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„Vom Spinner zum Winner“: Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann im top agrar-Interview

Vom Bauchladen-Verkäufer zum weltweit tätigen Kräuter-Guru: Johannes Gutmann hat mit der Marke Sonnentor Maßstäbe gesetzt. Dennoch gibt er sich im top agrar-Interview bescheiden.

Lesezeit: 4 Minuten

top agrar: Herr Gutmann, Ihre 80 Jahre alte Lederhose sowie die roten Brillen und Schuhe sind Ihr Markenzeichen. Warum gerade das?

Gutmann: Die alte Lederhose habe ich von meinem Vater geschenkt bekommen – niemand brauchte diese mehr auf unserem kleinen Bauernhof. Als ich mich 1988 selbstständig machte, wusste ich, die Lederhose und die Marke Sonnentor sind einzigartig. Bald darauf entdeckte ich ein rotes Paar Schuhe der Waldviertler Schuhwerkstatt und kurz danach fand ich von der Brillenmanufaktur schau-schau in Wien eine rote handgemachte Brille. Damit war meine persönliche Marke abgerundet, bis heute.


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top agrar: Sie haben als Bauernsohn mit 23 Jahren begonnen, biologisch hergestellte Kräuter auf Bauernmärkten zu vertreiben. Ist es heute schwerer, sich als „Start-up“-Unternehmen zu etablieren?

Gutmann: Die Auflagen für ein Gewerbe-Start-up sind heute ungleich schwerer, die vielen verpflichtenden Auslobungen auf den Etiketten, Vorschriften und Auflagen sind sehr kostspielig und zeitaufwändig.


top agrar: Sonnentor ist seit seiner Gründung extrem stark expandiert. Wird dieser Kurs weiter anhalten?

Gutmann: Sonnentor ist immer der Nachfrage nach gewachsen. Es war nie Verkaufsdruck da, wir durften wachsen. Auch heute dürfen wir durch unser Franchisesystem konstant wachsen und mit unseren weltweiten Vertriebspartnern mitwachsen. Wir dürfen, müssen aber nicht.


top agrar: Sie wirken stets fröhlich und gut gelaunt – trotz der vermutlich großen Belastung als „Gehirn“ von Sonnentor. Wie machen Sie das?

Gutmann: Ich habe aus meiner Lebenseinstellung das Firmen-Logo gemacht, eine lachende Sonne. Ich wollte Wertschöpfung mit Wertschätzung verbinden. Das ist mir gelungen und das macht mich sehr glücklich. Ich konnte viele MitunternehmerInnen im In- und Ausland von der lachenden Sonne begeistern. Dieses Sonnentor lastet nicht auf mir, ich bin nur der fröhliche Pförtner. Ich sorge dafür, dass das Tor nicht zu quietschen beginnt. Ich habe eine wunderbare Frau und Familie die mir dabei helfen.


top agrar: Ist Ihre Familie in den Betrieb eingebunden? Wenn nein, welchen beruflichen Weg gehen Ihre Frau und künftig Ihre Kinder?

Gutmann: Meine liebe Frau Edith arbeitet seit 2003 beherzt bei Sonnentor mit und ist jetzt mit den jüngsten Söhnen Valentin und Severin in Karenz. Die ältesten Töchter sind 25 und 19, die jüngste Tochter ist 4,5 Jahre. Noch will keine in den Betrieb einsteigen, noch!


top agrar: Sonnentor produziert bzw. vertreibt ausschließlich Bio-Produkte. Hat für Sie persönlich auch die konventionelle Landwirtschaft eine Zukunft?

Gutmann: Für mich persönlich hat die konventionelle Landwirtschaft keine Zukunft, deshalb habe ich mich 1988 für einen anderen Weg entschieden.


top agrar: Nun ist der biologische Lebensmittelmarkt stark gewachsen. Wie heben Sie sich von Mitbewerbern oder gar Nachahmern ab?

Gutmann: Es ist für alle Platz, wer es ehrlich und langfristig macht und anlegt. Ich freue mich über gute Mitbewerber, gemeinsam bekommen wir mehr Platz im Regal für Bio-Tee, Bio-Gewürze und Bio-Kaffee. Kopierer gibt es viele, Kapierer wenige. Kopierer bleiben immer zweite Wahl!


top agrar: Welche Bedeutung hat Sonnentor für die heimische Landwirtschaft?

Gutmann: Mit unseren rund 500 ha Anbaufläche in Österreich hat Sonnentor eine geringe Bedeutung. Wenn wir allerdings die Wertschöpfung vergleichen, dann sichern wir rund 600 Arbeitsplätze durch Sonnentor ab und das kann sich sehen lassen.


top agrar: Wie hoch ist der Anteil an importierten Lebensmitteln im Portfolio? Und woher kommen diese?

Gutmann: Sonnentor hat im letzten Jahr rund 1 000 Tonnen Bio-Kräuter, Bio-Gewürze und Bio-Kaffee verkauft. Davon kamen rund 400 t aus Österreich. Etwa 400 t Gewürze stammen aus Übersee, wie Pfeffer aus Tansania und Indien, Kurkuma aus Indien, Zimt aus Tansania usw. Rund 200 t Kaffee beziehen wir mehrheitlich aus Nicaragua.


top agrar: Was fehlt noch im Sortiment von Sonnentor?

Gutmann: Grundsätzlich suchen wir immer Menschen, die Spaß und Freude am Bio-Ackerbau haben. Menschen die gerne und langfristig Bio-Bauern bleiben wollen, die in Kreisläufen denken können und die mit Freude ihr Erbe weitergeben. Diese Menschen machen den Boden fruchtbar und lassen die Erde erblühen. Es geht uns um ein langfristiges Leben und leben lassen, miteinander. Der Klimawandel stellt uns vor Tatsachen, die unser Leben noch mehr beeinflussen werden. Denken Sie von A-Z, was der liebe Gott wachsen lässt und das können wir brauchen. Jedes Kraut hat seinen Sinn, damit die Freude gesund weiter wachsen kann.


Das Interview führte top agrar-Redakteur Lukas Weninger.


Zur Person

Johannes Gutmann (49) ist Gründer und Chef der Sonnentor Kräuterhandels GmbH. Der Bauernsohn begann im Alter von 23 Jahren, biologische Kräuter auf Bauernmärkten zu vertreiben. Anfangs belächelt, formte Gutmann ein international tätiges Unternehmen.

Sonnentor erwirtschaftete 2014 einen Umsatz von 33 Mio. €. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 360 Mitarbeiter an 8 Standorten (davon 260 Mitarbeiter und 5 Standorten in Österreich) und exportiert in über 50 Länder.


Internet-Tipp: www.sonnentor.com

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