Die europäischen Verbraucher werden auf ihren Tellern auch weiterhin kein Hühnerfleisch finden, das ein Chlorbad durchlaufen hat, selbst wenn es sich dabei um US-Importware handelt. Einen Entwurf der Kommission, der die Grundlage für solche Einfuhren geschaffen hätte, schmetterten die EU-Agrarminister am vergangenen Donnerstag in Brüssel in seltenem Einvernehmen ab. Lediglich Großbritannien konnte sich nicht zu einem klaren Nein durchringen und enthielt sich der Stimme.
EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou zeigte sich gegenüber Journalisten nicht zerknirscht. "Ich bin nicht enttäuscht, weil ich diese Entscheidung erwartet habe", so die Kommissarin. Damit spielte Vassiliou auf die Abstimmung im Ständigen Ausschuss für Tiergesundheit und Lebensmittel an, die das jetzt getroffene Ergebnis bereits im Juni vorweggenommen hatte. Es ist in Brüssel ein offenes Geheimnis, dass der Kommissionsvorschlag nur auf transatlantischen Druck zustandegekommen ist. "Ich möchte meiner Hoffnung Ausdruck geben, dass die USA die Bedenken der Mitgliedstaaten akzeptieren", betonte Vassiliou.
Staatssekretär Gert Lindemann warnte am Freitag davor, in der Abstimmung ein dramatisches Signal an die Adresse Washingtons zu sehen. Man habe damit nur die Nahrungsmittelproduktion in der EU verteidigt, es gehe nicht um Protektionismus. Die Botschaft laute, wer mit Europa Handel treiben wolle, müsse sich an den Abläufen der hiesigen Produktionskette orientieren. Die Behandlung von Geflügelschlachtkörpern mit bakterienabtötenden Stoffen sei schließlich auch in den USA nicht vorgeschrieben, sondern nur eine Möglichkeit zur Verbesserung des Hygienestatus.