Der Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie wurde von Bundestag und Bundesrat in Rekordtempo beschlossen. Die Umsetzung der Wende wird alle Betroffenen jedoch noch Jahre beschäftigen. Dies war eine zentrale Erkenntnis der WLV-Kreisverbandsvorsitzenden, die in der vergangenen Woche zur Vorstandssitzung nach Münster gekommen waren, berichtet das Landwirtschaftliche Wochenblatt Westfalen-Lippe.
Ein Problem sind die fehlenden Versorgungstrassen. In den nächsten Jahren müssen Netzbetreiber deshalb Leitungen u.a. auch Erdkabel von den Windenergieanlagen der Nordsee bis zu den großen Verbraucherregionen an Rhein, Ruhr und Main verlegen. Dabei werden Erdkabel auch durch landwirtschaftliche Nutzflächen gelegt. Dr. Rainer Schmidt Sachverständiger und Bodenkundler äußert sich zu den Folgen, die durch die Wärmeabstrahlung (70 °C) in 1,80 m Tiefe verlegten Erdkabel entstehen. „Eine solche Wärmequelle könnte dazu führen, dass sich im Boden eine höhere biologische Aktivität entfaltet und die Verdunstung zunimmt. Davon könnte auch der Pflanzenaufwuchs beeinflusst werden“. Schmidt schlug daher vor, die Verlegung der Kabel durch ein Monitoring zu begleiten und bei der Ausgestaltung von Entschädigungsregelungen großzügig zu verfahren.
Die WLV-Kreisverbandsvorsitzenden nahmen die Diskussion mit den Experten zum Anlass, um die Rechte der betroffenen Grundstückseigentümer und Bewirtschafter erneut zu bekräftigen. In einer Beschließung forderten sie
·die strikte Beachtung des Bodenschutzes bei der Errichtung der Energieleitungstrassen
·die Umsetzung der Baumaßnahmen ohne Ausweisung von Ausgleichsflächen für Natureingriff
·eine angemessene, jährliche Vergütung für die Nutzungsmöglichkeiten der Leitungsbetreiber,
·die Abschaffung der neu eingeführten vorzeitigen Enteignungsmöglichkeiten.
Der WLV und der Deutsche Bauernverband werden in den kommenden Monaten Initiativen starten, um diese Forderungen gegenüber der Politik durchzusetzen.