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Stimmen zum Kauf von Monsanto durch Bayer

Das deutsche Chemieunternehmen Bayer kauft für 66 Mrd. Dollar den amerikanischen Gentechnikkonzern Monsanto. Besorgt darüber zeigt sich DBV-Präsident Joachim Rukwied. Er kann nur für die Landwirte hoffen, dass es weiterhin einen gesunden Wettbewerb zwischen den Anbietern gibt.

Lesezeit: 7 Minuten

Das deutsche Chemieunternehmen Bayer kauft für 66 Mrd. Dollar den amerikanischen Gentechnikkonzern Monsanto. Besorgt darüber zeigt sich DBV-Präsident Joachim Rukwied. Er kann nur für die Landwirte hoffen, dass es weiterhin einen gesunden Wettbewerb zwischen den Anbietern gibt. „Diese Konzentrationsentwicklung betrachten Bauern mit Sorge, nicht nur in Europa, sondern beispielsweise auch in den USA“, sagte er gegenüber einer Zeitung.


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Regelrecht Sturm laufen dagegen Umweltverbände. „Die Übernahme wird die weltweite Abhängigkeit der Landwirte von multinationalen Konzernen verstärken, den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut und gefährlichen Chemikalien befördern und der Ausbreitung umweltschädlicher Monokulturen Vorschub leisten“, erklärte etwa der WWF am Mittwochabend. Verlierer würden die Kleinbauern und die Umwelt sein. Wenn Bundesregierung und EU wirklich eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft wollen, müssten sie diesen Deal stoppen, forderte der WWF. Nun gelte es, kartellrechtliche Fragen intensiv zu prüfen und gegenzusteuern.


Von einer schlechten Nachricht für Bauern weltweit, sprechen Misereor, Fian Deutschland, das Inkota-Netzwerk und Brot für die Welt. „Von Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung haben in den letzten Jahrzehnten jedoch nur die großen Akteure des weltweiten Agribusiness profitiert.“


"Ende der Nachhaltigkeit in der Landbewirtschaftung"


Nach Ansicht von Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann häuft der neue Agrochemiegigant eine bislang ungekannte Marktmacht an. „Er wird maßgeblich mitbestimmen, welches Saatgut und welche Pestizide auf den Markt kommen. Seine Entwicklungsarbeit wird sich noch mehr auf wenige Kulturpflanzen, lukrative Pflanzengifte und Gentechnik konzentrieren“, so Zimmermann.


Er rechnet damit, dass Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft auf der Strecke bleiben und dass die Lobbymacht des neuen Konzerns wachsen wird. Schon jetzt verstehe sich die deutsche Politik zu oft als verlängerter Arm der Industrie. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf jetzt stark bleiben und verantwortungsvolle Entscheidungen etwa gegen bienengefährdende Mittel oder Glyphosat zu treffen.


Grüne erwarten jetzt Zunahme des Welthungers


Auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anton Hofreiter, warnt vor der Marktmacht des neuen Großkonzerns. Er ist überzeugt, dass Bayer den Welthunger nicht bekämpft sondern künftig noch verstärkt. „Wer bereit ist so viel zu zahlen, spekuliert auf sprudelnde Einnahmen nach der Fusion. Bauern und Verbraucher werden dabei die Zeche zahlen. Ohnmächtig stehen sie dann einem weiteren Saatgutriesen gegenüber, der Preise und Angebot diktieren kann“, so Hofreiter.


Mit der Marktmacht dürfte jetzt auch die politische Macht von Bayer und Monsanto zunehmen, befürchtet der Politiker. Der Druck auf die EU werde noch größer, Gentechnik in Europa zuzulassen. Bei Glyphosat habe sich die Lobbyarbeit schon gelohnt. „Am Ende steht nicht weniger auf dem Spiel als das Recht auf Nahrung und der Erhalt von Biodiversität. Immer weniger Agrochemiekonzerne kontrollieren den Weltmarkt für immer weniger Saatgutsorten. Das ist das Gegenteil von Ernährungssouveränität, mit dem die Agrochemiekonzerne ihr Geschäftsmodell vermarkten“, sagt Hofreiter.


Margrethe Vestager soll´s verhindern


Und sein Parteikollege Martin Häusling aus der Grünen-Fraktion im EU-Parlament meint: „Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, welche Folgen dies für die bereits jetzt deutlich eingeschränkte Wettbewerbsstruktur auf dem europäischen Agrarmarkt, für die Wahlfreiheit der landwirtschaftlichen Erzeugung und sowie für den Verbraucherschutz haben wird. Diese Übermacht darf die EU nicht hinnehmen.“


Häusling fordert die deutschen Aufsichtsbehörden und die europäischen Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager daher auf, zu verhindern, dass Bayer den weltweiten Agrarchemiemarkt dominieren kann.

Aktion Agrar will gegen Bayer auf die Straße gehen


Auch die landwirtschaftskritische „Aktion Agrar“ setzt auf Vestager. Sie müsse diese Fusion untersagen. Die Aktivisten kündigen gleichzeitig Proteste gegen die dramatische Konzentration auf dem Saatgutmarkt an.

