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Direktzahlungen nach 2020 nicht mehr erste Wahl

Unter dem Motto „Landwirtschaft 2030 – Ein Blick in die Zukunft“ diskutierten Berater, Wissenschaftler und Politiker vor rund 1100 Besuchern beim 3. Landwirtschaftstag über die Innovationen im Ackerbau und in der Tierhaltung sowie über die notwendigen politischen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft

Lesezeit: 4 Minuten

Die Landwirtschaft steht in den kommenden 20 Jahren vor großen Herausforderungen. Der Ackerbau wird die Auswirkungen des Klimawandels spüren und in der Tierhaltung gewinnt der Tierschutz noch mehr Bedeutung.


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Die Probleme sind aber lösbar, dafür gibt es viele innovative Ansätze. Vorausgesetzt die Landwirte bekommen langfristig verlässliche agrarpolitische Rahmenbedingungen. Die Weiterführung der gegenwärtigen Direktzahlungen ist dabei nicht die erste Wahl. Das sind die zentralen Botschaften des 3. Landwirtschaftstages, den die LVM Versicherung gemeinsam mit top agrar und dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe am Mittwoch in Münster durchgeführt hat.


Unter dem Motto „Landwirtschaft 2030 – Ein Blick in die Zukunft“ diskutierten Berater, Wissenschaftler und Politiker vor rund 1100 Besuchern über die zu erwartenden Innovationen im Ackerbau und in der Tierhaltung sowie über die notwendigen politischen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft.


Ackern im Klimastress


Die Winter werden in 20 Jahren feuchter und wärmer sein, die Sommer heißer und trockener. „Das ist vor allem für Winterraps und spät gesäten Weizen ein Problem“, erläuterte der Ackerbauberater Dr. Hansgeorg Schönberger von der NU-Agrar. Mais, Soja, Sonnenblumen und Zuckerrüben hielten die Hitze besser aus und würden in der Fruchtfolge an Wettbewerbskraft gewinnen. Wichtig sei es vor allem, die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens zu erhöhen, und bei Getreide früh auszusäen und auf frühreife Sorten zu setzen. „Längere Vegetationsperioden und warme Winter führen aber auch zu einem stärkeren Krankheitsbefall im Herbst und Winter, der nur schwer zu bekämpfen ist“, fürchtet der Berater.


Niederländer sehr innovativ


Die Ställe der Zukunft werden anders aussehen als heute. Der Milchviehexperte Kees de Koning von Dairy Campus in Leeuwarden und sein Pendant Daan Somers vom Schweine-Innovationszentrum in Sterksel stellten verschiedene Stallsysteme vor. „Wir werden bei den Kuhställen wegkommen vom Betonboden und sensorgesteuerte Fütterungs- und Melksysteme werden zunehmen“, ist de Koning sicher. Bei den Schweinen geht es um die tierschutzgerechte Optimierung der verschiedenen Funktionsbereiche, um ein besseres Stallklima und bessere Stallhygiene sowie um die Trennung von Kot und Harn schon im Stall.


„30 % unserer Ideen setzen sich in der Praxis durch, 70 % sind nicht tauglich“, berichtet Daan Somers. Den Niederländern ist vor allem der enge Kontakt zwischen Wissenschaft und Praxis wichtig. „Viele Ideen für die Forschung kommen von den Landwirten und werden dann gemeinsam weiterentwickelt“, erläutert der Schweine-Experte.


Pollmer: „Die Bauern brauchen die Akzeptanz der Verbraucher“


Die Ernährungswissenschaftlicher Udo Pollmer stellte klar, dass die Verbraucher nur noch wenig über Lebensmittel und deren Herkunft wissen. „Deshalb verfangen auch viele landwirtschaftskritische Behauptungen der Umwelt- und Tierschutzverbände“, meint Pollmer. Der Berufsstand müsse viel mehr und bessere Öffentlichkeitsarbeit machen, vor allem in den sozialen Medien.


Das wollte der langjährige Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born, so nicht stehen lassen. Der DBV tue zunehmend mehr in diesem Bereich. Born erwartet, dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft weitergeht. Das gelte auch für die Globalisierung. „Die größte Herausforderung für die deutsche Landwirtschaft bleibt aber die gesellschaftliche Akzeptanz, vor allem in der Tierhaltung“, ist sich Born sicher.


Umso wichtiger seien langfristig wirksame und verlässliche politische Rahmenbedingungen. „Ich bin ziemlich sicher, dass die Direktzahlungen dafür nach 2020 keine Basis mehr sind“, so die für viele überraschende Erkenntnis des ehemaligen Generalsekretärs.


Staat sollte wie ein Unternehmer handeln


Das sieht auch der Präsident des Thünen-Instituts, Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, so: „Die Direktzahlungen werden den Strukturwandel nicht aufhalten.“ Auch das Greening bringe keine echten ökologischen Impulse für die Agrarpolitik. Deshalb sollten sie auslaufen. Isermeyer forderte die Politik auf, wie ein Unternehmer zu handeln. „Problem erkennen, Strategie aufstellen und Lösung umsetzen. So muss es gegen.“ Das tue die Politik aber definitiv nicht. Sie denke nicht problem- sondern kurzfristig verteilungsorientiert. Wer bekommt wie viel Geld, laute die Kernfrage.


In der folgenden Diskussion mit Vertretern des Parlaments wurde deutlich, dass die politischen Lager sehr unterschiedliche Vorstellungen über die Rolle des Staates haben. Martin Häusling, der für die Grünen im Europa-Parlament sitzt, setzt vor allem auf den heimischen Markt und fordert Ausgleichszahlungen für die europäischen und deutschen Landwirte, solange es in der EU höhere Standards als bei uns gibt.


Der CDU-Politiker und WLV-Vorsitzende Johannes Röring glaubt dagegen, dass die Wirtschaft viele Probleme selber lösen kann. „Die Initiatve Tiewohl ist dafür ein gutes Beispiel. Bauern, Schlachter und der Handel haben gemeinsam darauf verständigt, das Tierwohl bei Schweinen und Geflügel u verbessern.“ Dafür gebe es inzwischen ein gutes Konzept. Deshalb solle sich der Staat mit Verschärfungen der Nutztierhaltungsverordnung zurückhalten, fordert Röring. Einig waren sich immerhin alle Beteiligten, dass die Diskussion über die Weiterführung der Agrarpolitik nach 2020 möglichst bald beginnen sollte.       

 

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