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Neues Dokument: Entwarnung bei EU-Ökoverordnung zu früh

Die zuletzt gegebene Entwarnung für die europäische Bio-Branche erscheint verfrüht. Aus neuen Dokumenten geht hervor: Bio-spezifische Rückstandsgrenzwerte sind längst nicht vom Tisch. Bio-Bauern müssen damit rechnen, dass ihnen bei kleinsten Pflanzenschutzmitteleinträgen in ihre Ernte das Bio-Zertifikat entzogen wird!

Lesezeit: 3 Minuten

Die zuletzt gegebene Entwarnung für die europäische Bio-Branche erscheint verfrüht. Aus Brüsseler Dokumenten von heute, die top agrar vorliegen, geht hervor: Bio-spezifische Rückstandsgrenzwerte sind längst nicht vom Tisch.

 

Europäische Bio-Bauern müssen weiter damit rechnen, dass ihnen bei kleinsten Pflanzenschutzmitteleinträgen in ihre Ernte, wie sie z.B. durch windbedingte Abdrift vom konventionellen Nachbarn entstehen können, das Bio-Zertifikat entzogen wird.

 

Das geht aus top agrar vorliegenden Dokumenten von heute zum Stand der Brüsseler Verhandlungen über die EU-Ökoreform hervor. Die EU-Kommission hatte EU-Parlament und -Rat dazu gedrängt, bio-spezifische Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel-Rückstände in Lebensmitteln einzuführen. Bislang gelten in der Bio-Branche die gleichen Grenzwerte wie für alle Lebensmittel nach dem Motto: Sicher ist sicher.

 

Am Mittwoch soll es hierzu zu einer weiteren Trilogrunde zwischen den Brüsselern Institutionen kommen. Zuvor findet am Montag der Sonderausschuss Landwirtschaft des Rates statt. Die slowakische Ratspräsidentschaft skizziert  in einem Dokument zur Vorbereitung dieser Runde den aktuellen Verhandlungsstand wie folgt: Sollten Behörden Rückstände in Bio-Produkten finden, sollen sie deren Vermarktung als Bio- oder Umstellungsware vorläufig verbieten. Die Kommission solle künftig per delegiertem Rechtsakt – also nach eigenem Ermessen – entscheiden, wie Rückstände gemessen und bewertet werden. "Damit wären bio-spezifischen Rückstandsgrenzwerten wieder Tür und Tor geöffnet. Bio-Bauern müssten für Einträge haften, die nicht in ihrem Einflussbereich liegen", sagt Bioland-Präsident Jan Plagge gegenüber top agrar.

 

Somit ist die Diskussion um eine Gefährdung der europäischen Bio-Branche noch nicht vom Tisch. Insbesondere die deutschen Bio-Verbände fürchten, dass als Grenzwert künftig die "Nachweisgrenze" gelten könnten. Weil moderne Messtechnik schon geringste Einträge von Pflanzenschutzmitteln nachweisen kann, müssten Bio-Bauern mit konventionellen Nachbarbetrieben laufend den Entzug ihrer Zertifizierung fürchten.


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BMEL: „Bauern nicht verantwortlich machen“


Das Bundeslandwirtschaftsministerium stellte sich gegenüber top agrar heute ebenfalls gegen die Einführung von gesonderten Schwellenwerten für Rückstände. „Die Produzenten können nicht generell für alle Belastungen, auch für die, die definitiv nicht in ihrem Einflussbereich liegen, verantwortlich gemacht werden“, so ein Sprecher. Für den Gesundheitsschutz der Verbraucher seien ohnehin die für alle Erzeugnisse, konventionell wie ökologisch, geltenden Rückstandshöchstwerte entscheidend.


Häusling widerspricht


Martin Häusling, Mitglied, der Grünen-Fraktion im Europäischen Parlament, interpretiert den aktuellen Verhandlungsstand jedoch anders. Im Interview mit der taz vermeldete er, dass die EU-Kommission ihre Forderung nach bio-spezifischen Grenzwerte nun fallen habe lassen. Stattdessen schlage sie vor, die Zertifizierung zu entziehen, sobald zwei oder drei verschieden im Ökolandbau verbotene Substanzen in einem Bio-Produkt gefunden würden.


Genauer Grenzwert ungeklärt


Bleibt die Frage: Ab welchem Grenzwert gelten die Substanzen als "gefunden"? Dem Pressedienst AgraEurope sagte Häusling, es sei bisher ungeklärt, ob es sich um die Nachweisgrenze oder einen definierten Wert – z.B. das Dreifache der Nachweisgrenze – handeln soll. Zudem müsse man klären, wie viele Produkte überhaupt von der neuen Regelung betroffen wären. Es sei nicht klar, „über welche Mengen man eigentlich redet.“

 

Häusling stand top agrar am Freitag nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.


Entscheidung kommende Woche


Am Mittwoch, 7.12.2016, steht die nächste Trilogrunde in Brüssel an. Nach Häuslings Einschätzung könnte es dort zu einer Einigung zwischen den EU-Institutionen kommen. Bio-Bauern und Umstellungsinteressierte wüssten dann, was auf sie zukommt.

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