Mittelfristig werden sich die Preise auf den Weltagrarmärkten wieder erholen und dann auf einem höheren Niveau einpendeln als in der Vergangenheit. Das sagte der frühere Direktor für Handel und Landwirtschaft der OECD, Prof. Stefan Tangermann, am Freitag bei einem Forum auf Schloss Liebenberg nördlich von Berlin.
Tangermann wertet den Boom auf den Märkten in den Jahren 2007/08 als Ausnahme. Nachdem die Blase an den Rohstoffmärkten geplatzt sei, seien deren Auswirkungen durch die weltweite Finanzkrise noch verstärkt worden. Vor allem die Nachfrage nach höherwertigen Nahrungsmitteln wie Milchprodukte und Fleisch habe durch die Finanzkrise einen zusätzlichen Dämpfer erhalten. Inzwischen stünden die Zeichen jedoch auf Stabilisierung. So erwartet der Wissenschaftler einen allmählichen Anstieg der Weltmarktpreise für Magermilchpulver, Käse und Butter. Dies gelte auch für pflanzliche Produkte. Die Weltmarktpreise für Ölsaaten, Weizen und Mais werden seiner Einschätzung nach künftig ebenfalls höher bleiben als vor dem Boom. Tangermann betonte, nach Überwindung der Finanzkrise würden wieder die längerfristigen Faktoren auf die Agrarmärkte wirken. Dies seien eine weiter wachsende Weltbevölkerung, begrenzte Anbauflächen und die steigende Nachfrage nach Agrarprodukten, die nicht zuletzt durch die politisch gewollte Ausweitung der Bioenergie noch befördert werde. Preistreibend werde sich auch der Klimawandel auswirken, sagte der renommierte Agrarökonom voraus. Aufgrund sinkender Erträge vor allem in niedrigeren Breitengraden könnten Entwicklungsländer künftig gezwungen sein, bis zu 40 % mehr Getreide zu importieren als derzeit.