Im Streit um den Handel mit Geflügelfleisch hat sich der Ton zwischen Russland und den USA verschärft. Russlands oberster Amtsarzt, Dr. Gennadij Onischtschenko, warf der amerikanischen Seite vergangene Woche vor, "sie klebten an veralteten Produktionsverfahren" und ließen der Branche keinen Spielraum, sich zu modernisieren. Ein derartiges Verhalten sei nur durch politische, von den Interessen der Wirtschaft beider Länder weit entfernte Ziele zu erklären, sagte Onischtschenko.
Verärgert zeigte sich der russische Chef-Amtsarzt über die angebliche Aussage von Staatssekretär Jim Miller vom US-Landwirtschaftsministerium, wonach die mögliche Akzeptanz der russischen Auflagen für den Bezug von Hähnchenfleisch aus den Vereinigten Staaten keine Änderung der Haltung Washingtons bedeute. Die Behandlung der Hähnchenschlachtkörper mit Chlor werde weiterhin für unbedenklich gehalten, so Miller.
Mit diesem Spagat versuche Washington, einen internationalen Präzedenzfall zu vermeiden, stellte Onischtschenko dazu fest.
Anfang des Jahres verschärfte die russische Regierung die Einfuhrauflagen für Geflügelfleisch, dass mit Chlorlösungen behandelt wird. Damit näherte sich Moskau in dieser Frage der Haltung der Europäischen Union an, die bekanntlich nur die Einfuhr von mit Trinkwasser behandeltem Geflügelfleisch aus den USA zulässt. Im vergangenen Jahr importierte Russland laut offizieller Zollstatistik rund 965 000 t Geflügelfleisch, das Gros davon aus den USA. Seit Inkrafttreten der neuen Vorschriften sind die Lieferungen aus den Vereinigten Staaten zum Stillstand gekommen.