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Weitere Videos aus prominenten Ställen aufgetaucht

Die anonyme Internetseite „Lobby gegen Tiere“ hat weiteres heimlich gedrehtes Videomaterial aus Ställen bekannter Landwirte veröffentlicht. Wie es auf der Homepage heißt, stammt auch dieses von Animal Rights Watch.

Lesezeit: 8 Minuten

Die anonyme Internetseite „Lobby gegen Tiere“ hat weiteres heimlich gedrehtes Videomaterial aus Ställen bekannter Landwirte veröffentlicht. Wie es auf der Homepage heißt, stammt auch dieses von Animal Rights Watch.


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Die Szenen wurden angeblich auf folgenden Betrieben gedreht:

  • Udo Folgart
  • Werner Hilse
  • Frank Zedler
  • Eberhard Stahr
  • Heinrich Dierkes
  • Helmut Gumpert
  • Harald Isermeyer und Wolfgang Nehring
  • Johannes Röring
  • Leo Graf von Drechsel
  • Paul Hegemann
  • Phillipp Schulze Esking
  • Philip Freiherr von dem Bussche
  • Rainer TietböhlThomas Storck


Stellungnahmen der Betroffenen


Die Bilder von Schulze Esking sollen aus dem Jahr 2015 stammen und von Dierkes aus 2014 und 2015. Auch wenn nicht erkennbar ist, wo diese Bilder aufgenommen wurden, weisen die beiden ISN-Vorstände Heinrich Dierkes und Philipp Schulze Esking den Vorwurf möglicher Tierschutzvergehen in ihren Betrieben entschieden zurück.


Dass Tiere in einem Betrieb erkranken können, ist laut ISN kaum zu verhindern und kommt in jeder Tierhaltung vor. Deshalb sei das Vorhalten von speziell ausgestatteten Krankenbuchten entsprechend gesetzlich vorgeschrieben. Genau so eine Krankenbucht wäre im Wesentlichen in dem Film  zu sehen, erkennbar an der Gummimatte in der Bucht. Die ISN weiter: "Klar sind Tiere in so einer Bucht – zumal auch noch nachts – nicht schön anzuschauen. Aber genau deswegen sind sie auch in einer Krankenbucht, nämlich um sie entsprechend tierärztlich zu versorgen. 


Die Bilder, die mutmaßlich aus dem Stall von Philipp  Schulze Esking kommen sollen, zeigen verschiedene Einzeltiere (Eber), bei denen u.a. Kampfspuren und Fundamentprobleme auftreten. Dass Rangkämpfe eine Herausforderung in der Ebermast sind, ist bekannt – aber, soll ihm nun vorgeworfen werden, dass er mit dem Verzicht auf die Kastration der Tiere in Hinblick auf das Tierwohl voran geht – wohl kaum. Entscheidend ist, dass Tiere mit Problemen entsprechend versorgt wurden."


Und Harald Isermeyer und Wolfgang Nehring betonen gegenüber top agrar, dass sie in der in Rede stehenden Schweinehaltungsanlage nicht engagiert sind. „Wir sind zu keiner Zeit weder operativ noch geschäftsführend in der Schweinehaltung tätig gewesen. Eine Minderheitsbeteiligung wurde vor fast zwei Jahren beendet.“


Auch Philip Freiherr von dem Bussche sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Er hat seinen Betrieb schon 2012 an seinen Sohn Viktor abgegeben. Dieser erklärt auf Anfrage von top agrar online, dass das Video in der Tat zum Teil Bilder einer nicht sachgerechten Tierhaltung zeige. Diese Vorfälle seien bedauerlich und seien inzwischen längst durch einen Anfang 2015 durchgeführten Managementwechsel abgestellt, so Viktor von dem Bussche. Ein kurzfristig am 26.09.2016 durchgeführtes Audit der QS Qualität und Sicherheit GmbH habe keine tierschutzrechtlichen Beanstandungen ergeben.


"Was bleibt ist der bedenkliche Eindruck, dass es mittlerweile anscheinend ein gesellschaftlich akzeptiertes Verfahren ist, sich illegal Zutritt zu Eigentum zu verschaffen. Wer das rechtfertigt, muss sich darüber im Klaren sein: Es kann ihm künftig jederzeit selbst in seinem privaten und beruflichen Umfeld ebenso ergehen. Das ist nicht akzeptabel", so der Landwirt.


Und Landvolk-Präsident Werner Hilse teilt auf Anfrage mit, dass es sich bei den gezeigten Bildern nicht um seinen Stall handelt. Er betreibe bereits seit fünf Jahren keine Putenmast mehr. "Die dort dokumentierten Haltungsbedingungen stimmen mit meinen Grundsätzen von einer Putenhaltung nicht überein und habe sie so auch nicht betrieben. Bei den Bildern aus dem Schweinestall vermag ich nicht zuzuordnen, ob sie in meinem Stall entstanden sein können", so Hilse.   


Auch aus dem Stall des früheren DBV-Milchpräsidenten Udo Folgart gibt es ein Video. Dieser erklärte: "Wir haben uns bei der Einrichtung des Stalls Ende der 90er Jahre bewusst für einen Tieflaufstall entschieden, weil wir denken, dass das für die Milchviehhaltung die beste Form ist."


Aktivisten beschönigen Stalleinbruch


Wer hinter der Plattform steckt, soll laut einem Hinweis auf der Seite unbekannt bleiben, weil die "Agrarindustrie" gegen die Verantwortlichen immer einstweilige Verfügungen erlassen würde, die später doch nicht haltbar seien. Um das abzukürzen, veröffentliche man anonym, heißt es.


