Da gegen den ehemaligen Vorsitzenden des Landvolks Diepholz, Lothar Lampe, wegen Veruntreuung von 1 Mio. Euro ermittelt wird, sah sich der aktuelle Vorstand Theo Runge gezwungen, seine Mitglieder in einem Schreiben zu informieren.

 

Darin schreibt Runge, der Kreisverband habe vor einiger Zeit eine Sonderprüfung in Auftrag gegeben, die noch andauere. Im Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft habe es dann

Anhaltspunkte für mögliche Pflichtverletzungen von Lothar Lampe gegeben:

• Zahlung einer Spende aus dem Vermögen der Landvolk Dienstleistungs GmbH an die Stiftung Deutsche Kulturlandschaft in Höhe von 1 Mio. Euro.

• Zahlung einer Spende aus dem Vermögen der Landvolk Dienstleistungs GmbH an die Edmund-Rehwinkel-Stiftung in Höhe von 100.000 Euro.

• Beschaffung eines Konzepts zur Beschäftigung osteuropäischer Arbeitskräfte von der SinD GmbH zum Preis von 90.000 Euro netto.
  
  
  
  
• Zahlung von jeweils 65.000 Euro netto an Landvolks-Geschäftsführer Wilhelm Bergmann und Landvolk-Steuerberater Johann Gerdes für Planungsleistungen für den Windpark Dillenberg. Die Wirtschaftsprüfer haben insoweit darauf hingewiesen, dass sie die Ordnungsmäßigkeit dieser Zahlungen auf der Grundlage der vorliegenden Informationen nicht bewerten können.
  
  
  
  
• Zahlung von insgesamt 180.000 Euro für die Erstellung von Prospekten für den Windpark Wetscher Bruch an Algrid Hagen-Gerdes, die bei der Landvolk Betriebs GmbH angestellt ist. Die Angemessenheit dieser Zahlung können die Wirtschaftsprüfer nicht beurteilen.
  
  
  
  
• Abschluss einer zweiten Rahmenvereinbarung mit WestWind trotz entgegenstehender Empfehlung von Herrn Gerdes.
  
  
  
  
• Zahlung von 1,23 Mio. Euro an WestWind für angeblich erbrachte Planungsleistungen in Bezug auf den (noch nicht realisierten) Windpark Aschen.

Der Vorstand hat laut Runge nun Rechtsanwälte mit der weiteren Überprüfung und der Bewertung der Sachverhalte beauftragt und mit Lothar Lampe Vergleichsverhandlungen mit dem Ziel aufgenommen, jedenfalls die Rückzahlung der Spenden sowie der Zahlung an die SinD GmbH zu erreichen. Außerdem fordere der Vorstand eine Aufhebung der zweiten Vereinbarung mit WestWind und eine Erstattung der 1,23 Mio. Euro für den Windpark Aschen.

 

Wie der Vorsitzende weiter seinen Mitgliedern erklärt, wollte der Kreisverband dies eigentlich vertraulich durchführen. Da es jedoch – wie berichtet – eine anonyme Strafanzeige gab, sei dies hinfällig. Der Vorstand werde nun uneingeschränkt mit der Staatsanwaltschaft kooperieren und zu einer vollständigen Aufklärung der beschriebenen Sachverhalte beitragen. Zudem werde das Landvolk Diepholz versuchen, eine Regulierung nachweislich entstandener Schäden zu erreichen. Lothar Lampe soll dazu gerichtlich in Anspruch genommen werden, sofern das erfolgversprechend ist. Geschäftsführer Bergmann ist unterdessen von seinen Pflichten entbunden.

 

Abschließend bittet Runge um Vertrauen in den Verband: „Ich weiß, dass Ihr Vertrauen in unseren Verband durch die jüngsten Meldungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Viele sind verunsichert und können nicht glauben, was das vor sich geht. Dem Vorstand geht es genauso. Gerade deshalb haben wir die geschlossene Kreisverbandsversammlung als Medium gewählt. Geben Sie dem Landvolk und diesem Vorstand eine neue Chance!“ (ad)

Hintergrund:

Hausverbot für Diepholzer Landvolk-Geschäftsführer (13.6.2013)

Früherer Landvolk-Vorsitzender soll über 1 Mio. Euro veruntreut haben (7.6.2013)