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Meyer: Zu viel Gülle und Gärreste auf den Feldern

Die niedersächsische Landwirtschaftskammer (LWK) hat am Mittwoch den neuen Nährstoffbericht vorgelegt: Von Anfang Juli 2015 bis Ende Juni 2016 sind demnach in Niedersachsen rund 58,7 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger angefallen – eine Million Tonnen weniger als im Vorjahreszeitraum. Laut der Kammer lag das u.a.

Lesezeit: 6 Minuten

Die niedersächsische Landwirtschaftskammer (LWK) hat am Mittwoch zum vierten Mal im Auftrag des Agrarministeriums  einen Nährstoffbericht vorgelegt: Von Anfang Juli 2015 bis Ende Juni 2016 sind demnach in Niedersachsen rund 58,7 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger, also Gülle, Mist und Gärreste, angefallen – eine Million Tonnen weniger als im Vorjahreszeitraum.


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Laut der Kammer lag das u.a. am Rückgang der Zahl an Schweinen, Hühnern und Puten. Überdies sank der Stickstoffüberschuss leicht von 80.000 Tonnen auf 70.000 Tonnen, da über den Handel erheblich weniger Mineraldünger in Niedersachsen abgesetzt wurde.


Für Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) ist das aber immer noch zu viel Gülle auf den Feldern. Er präsentierte den Nährstoffbericht zusammen mit LWK-Präsident Gerhard Schwetje und Franz Jansen-Minßen, Leiter der vom Land neu geschaffenen und bei der LWK angesiedelten Düngebehörde. 

 

Optimistisch stimme ihn, „dass wir es auf Basis des geltenden Düngerechts geschafft haben, das Flächendefizit zu halbieren“, so Meyer. Fehlten zuvor in den Überschussregionen etwa 40.000 Hektar für eine ordnungsgemäße Ausbringung von Wirtschaftsdüngern, so sind es laut Nährstoffbericht nun noch 20.000 Hektar. Meyer: „Gemeinsam mit den Bauern können wir es also schaffen. Ziel muss eine an die Fläche gebundene Tierhaltung sein. Dazu können Tierwohlinitiativen mit mehr Platz pro Tier sowie weniger Tiere pro Stall erheblich beitragen.“ Zur Wahrheit gehöre jedoch auch, „dass die vom Bund wegen Verstoßes gegen die EU-Nitratrichtlinie endlich auf den Weg gebrachte Novellierung des Düngerechts die Lage wiederum verschärfen wird“.


Verschärfungen durch neue Dünge-VO kommen


Die neue Düngeverordnung, die noch der Zustimmung des Bundesrats bedarf, sieht laut Meyer strengere Grenzwerte vor. So sind ab dem Jahr 2020 lediglich noch 50 statt bisher 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar sowie ab dem Jahr 2023 nur noch zehn statt 20 Kilogramm Phosphat pro Hektar an Nährstoffüberschüssen gestattet. Die Folge: Sobald das neue Düngerecht in Kraft ist, steigt laut Nährstoffbericht das Flächendefizit in den Überschussregionen wieder auf mehr als 100.000 Hektar. Sie fehlen dann für eine ordnungsgemäße Ausbringung von Wirtschaftsdünger.


Wie gravierend die Veränderung sein wird, zeigt diese Bilanz: Nach aktuellem Düngerecht halten sämtliche Landkreise die Stickstoff-Obergrenze für Wirtschaftsdünger ein. Die neue Verordnung berücksichtigt jedoch alle organischen Dünger und damit auch pflanzliche Gärreste. Das heißt: Fünf Landkreise würden dann die Obergrenze verfehlen und sieben andere Landkreise nahe der zulässigen Marge von pro Hektar 170 Kilogramm Stickstoff aus Wirtschaftsdünger sein.

 

LWK-Präsident Gerhard Schwetje lobte unterdessen, „dass sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die gemeldete Menge an Wirtschaftsdüngern und Gärresten bei beachtlichen 165.000 Einzelmeldungen um 1,5 Millionen Tonnen auf 35,4 Millionen Tonnen erhöht hat“. Zudem seien aus der Überschussregion Weser-Ems zusätzlich etwa 200.000 Tonnen Wirtschaftsdünger verbracht worden. Schwetje: „Insgesamt beträgt die transportierte Menge aus dieser Region rund 2,8 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger und Gärreste.“

 