 

„Die größten Saatgutkonzerne der Welt kontrollieren schon über 75 Prozent des Saatgutmarktes. Bayer-Monsanto will sich jetzt mit Marktanteilen von rund 30 Prozent beim Saatgut und fast einem Viertel des globalen Pestizidmarktes an die Spitze dieser Konzerne katapultieren. Die Bayer-Chefetage hat sich von diesem Plan weder vom sinkenden Aktienkurs und dem lautstarken Protest seiner eigenen Aktionäre abhalten lassen, noch von dringenden Warnungen von Bauern-, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen“, so Jutta Sundermann, Mitgründerin von Aktion Agrar.

 

Gerade im Agrarbereich zeige sich, dass die Konzentration auf immer weniger Unternehmen voranschreite. Aktion Agrar warnt davor, dass so immer mehr Spielräume für dezentralere, bäuerliche Landwirtschaft zerstört werden.

 

Bislang zu wenig beachtet wird nach Ansicht der Kritiker auch der Einfluss der Banken auf die Konzerne: „Der Preis, den Bayer für Monsanto zahlt, ist nicht nur eine Zahl mit neun Nullen. Die Milliarden bedeuten auch eine verstärkte Abhängigkeit von den größten Banken der Welt. Die geben das Geld für den Deal und machen Druck, dass ihre Rendite auch in Zukunft stimmt. Zahlen werden dafür Bauern und Verbraucher weltweit“, warnt Sundermann.


AbL spricht von „Kampfansage“


Die kritische Bauern- und Saatgutbewegung sieht die geplante Übernahme als „Kampfansage, aber auch als Herausforderung um den zukünftigen Weg der Landwirtschaft“ an, kommentiert Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).


„Wir halten nichts von der Erzählung, dass das angebliche deutsche Vorzeigeunternehmen Bayer den bösesten Konzern der Welt übernimmt. Dem Bayer-Konzern geht es bei der Übernahme um die Macht der Lebensmittelerzeugung vom Acker des Bauern bis zum Teller der Verbraucher. Dies ist die Kampfansage an die Zivilgesellschaft. Wir sind aber vorbereitet.“

 

Auch Bayer habe versucht, mit gentechnisch veränderten Pflanzen auf Europas Äcker zu kommen, und sei am Widerstand der Aktionsgruppen gescheitert. Jetzt versuche Bayer erneut mit so genannten neuen Techniken, die Gentechnik europaweit durch die Hintertür zu platzieren.

„Wir Bäuerinnen und Bauern wissen, dass wir bei einer Abhängigkeit von multinationalen Konzernen nur verlieren können. Wir wollen nicht zu weltweit austauschbaren, billigen Rohstofflieferanten werden“, so Janßen.


Ebner: „Spritzmittel und Saatgut werden als Paket verkauft"


Harald Ebner von den Grünen fordert unterdessen, dass die Wettbewerbsbehörden den Deal gründlich prüfen müssten. Vordergründig könnte die Argumentation lauten: Bayer verkauft vor allem Chemie, Monsanto hauptsächlich Saatgut. Das ergänzt einander, ist laut Ebner aber auf den ersten Blick nicht exakt derselbe Markt, also wäre eine Fusion demnach möglich. „In Wahrheit werden aber patentiertes Saatgut und dazugehörige Pestizide und Düngemittel längst als kombiniertes System im Paket verkauft, so dass bei Bayer-Monsanto tatsächlich eine enorme Marktdominanz droht“, so der Politiker.


Seiner Ansicht muss Bayer nun sofort Monsantos aggressive Lobbyarbeit für Glyphosat sowie die Kennzeichnung von Neuer Gentechnik stoppen, sonst verspiele er im Handumdrehen das jahrzehntelang aufgebaute Vertrauen, das er als großer Arzneimittelhersteller bei vielen Menschen nach wie vor genießt.

Und sein Parteikollege Bernd Voß aus Schleswig-Holstein meint: „Wir dürfen uns als Gesellschaft nicht erlauben, dass Schlüsselfaktoren für unsere Ernährung derartig konzentriert in privater Hand riesiger Wirtschaftsunternehmen sind.“ Die Konzentration auf dem Markt sei höchst besorgniserregend.


Nabu: Milliarden-Deal zementiert Monopol der Agrarindustrie


Von einem „fatalen Signal“ für die weltweite Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen spricht der NABU. Mit diesem Milliarden-Deal werde die industrielle Landwirtschaft mit ihren schädlichen Folgen für Mensch und Natur weltweit zementiert -  zugunsten von Agrarkonzernen, die die Preise diktieren und Milliarden mit Pestiziden umsetzen, so die Naturschützer. 


Bayer-Monsanto beherrsche nun gemeinsam mit fast 25 Prozent den Markt für Agrochemikalien und besetze 30 Prozent des Marktes für Saatgut. „Bayer und Monsanto werden alles daransetzen, dass TTIP durchgeht, das Vorsorgeprinzip in der EU dem Innovationsprinzip weicht und Gentechnik insbesondere die neuen Technologien (Crisp/Cas) ohne besondere GVO-Regulierung aufs Feld kommen“, so NABU-Bundegeschäftsführer Leif Miller.

 

Die Gefahr dieses Monopols besteht aus NABU-Sicht auch darin, dass der Monsanto-Konzern, der auch im Bereich „Digital Farming“ führend ist, in Zukunft über enorme Datenmengen zur Beschaffenheit des Bodens, zur Produktivität, zu Düngemengen, Saatgutmischung und den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft weltweit verfügen könnte. „Das bedeutet, dass dann ein Mega-Konzern die gesamte landwirtschaftliche Produktion steuern wird. Wir können nur hoffen, dass hier die Kartellbehörden noch ein Wort mitsprechen werden.“

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