Der illegale Handel mit krankem Vieh ist in Polen nach Einschätzung von Experten weit verbreitet. „Das sind keine Einzelfälle, dass Bauern diese Tiere nicht registrieren und sie an Händler verkaufen“, so der Veterinärarzt Marek Michoski gegenüber der Zeitung „Fakt“.
Diese Händler zu finden, ist nach Recherchen des Blattes nicht schwer. In Branchenzeitungen und im Internet würden zuhauf Annoncen von Interessenten veröffentlicht, die krankes Vieh gegen Bargeld kauften und rund um die Uhr abholten. Die Zeitung einigte sich nach eigener Darstellung bei Telefonaten mit den Händlern problemlos auf den Verkauf von Tieren ohne Formalitäten.
Diese kriminelle Praxis ist in Polen Gesprächsthema, seit die Polizei Mitte März einen Transport mit 24 Kühen stoppte. Neun der Tiere waren tot, die anderen schwer verletzt; teilweise litten die Kühe unter Knochenbrüchen. Sämtliche Tiere wurden eingeschläfert.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Abnehmer, einen 43-jährigen Inhaber eines Schlachtbetriebs aus dem Regierungsbezirk Lodz, der mindestens 16 Metzgereien in seinem Umkreis belieferte. In einem Kühlwagen des Mannes fand die Polizei außerdem 18 t Fleisch, zu dem keine veterinärmedizinische Dokumentation vorlag, welches aber offenbar dennoch ausgeliefert werden sollte. Die Polizei kündigte an, auch die Verkäufer der Tiere ausfindig zu machen und die Abnehmer des Schlachtbetriebes umfassend zu prüfen.
Dem zunächst festgenommenen und dann gegen eine Kaution von 150 000 Zl (36 015 Euro) freigelassenen Mann drohen nach Medienberichten bis zu acht Jahre Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft ermittle wegen Betrugs sowie Verstößen gegen das Tierschutzgesetz und die Vorschriften zur Bekämpfung von Tierkrankheiten. AgE