Erst fehlte der Regen, jetzt blockiert er die weitere Ernte und bringt die Bauern gegen die Lohnunternehmer auf. Die Süddeutsche Zeitung hat sich im Kreis Erding umgesehen. "Wenn es nicht bald trocken und warm wird, müssen wir um die Hälfte unseres Ertrags fürchten", schimpfen die örtlichen Bauern.
Bernhard Ertl vom Maschinenring in Erding entgegnet, dass die Zeitfenster einfach enorm kurz sind in diesem Jahr. Die Lohnunternehmen hätten in der vergangenen Woche bis in die frühen Morgenstunden gearbeitet, doch der Mähdrescher hätte überall gleichzeitig sein müssen. Bei 30 Lohnunternehmen und 13 000 ha Winterweizen im Landkreis sei das schlichtweg nicht möglich, so Ertl.
Das Landwirtschaftsamt geht unterdessen davon aus, dass erst etwa ein Drittel bis die Hälfte der reifen Feldfrüchte geerntet ist.
Verzweifelt bis wütend hätten einige Bauern beim Maschinenring angerufen und wollten die Lohnunternehmen haftbar machen, mit denen sie normalerweise gut zusammenarbeiten, berichtet Ertl der Zeitung weiter. "Wenn das Getreide des Nachbarn rechtzeitig gedroschen wird und das eigene nicht - das tut furchtbar weh." Zumal die Erträge in diesem Jahr eigentlich gut wären. "Alle sind nervös, die Nerven liegen blank", sagt Ertl. "Die Stimmung unter den Bauern wird immer aggressiver."
Die Sorge der Landwirte ist verständlich: Jeden Tag, den der Winterweizen noch auf den Feldern steht, sinkt die Qualität. Gerät das Korn in "Keimstimmung", verändert sich seine Enzymaktivität und es ist nicht mehr für die Lebensmittelherstellung, sondern nur noch als Tierfutter oder für die Produktion von Biogas zu verwenden. Das kann den Preis von etwa 20 Euro je Doppelzentner um bis um die Hälfte drücken. Das Warten geht also weiter. (ad)