Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) blickt vorsichtig optimistisch in das neue Jahr. Allerdings dürfte 2010 nach Ansicht von Verbandspräsident Franz-Josef Möllers ein Jahr werden, das die Bauern fordern wird. Nachdem die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 zu einem teilweise dramatischen Preisverfall bei Nahrungsmitteln geführt habe, gewinne die wirtschaftliche Erholung auf wichtigen Exportmärkten langsam wieder an Fahrt, sagte Möllers vergangene Woche in Münster.
Ob die inländische Nachfrage ebenfalls anziehen werde, sei hingegen angesichts steigender Arbeitslosigkeit offen. "Entgegen unserer ursprünglichen Hoffnung hat die weltweite Krise voll auf unsere Höfe durchgeschlagen und die Liquidität der Betriebe aufgezehrt", beklagte der WLV-Präsident. Gegenwärtig reiche das durchschnittliche Einkommensniveau in der Landwirtschaft nicht aus, um langfristig eine nachhaltige Bewirtschaftung sicherzustellen. Die Bewältigung der Krise verlange Mut und Verstand, und zwar vom Unternehmer vor Ort ebenso wie von der Politik, auf deren Flankenschutz die heimische Landwirtschaft angewiesen bleibe.
Milcherzeuger erleben regelrechten Absturz
Laut Angaben von Möllers stieg der durchschnittliche Gewinn der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Westfalen-Lippe im Wirtschaftsjahr 2008/09 nach vorläufigen Zahlen um 2,6 % auf rund 36 900 Euro. Allerdings stelle sich die wirtschaftliche Situation zwischen den verschiedenen Produktionsrichtungen so unterschiedlich dar wie selten zuvor. Während Schweine- und Bullenmäster sowie Ferkelerzeuger nach teilweise desaströsen Ergebnissen in den Vorjahren deutlich zulegt hätten, sei der Gewinn der Ackerbauern aufgrund der Probleme bei der kostendeckenden Vermarktung der Ernte im Schnitt um 9,4 % zurückgegangen. Einen regelrechten Absturz hätten die Milcherzeuger erlebt, so Möllers. Deren Unternehmensergebnisse seien im Durchschnitt um 41,1 % auf nur noch 35 120 Euro gesunken. Besonders gravierend sei, dass in fast allen wichtigen Produktionsrichtungen die EU-Ausgleichszahlungen 2008/09 mindestens die Hälfte des Unternehmensergebnisses ausmachten.