Umweltpolitiker des Europäischen Parlaments verlangen schärfere Auflagen für Pflanzenschutzmittel, die in Zusammenhang mit dem „Bienensterben“ gebracht werden. „Wir können nicht weiter untätig rumsitzen, während unsere Bienenvölker mehr und mehr Gefahren ausgesetzt sind“, erklärte der SPD-Europaabgeordnete Jo Leinen vergangene Woche anlässlich einer Diskussion mit Experten der Europäischen Kommission über die Gutachten der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zur Bienengiftigkeit bestimmter Neonikotinoide.
Die EFSA hatte Mitte Januar Gutachten veröffentlicht, in denen sie negative Auswirkungen von Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam auf Bienen vermutet.
Leinen kritisierte, durch den Einsatz von Pestiziden würden die Bienenvölker geschwächt, vergiftet und auch getötet. Dabei leisteten die Insekten einen existentiellen Beitrag zur Nahrungsmittelversorgung; ihr Wohlergehen müsse höchste Priorität haben. Rund ein Drittel der globalen Lebensmittelproduktion und wahrscheinlich zwei Drittel der wichtigsten Nahrungspflanzen seien von Bestäubern wie Bienen abhängig. Dabei komme der Vielzahl der verschiedenen Arten eine besondere Bedeutung zu.
Der britische Liberale Chris Davies betonte, es gebe immer mehr Belege, dass Neonikotinoide unter Bienenvölkern verheerende Schäden anrichten könnten. Für die Europäische Kommission sei die Zeit zum Einschreiten gekommen. Sie müsse durch Kontrollen oder Verbote sicherstellen, dass Bienen über den Kontakt mit diesen Pflanzenschutzmitteln nicht geschädigt würden.
Ebner: Aigner soll Anwendungsverbot durchsetzen
Grünensprecher Harald Ebener rief Bundesagrarministerin Ilse Aigner in diesem Zusammenhang dazu auf, im Sinne des Vorsorgeprinzips sich in Brüssel für ein umgehendes Anwendungsmoratorium für Neonicotinoide einzusetzen. "Wenn wir auch in Zukunft noch bezahlbares Obst und Gemüse essen wollen, können wir es uns nicht leisten, dem Bienensterben weiterhin tatenlos zuzuschauen", erklärte er. Der Wert der Bestäubungsleistung von Bienen wird seinen Informationen nach allein für Deutschland auf 2,5 Mrd. Euro geschätzt, weltweit sogar auf bis zu 200 Mrd. Euro. Ebner wies darauf hin, dass sich die Giftwirkung über längere Zeit summiere. (AgE/ad)
Hintergrund:
Neue EFSA-Studie: Steilvorlage für Verbot der Neonicotinoid-Beizen? (22.1.2013)