Am Montag haben die Bürger im US-Bundesstaat Kalifornien darüber abgestimmt, ob Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Bestandteilen gekennzeichnet werden müssen oder nicht. 47 % waren für solch eine Deklarationspflicht, 53 % dagegen.
Wie das Portal transgen berichtet, waren die Befürworter im Sommer noch in der Überzahl. Erst vor einigen Wochen habe sich die Meinung geändert, wofür die teuren Kampagnen der Agrarkonzerne verantwortlich sein sollen. Hersteller wie Monsanto, DuPont, BASF und Bayer hatten mit TV-Clips vor den Folgen einer Kennzeichnung gewarnt, die eine spürbare Verteuerung der Lebensmittel bringen würde. Die Verbraucher müssten dann den höheren Aufwand für eine Trennung von gentechnisch veränderten und konventionellen Lebensmitteln bezahlen, obwohl die Produkte alle gleich ungefährlich seien, hieß es.
Nun muss sich die Agrarindustrie den Vorwurf gefallen lassen, die Zustimmung der Bürger erkauft zu haben. Denn den 40 Mio. Euro Etat der Kennzeichnungsgegner standen nur 8 Mio. Euro der Befürworter gegenüber. Doch trotz geringerer Finanzausstattung haben offenbar auch die Gentechnikgegner tief in die Kampagnenkiste gegriffen. Laut Transgen hätten sie die Gentechnik für Krebs, Übergewicht und Allergien verantwortlich gemacht. Da jeder Amerikaner aber im Schnitt pro Jahr 80 kg gentechnisch veränderte Produkte zu sich nimmt, hätten ihnen viele Wähler die Befürchtungen nicht abgenommen, so Beobachter. Schließlich gebe es offenkundig keine gesundheitliche Schäden.
Grüne sehen Trendwende in den USA
Trotz der Niederlage für eine Kennzeichnung sieht der Sprecher für Agrogentechnik der Grünen, Harald Ebner, ein Umdenken der US-Bürger. 47 % Zustimmung seien angesichts der „Angstkampagnen im TV“ der Agrarkonzerne beachtlich.
Dass Monsanto, Coca-Cola, Nestlé und Co. soviel Aufwand zur Beeinflussung einer Volksabstimmung im Schatten der US-Präsidentschaftswahl treiben, hat laut dem Abgeordneten einen guten Grund: Genfood werde zum Ladenhüter, wenn es entsprechend deklariert ist; dies zeigten die Erfahrungen sowohl in Europa als auch in Australien, Indien oder China. Ein Sieg der Kennzeichnungsbefürworter hätte eine Revolution auf dem amerikanischen Lebensmittelmarkt ausgelöst, meint er.
„Kalifornien ist der bevölkerungsreichste und industriestärkste Bundesstaat. Durch eine kalifornische Kennzeichnungspflicht hätten auch andere Produzenten bald ihre Ware kennzeichnen müssen. Das in die Kampagne investierte Geld ist daher für die Konzerne sinnvoll angelegt“, erklärt Ebner. (ad)
Mehr:
Kalifornier stimmen über GVO-Kennzeichnung ab (6.11.2012)
Praxisbericht: Vom Essen und Einkaufen in den USA (5.11.2012)