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Verbundprojekt „SocialLab“

Gesellschaftliche Kritik an der Tierhaltung besser verstehen

Der Wunsch nach mehr Tierwohl steht in der deutschen Bevölkerung weit oben. Für die meisten Menschen hat das Tierwohl einen höheren Stellenwert als Umweltziele, arbeitswirtschaftliche Ziele der Betriebe oder selbst Aspekte der Arbeitssicherheit. Für die letztgenannten Bereiche wird von der Landwirtschaft erwartet, dass sie Lösungen findet.

Lesezeit: 3 Minuten

Das sind wesentliche Erkenntnisse aus dem Verbundprojekt „SocialLab“, an dem acht Forschungseinrichtungen unter Federführung des Braunschweiger Thünen-Instituts (TI) für Marktanalyse beteiligt waren und dessen Ergebnisse am Dienstag vergangener Woche im Bundeslandwirtschaftsministerium in Berlin vorgestellt wurden.

Ressortchefin Julia Klöckner bezeichnete das von ihrem Haus mit 2,4 Mio Euro geförderte Forschungsvorhaben als „eines der spannendsten, das wir unterstützen“. Geforscht werde entlang der Frage, „was wir tun können, damit die Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren in Deutschland eine bessere Akzeptanz findet“. Für sie sei wichtig, so Klöckner, dass das „Social Lab“ bei Verbrauchern wie Landwirten Bewusstsein schaffe für die Position des jeweils anderen. Für die Arbeit ihres Ressorts sei es von großer Bedeutung zu erfahren, „wo die Defizite liegen beim Verstehen“. Man werde die Ergebnisse des Forschungsprojekts konkret für die Entwicklung der geplanten Informationskampagne zum staatlichen Tierwohlkennzeichen nutzen, kündigte die Ministerin an.

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Landwirte wollen mehr Tierwohl

Ziel des Verbundprojektes war es, die bestehende gesellschaftliche Kritik an der Nutztierhaltung besser zu verstehen. In dem Forschungsprojekt setzten die Projektpartner einen breiten Methodenmix aus Befragungen, Analyse von Einkaufsdaten, Eye-Tracking, aber auch innovativen neurowissenschaftlichen Verfahren ein. So kamen sie zu differenzierten Aussagen hinsichtlich den Verbrauchererwartungen und dem Verbraucherverhalten, zu den Einstellungen der Landwirte und zu den Möglichkeiten des Lebensmitteleinzelhandels. Eine zentrale Rolle in den Gruppendiskussionen mit Verbrauchern stießen den Wissenschaftlern zufolge Zielkonflikte.

Konsumenten müssten sich nicht nur zwischen billigen und hochpreisigen, dafür tiergerecht produzierten Waren entscheiden. Auch zwischen Aspekten wie Tierwohl, Umweltschutz und Klimawirkungen gelte es, abzuwägen. Bei den Befragungen habe sich oft Hilflosigkeit im Umgang mit sich widersprechenden Zielen gezeigt sowie die Tendenz, diese Zielkonflikte zu verdrängen. Zielkonflikte gibt es laut den SocialLabForschern auch in den landwirtschaftlichen Betrieben. Viele Landwirte stünden vor der Frage, an welchen Stellschrauben sie drehen sollen, ohne an den Verbraucherwünschen vorbei zu produzieren. Gespräche mit Landwirten hätten gezeigt, dass Entwicklungen, die ein Mehr an Tierwohl ermöglichen, durchweg begrüßt würden. Allerdings würden die derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen dafür als wenig förderlich wahrgenommen.

Wissen begrenzt

Maßgeblich geprägt werde das Bild der Bevölkerung über Tierhaltung durch die Medien. Die Berichterstattung darüber nehme insbesondere in den Printmedien seit Jahren zu. Sie sei in der Regel anlassbezogen. In den Regionalmedien stünden vor allem die lokalen Facetten der Tierhaltung im Vordergrund, sowohl in positiver Hinsicht wie bei der Darstellung bäuerlicher Familienbetriebe als auch bei Problemen, etwa bei Stallbaukonflikten. Insgesamt, so hätten die Analysen gezeigt, sei die Themenvielfalt groß. Es werde vielfach abwägend und nicht wertend berichtet, auch wenn zunächst ein Problem als Aufhänger diene. Nur begrenzt ist den Wissenschaftlern zufolge die Wirkung einer Informationspolitik, um über die Realitäten der landwirtschaftlichen Tierhaltung aufzuklären. „In einer urbanen Gesellschaft bleibt das Wissen trotz intensivierter Medienberichterstattung begrenzt“, heißt es in dem Abschlussbericht.

Gleichzeitig gehöre zum Wesen der Demokratie, dass die Bürger dennoch Bewertungen vornähmen. Ein ausschlaggebender Faktor dabei sei Vertrauen. Das sei zwar im direkten Dialog zwischen Landwirten und Verbrauchern gegeben, falle aufgrund der geringen Anzahl an direkten Kontakten jedoch insgesamt auch nur gering aus. Annäherungen könnten sich aber in Diskursprozessen ergeben, auch wenn es schwierig sei, die große Diskrepanz zwischen den tief verankerten Bildern von „Massentierhaltung“ und „Museumslandwirtschaft“ zu überbrücken. Eine erhebliche Verantwortung komme dem Lebensmitteleinzelhandel zu, der täglich am Point-of-Sale mit den Verbrauchern kommuniziere.

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