Schwetjes Appell an die Bauern: „Der Mineraldüngereinsatz ist nach dem Pflanzenbedarf zu kalkulieren – und zusätzlich muss künftig unter Berücksichtigung der in Niedersachsen zur Verfügung stehenden großen Mengen an organischen Düngern wie Gülle, Mist und Gärresten noch mehr Mineraldünger durch Wirtschaftsdünger ersetzt werden.“ Der Leiter der neuen Düngebehörde, Franz Jansen-Minßen ergänzte: „Wir haben bei den organischen Nährstoffen nach wie vor ein Mengen-  und Verteilproblem.“ Und: „Das lässt sich künftig nicht allein über die Verteilung lösen.“

 

Für Meyer bleibt dagegen klar, dass die Überdüngung eine der Hauptursachen für Boden- und Gewässerbelastung sei, die Landwirtschaft stehe daher in besonderer Verantwortung. „Es werden weiterhin zu viele Tiere auf zu wenig Platz gehalten“, sagte der Agrarminister. Besonders Niedersachsen als Agrarland Nummer 1 in Deutschland sei von den Folgen betroffen. Meyer: „Während bundesweit nach dem jüngsten Nitratbericht der Bundesregierung etwa 28 Prozent der Grundwasser-Messstellen eine höhere Belastung als den zulässigen Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter aufweisen, sind es in Niedersachsen sogar rund 38 Prozent.“ Von den gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie bewerteten 90 vollständig in Niedersachsen liegenden Grundwasserkörpern seien 47 Prozent in einem chemisch schlechten Zustand. Das entspreche einer Flächenausdehnung von etwa 60 Prozent der Landesflächen.


Verstärkte Anstrengungen weiterhin erforderlich


„Wir dürfen trotz wichtiger Fortschritte bei der Bewältigung der Nährstoffüberschüsse nicht in unseren Anstrengungen nachlassen“, erklärte am Mittwoch zudem der Vorsitzende des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland (AEF), Uwe Bartels. Die Herausforderungen für die Zukunft seien angesichts der neuen DüngeVO und des Düngegesetzes für das Oldenburger Münsterland immens.


"Es fehlen allein den Landkreisen Vechta und Cloppenburg 63.500 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Gleichzeitig gibt es seitens des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) Berechnungen, die das Aufnahmepotenzial in den niedersächsischen Ackerbauregionen bereits zu 48% durch Nährstoffe aus Weser-Ems als ausgeschöpft sehen." Damit werde klar, dass das Problem wird nicht allein durch Verteilung gelöst werde.

 

„Wir werden in Zukunft stärker auf technische Voll-Aufbereitungslösungen sowie anderer Konditionierungstechniken in der Region setzen müssen“, so Bartels. Die Unternehmen der Region seien darauf durchaus vorbereitet. „Wenn alle die noch verbleibende Zeit bis zum Inkrafttreten der neuen rechtlichen Regelungen konstruktiv stützten, dann sei die Herausforderung auch unter wirtschaftlichen Aspekten bewältigbar“, stellte Bartels fest.


Hilse: Bauern suchen neue Formen der Kooperation


Der Nährstoffbericht zeigt laut Landvolkpräsident Werner Hilse einen immer deutlicheren Trend dahin, dass die Landwirte die Nährstoffüberschüsse verringern. „In Regionen, in denen unsere Familienbetriebe überwiegend von der Nutztierhaltung leben und gleichzeitig viele Biogasanlagen errichtet wurden, sind die Vorgaben der neuen Düngeverordnung dennoch eine sehr hohe Hürde“, verdeutlicht Hilse. Aber auch hier suchten die Landwirte neue Formen der Kooperation, um diese Hürden abzubauen.


Dazu zählt das Landvolk  unter anderem die Intensivierung der Kreislaufwirtschaft zwischen Futtermittel produzierenden Ackerbauern und Wirtschaftsdünger liefernden Tierhaltern. Aktuelle Zahlen belegen, dass die Landwirte in Niedersachsen im vergangenen Düngejahr 2015/16  rund 53.000 t Stickstoffmineraldünger weniger eingesetzt haben als im Vergleich zum Vorjahr. „Hier müssen wir noch stärker ansetzen und den Mineraldünger weiter durch Wirtschaftsdünger substituieren“, sagt Hilse.


Zum Schutz der Oberflächengewässer vor Nährstoffeinträgen sieht die Düngeverordnung auf  Flächen ohne große Hangneigung ein Düngungsverbot auf einem Randstreifen zu Gewässern von einem Meter vor. „ Uns steht heute die notwendige Technik zur Verfügung, um diese Vorschrift einhalten zu können. Der von Niedersachsens Umweltminister Stephan Wenzel mit dem Wassergesetz vorgeschlagene ungedüngten Randstreifen von fünf Metern Breite ist damit überhaupt nicht nötig“ kritisiert Hilse.

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