Die britische Landwirtschaftsministerin Elizabeth Truss favorisiert mit Blick auf das für den 23. Juni 2016 geplante Referendum den Verbleib ihres Landes in der Europäischen Union.
Wie die Ressortchefin erklärte, könne die Branche dann weiterhin von den großen Vorteilen des EU-Binnenmarktes profitieren. Dieser ermögliche den freien Zugang zu 500 Millionen Verbrauchern. Von den jährlichen Exporten an britischen Agrarprodukten und Lebensmitteln im Wert von insgesamt rund 11 Mrd £ (14 Mrd Euro) gingen allein 60 % in die EU, betonte Truss. Außerdem hätte Großbritannien weiterhin in der EU ein Mitspracherecht bei der Gestaltung von globalen Handelsregeln, argumentierte die Ministerin. In Drittländern habe man es mit Handelsbarrieren zu tun, gab sie zu bedenken. Außerdem könnten in einer reformierten Gemeinschaft bürokratische Lasten verringert und weitere Reformen angestrebt werden.
Angesichts der aktuell großen Preisschwankungen und der Unsicherheit auf den Weltmarkt wäre es nach Ansicht von Truss falsch, eine „Reise ins Ungewisse“ zu wagen. Die Verhandlungen über einen Rückzug Großbritanniens aus der Gemeinschaft würden jahrelange Komplikationen und Risiken nach sich ziehen. Gleichzeitig würden die Anstrengungen erschwert, eine global führende Agrar- und Ernährungswirtschaft aufzubauen, die dem Land Arbeitsplätze und Wachstum bringe. Die Agrar- und Lebensmittelbranche sei der größte Zweig der verarbeitenden Industrie in Großbritannien.
EFTA-Beitritt kommt nicht in Frage
Unterdessen gibt sich der britische Bauernverband (NFU) mit Blick auf ein Votum gegen den Brexit unentschieden. Zurzeit sei es noch unmöglich, die Auswirkungen eines möglichen Austritts abzuschätzen, weil noch keine Aussage über die zukünftige Entwicklung des Verhältnisses zwischen dem eigenen Land und der EU getroffen werden könne.
Ebenso unsicher seien die Produktionsbedingungen für die Landwirte im Fall eines Austritts. Es gebe zwar eine Reihe von Handelsmodellen für die Zeit nach einem möglichen Austritt. Der Beitritt zur Europäischen Freihandelszone (EFTA) oder zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) komme für die britische Regierung aber nicht in Frage, weil man sich dann immer noch nach EU-Gesetzen richten müsse, ohne diese mitgestalten zu können. Außerdem beträfen diese Abkommen nicht den Agrarsektor.