Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, zieht einen Zusammenhang zwischen deutschen Agrarexporten und der Flüchtlingskrise. Im Bundestagswahlkampf wollen die Grünen Ernährung und Agrarpolitik zum Thema machen.
Hofreiter übt harte Kritik an der deutschen Agrarpolitik und macht sie für die Flüchtlingskrise mitverantwortlich. "Die aktuelle Agrarpolitik von EU-Kommission und Bundesregierung nach dem Motto 'Immer mehr, immer billiger', löst nicht nur in Deutschland enormes Tierleid und Umweltprobleme aus", sagte Fraktionschef Anton Hofreiter im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Wir exportieren mit Dumpingpreisen für Nahrungsmittel auch noch gewaltige Probleme ins Ausland - und schaffen etwa bei afrikanischen Bäuerinnen und Bauern genau die Perspektivlosigkeit, die sie in die Flucht treibt", so Hofreiter weiter.
Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag fordert von Bundesagrarminister Christian Schmidt ein radikales Umsteuern. „Das System unserer Agrarpolitik funktioniert nicht mehr. Es produziert zu viele Verlierer", sagte Hofreiter der SZ. Er begründete das mit dem Höfesterben, dass vor allem kleine Betriebe treffe, weil sie dem Kostendruck nicht standhalten könnten. Um zu überleben, versuche die Branche, mehr in alle Welt zu exportieren, vergrößere Ställe und Produktionsanlagen. Das treffe Kleinbauern hier und in Entwicklungsländern hart, so Hofreiter weiter.
In Deutschland müsse die Politik jetzt rasch Anreize für mehr Qualität setzten, nicht für Quantität, lautet sein Gegenkonzept. "Wir brauchen mehr gesetzlichen Tierschutz", sagte Hofreiter weiter. Von der Bundesregierung fordert der Grünen-Spitzenpolitiker eine Kennzeichnungspflicht für Fleisch.
Hofreiter kündigt zudem an, dass die Grünen die Ernährung zum Wahlkampfthema machen. „Im Bundestagswahlkampf sollte es um die Themen gehen, die die Menschen beschäftigen. Gesunde Lebensmittel und eine andere Landwirtschaft gehören sicher dazu“, sagte Hofreiter.