Die Regierung in London hat nun die Einzelheiten für ihre zukünftigen Handelsbeziehungen mit der EU vorgelegt. Nach dem "White Paper" soll es keine Grenzkontrollen für Agrarerzeugnisse geben. Dafür bezahlen die Briten einen hohen Preis, da sie sich zukünftig einem EU-Regelwerk unterwerfen müssen, auf das sie kaum noch Einfluss haben werden und von dem alle Standards für die Qualität von Nahrungsmitteln, Pflanzen und Tieren betroffen sind, berichtet aiz.info. Selbst umstrittene Angelegenheiten müssten die Briten weiterhin im Sinne der EU regeln, etwa den Verzicht auf GVO, Masthormone oder chlorbehandeltes Geflügel.
Das setzt zudem einem intensiveren Agrarhandel der Briten mit den USA deutliche Grenzen. Dafür soll durch das gemeinsame Regelwerk die Nahrungsmittelindustrie - die mit der EU eng verzahnt ist - den Brexit ohne Schäden überstehen. Außerdem soll es den freien Austausch von Agrarprodukten zwischen Irland und Nordirland sicherstellen. Auch der Handel mit Lebensmitteln durch den Tunnel von Calais nach Dover soll weiterhin ohne Veterinärkontrollen und Zollabwicklung möglich sein.
Während sich das Vereinigte Königreich bei den Qualitätsstandards nach der EU richten will, sieht das "White Paper" dagegen größere Möglichkeiten für eine nationale Ausgestaltung von Vermarktungsnormen und Kennzeichnungsvorschriften vor. Für den Tiertransport und für den Export von Lebendtieren kündigen die Briten allerdings jetzt schon strengere Vorschriften an.
Agrarförderungen künftig aus nationalem Haushalt
Der Ausstieg aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) habe keine Auswirkungen auf den Agrarhandel, halten die Briten fest. Schließlich behaupte die EU selbst, dass ihre Förderung für die Landwirte den Handel nicht verzerre. Die Farmer im Vereinigten Königreich sollen zukünftig aus dem nationalen Haushalt unterstützt werden, und zwar gezielt zum Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit und als Ausgleich für Umweltauflagen.
Während das "White Paper "den freien Handel für Waren vorsieht, bleibt der Austausch von Dienstleistungen und Arbeitnehmern beschränkt. Nur Studenten und gut ausgebildete junge Leute sind auf der Insel weiterhin willkommen. Das sorgt für Konfliktstoff in den Verhandlungen, da die EU die Freizügigkeit für Waren, Dienstleistungen und Personen einfordert. Dennoch will EU-Brexitverhandler Michel Barnier die britischen Pläne sorgfältig prüfen und am kommenden Montag in Brüssel die nächste Gesprächsrunde fortsetzen.
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