In der Parteienfamilie der europäischen Volksparteien (EVP) hat der ehemalige finnische Ministerpräsident und Finanzminister Alexander Stupp seine Kandidatur für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten am Dienstag in Straßburg erklärt.
Damit bewirbt sich - nach dem Verzicht von Brexit-Chefverhandler Michel Barnier - neben dem CSU-Europaabgeordneten Manfred Weber ein zweiter EVP-Kandidat um die Nachfolge von Jean-Claude Juncker. Anfang November wird sich zeigen, ob der Niederbayer in Helsinki die EVP-Delegierten mehrheitlich für eine Spitzenkandidatur gewinnen kann.
Weber genießt als EVP-Fraktionsvorsitzender der größten im EU-Parlament vertretenen Parteien Wertschätzung
als bodenständiger Brückenbauer der zunehmend divergierenden nationalen Interessen.
Der derzeitige Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank (EIB) aus Finnland, Stubb, punktet mit Doktorhut der renommierten London School of Economics und trug seine Bewerbung vor der Presse in fließendem Deutsch, Französisch und Englisch vor. Der gelernte Ingenieur Manfred Weber weiß sich derweil recht perfekt in Englisch auf der europäischen Bühne verständlich zu machen.
Dass nur ein französisch parlierender Kandidat Chef der von Frankreichs Strukturen geprägten Brüsseler Behörde werden kann, wird von Brüsseler Beobachter als absurd angesehen. Seit der großen EU-Osterweiterung stellt Englisch die lingua franca in den EU-Institutionen dar.
Im Dezember wollen die sozialdemokratischen und progressiven Parteien Europas ihren Spitzenkandidaten küren. Auf dem Kandidatenkarussell werden der 1. Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans aus den Niederlanden und die aus Dänemark stammende liberale Politikern und EU-Wettbewerbskommissarin Margarete Vestager noch als ernstzunehmende Konkurrenten genannt.
Die EU-Wahlen des Europäischen Parlaments und die Neuwahl des EU-Kommissionspräsidenten stehen für Mai 2019 an.