länder verbänden auch in Fragen der Agrarpolitik gleichgerichtete Vorstellungen, so Rukwied weiter. Er wertet das Votum auch als Ausdruck eines in vielen Ländern schon länger vorhandenen Verdrusses über die Europäische Union. „Es bleibt zu hoffen, dass die politisch Verantwortlichen in den europäischen Hauptstädten wie in Brüssel die Botschaft verstanden haben und die europäische Idee nicht bürokratisch verwalten, sondern im Sinne der Menschen in Europa gestalten“, sagte Rukwied.


DRV fürchtet handelspolitischen Flickenteppich


Auch der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) bedauert das Votum der Briten für einen EU-Austritt. „Der Brexit ist ein herber Rückschlag. Die Zusammenarbeit mit britischen Unternehmen und das Exportgeschäft werden belastet und erschwert. Ich befürchte, dass dieser Schritt der Renationalisierung zu einem handelspolitischen Flickenteppich in Europa führt“, sagte DRV-Hauptgeschäftsführer Henning Ehlers in einer ersten Reaktion. Die Genossen fürchten vor allem negative Auswirkungen auf den Export von Milch- und Fleischprodukten, die etwa 15 Prozent des deutsch-britischen Agrarhandels ausmachen. Ehlers warnte außerdem vor einem Dominoeffekt, nach dem weitere EU-Staaten den Briten folgen könnten.


Britische und deutsche Landwirte sollen zusammen halten


Als einen „schweren Schlag für die europäische Landwirtschaft“ bezeichnete der Vorsitzende der Familienbetriebe Land und Forst (FAB), Michael Prinz zu Salm-Salm die Entscheidung für den Brexit. „Der britische Ausstieg aus der EU wird tiefgreifende Auswirkungen auch auf die deutsche Agrarbranche haben“, so zu Salm-Salm weiter. Jetzt komme es darauf an, in den nächsten zwei Jahren kluge und weitsichtige neue Handelsabkommen zu vereinbaren. „Das betrifft alle Bereiche angefangen von Zöllen bis hin zu längeren Wartezeiten an der Grenze für frische landwirtschaftliche Produkte.“ Mit den britischen Kollegen ist Salm, der auch Vize-Präsident der European Landowners´ Organization ist, bereits im Gespräch. „Wir Familienbetriebe müssen in der europäischen Familie zusammenhalten und gemeinsam mit der Politik eine zukunftsfähige Lösung finden“, appelierte er.


Agrarökonomen erwarten Einbußen von 50.000 Euro für britische Landwirte


Wissenschaftler der Uni Wageningen sind auf Grund ihrer Berechnungen überzeugt, dass den Landwirten auf der Insel düstere Zeiten bevorstehen. Wenn die EU-Direktzahlungen und auch der Zollschutz für Agrarprodukte fortfallen, müssen britische Landwirte – im Gegensatz zum Vergleichsjahr 2012/13 – mit Einbußen von bis zu 50.000 Euro rechnen. Wie das Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben aus einem Papier der Wissenschaftler zitiert, käme der Ackerbau noch am günstigsten davon. Die höchsten Einbußen hätten britische Schweine- und Geflügelhalter.


Folgen für den deutschen Schweinemarkt


Auch für die Agrarmärkte erwarten die Wissenschaftler tiefgreifende Folgen. Großbritannien ist in vielen Bereichen ein großer Nettoimporteur von Agrarerzeugnissen. Das Land importiert demnach Obst und Gemüse vor allem aus den Niederlanden und Spanien sowie Fleisch aus Holland, Polen, Irland und Deutschland. Allein 20 % der britischen Einfuhren an Schweinefleisch kommen aus Deutschland.


Molkereisektor von Irland und Deutschland betroffen


Großbritannien importiert etwa 460.000 t Käse, überwiegend aus Irland, Frankreich, Dänemark und Deutschland. Außerdem ist das Land mit 60.000 t der fünftgrößte Importeur von Butter in der EU. Am stärksten betroffen vom Brexit dürften die Iren sein. Dementsprechend stimmte auch die Mehrheit der Nordiren, ebenso wie die Schotten, gegen den Brexit. Aber auch für die anderen großen Lieferanten wie die Niederlande, Frankreich und Deutschland dürften nun veränderte Handelsregime – wie etwa neue Einfuhrzölle nach dem Ausscheiden aus dem Binnenmarkt – beträchtliche Auswirkungen auf die Höhe der Exportpreise und damit auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Absatzmöglichkeiten haben.


Insgesamt wird das Ausscheiden aus der EU vor allem für das Vereinigte Königreich, aber auch für die Lieferanten von Agrarprodukten eine Verschlechterung der ökonomischen Situation mit sich bringen. Juristen und Politiker müssen außerdem in den kommenden zwei Jahren Lösungen darauf finden, wie britische Landwirte vorzeitig aus den bis 2020 laufenden Agrarförderprogrammen rauskommen.


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