Die enorme Bedeutung des forstwirtschaftlichen Nachhaltigkeitsbegriffs für fast alle Bereiche der modernen Gesellschaft hat Bundeskanzlerin Angela Merkel hervorgehoben. „Nachhaltigkeit ist heute zu einem Überlebensprinzip geworden“, erklärte Merkel vergangene Woche in Berlin anlässlich der Festveranstaltung „300 Jahre Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft in Deutschland“.
Der von Hans Carl von Carlowitz 1713 verfasste Grundsatz, nur soviel Holz zu schlagen wie verbraucht werde, sei damals wie heute die beste Definition für den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen und längst nicht mehr nur der Forstwirtschaft vorbehalten. Zugrunde liege dem Gedanken der Nachhaltigkeit nämlich nicht allein der ökonomische Nutzen, sondern die bewusste Werteentscheidung, das Wohl künftiger Generationen durch die eigenen Taten nicht zu schmälern. Dies betreffe heute jedes politische Ressort bis hin zur Finanzpolitik, wo die Bundesregierung langfristig tragbare Lösungen statt Wachstum zu Lasten der kommenden Generationen anstrebe.
Die Forstwirtschaft steht laut Merkel heute vor der Herausforderung, die multifunktionalen Aufgaben des Waldes als Rohstoff- und Energiequelle, Kohlenstoffspeicher und Lebensraum zu erhalten. „Die verschiedenen Funktionen des Waldes auch mit Blick auf die Nachhaltigkeitskriterien in Einklang zu bringen, ist nicht leicht“, räumte die Bundeskanzlerin ein. Die Bundesregierung sei sich der vielfältigen Probleme aber bewusst und wolle nicht zuletzt mit ihrer „Waldstrategie 2020“ oder der Kompensationsverordnung Schützenhilfe leisten. Dabei setze man auf die Eigentümer und Forstleute, denn diese stünden für „gelebte Nachhaltigkeit“ seit 300 Jahren, so Merkel.
Forstwirte sind Naturschützer
Nach Ansicht von Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats, steht die Wirtschaftsweise von Forstleuten ganz im Gegensatz zum heutigen, schnelllebigen Zeitgeist: Der Forstwirt säe, ohne die Aussicht, die eigenen Neubestände auch ernten zu können, und pflege die Bäume, obwohl frühestens die Enkelgeneration davon profitiere. „Wir Waldbauern denken damit seit jeher generationsübergreifend und sind uns auch der großen zukünftigen Konsequenzen heutiger Entscheidungen bewusst“, betonte Schirmbeck. Man sei deshalb auf hervorragend ausgebildete Fachleute angewiesen, die die heutige Arbeit auch in den kommenden Jahren mit Blick auf die langfristigen Ziele fortsetzten.
Der DFWR-Präsident sieht die Forstwirtschaft als einen der wichtigsten Naturschützer, will sich aber einer sachlichen Diskussion mit Umweltverbänden und Bürgern gleichwohl nicht entziehen. Eingriffen in das Eigentum der Waldbesitzer, egal ob staatlich oder privat, erteilt er allerdings eine Absage. (AgE)