Dass die Täter dabei gegen Recht verstoßen, sagen sie auch ganz offen auf ihrer Homepage. Die Bilder seien heimlich gedreht und die Aktivisten würden Hausfriedensbruch begehen. Und weiter rechtfertigen sich die Tierschützer: "Es handelt sich aber nicht, wie von Interessenverbänden gern behauptet wird, um Einbruch, denn typischerweise werden keine Türen oder Fenster aufgebrochen. Aus unserer Sicht ist das heimliche Filmen in Ställen aus mehreren Gründen legitim und sogar ethisch notwendig:

  1. In den Ställen finden häufig selbst massive Rechtsverstöße statt – gegen die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und gegen das Tierschutzgesetz. Tiere sind unter noch elenderen Bedingungen untergebracht, als rechtlich erlaubt ist – obwohl die rechtlichen Vorschriften schon lächerlich niedrig und denkbar tierfeindlich sind. Nur durch die Recherchearbeit von Tierrechtsorganisationen können derlei Verstöße aufgedeckt werden. Daher lässt sich argumentieren, dass schon nach bestehendem Gesetz die Recherche-Aktvist_innen nichts Unrechtes tun. Stattdessen lässt sich ihr Handeln mit Verweis auf das öffentliche Interesse an der Information rechtfertigen.
  2. Ganz unabhängig von dieser Argumentation gilt: Das gegenwärtige Gesetz, das Tiere als Privateigentum ansieht, schützt einseitig Tierhalter_innen und Tierindustrie. Fühlende Lebewesen müssen schrecklich leiden, damit einzelne Menschen Profite machen können. Dieses Gesetz ist daher für uns nicht tragbar. Es muss geändert werden.
  3. Undercover-Recherchen sind die einzige Möglichkeit, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, wie es tatsächlich in den Ställen aussieht. Geführte Stallbesuche mit vorbereiteten Landwirt_innen sind dazu keine Alternative, weil sie die Realität verzerren anstatt sie zu zeigen. Nur durch den Einsatz der Recherche-Aktivist_innen können wir daher überhaupt eine ehrliche gesellschaftliche Debatte über die Tierhaltung führen."


Bauernverband SA: Neue Stufe der Diffamierung


Der Bauernverband Sachsen-Anhalt hat das vorliegende Material inzwischen kritisch geprüft und gibt nach Rücksprache mit den betroffenen Tierhaltern des Landesverbandes über die dargestellten Haltungsbedingungen folgende Stellungnahme ab:


  • Wir verurteilen das zielgerichtete Vorgehen der Tierrechtsorganisation gegen ehrenamtliche Führungspersönlichkeiten aus unserem Verband. In der persönlichen Denunzierung sehen wir einen gezielten Angriff auf die Interessenvertretung der Landwirtschaft insgesamt, um den Sektor in Gänze nachhaltig zu verunglimpfen.
  • Das Wohlergehen der gehaltenen Tiere steht an erster Stelle eines jeden Betriebsleiters. Tote oder verletzte Tiere sind nicht vermarktungsfähig. Die Gesunderhaltung generell und die Behandlung kranker Tiere im Besonderen liegen nicht nur im persönlichen Interesse unserer Tierhalter, sondern stellen auch eine ökonomische Notwendigkeit dar, um positive Einkommen aus der Haltung von Nutztieren zu erzielen.
  • Täglich und teils mehrfach am Tag wird in Stallrundgängen das Wohlbefinden der Tiere kontrolliert, um das Auftreten von Erkrankungen oder Verletzungen frühestmöglich zu erkennen und zu behandeln.
  • Agrarunternehmen mit Nutztierhaltung haben sämtlich einen auf die jeweilige Tierart spezialisierten Tierarzt zur Bestandsbetreuung gebunden, der in Zusammenarbeit mit den Tierhaltern und ihren Mitarbeitern regelmäßig und in engen Zeitabständen vor Ort ist. Das Auftreten von Krankheiten und deren Behandlung wird lückenlos dokumentiert.
  • Werden verantwortlichen Betriebsleitern Verstöße durch Mitarbeiter gegen den Tierschutz oder ein nicht angemessener Umgang mit den anvertrauten Nutztieren bekannt, werden arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen.
  • Nutztierhalter werden regelmäßig von behördlichen Vertretern auf die Einhaltung entsprechender Vorschriften kontrolliert. Ebenso wird die Beseitigung etwaig festgestellter Mängel von amtlichen Kontrolleuren geprüft.
  • Wie in einer größeren Gruppe Menschen, so findet man auch bei einer Gruppe Tiere immer Individuen, die Verletzungen oder Infekte haben. In der Regel werden diese Tiere in separaten Buchten gehalten, um sie medizinisch fachgerecht zu behandeln. Deshalb werden in nahezu jedem Stall Bilder von kranken Tieren zu finden sein.
  • Im Unterschied zu Tierschutzorganisationen verfolgt die Tierrechtsorganisation ARIWA das Ziel, das Halten von Tieren in Obhut des Menschen als Nutztier, Haustier oder Zootier komplett zu verhindern. Wir gehen davon aus, dass dem unkundigen Zuschauer zielgerichtet Eindrücke vermittelt werden sollen, die eine tierschutzwidrige Haltung nahelegen, und auch entsprechende Manipulationen, wie beispielsweise das zielgerichtete Ablegen eines toten Tieres, nicht auszuschließen sind.
  • In den veröffentlichten Zusammenschnitten sind Bilder zu sehen, die nicht aus den angegebenen Ställen stammen können.
  • Von einer Medienberichterstattung erwarten die betroffenen Tierhalter eine objektive Beurteilung der Situation. Angemessen zu berücksichtigen ist, warum die dokumentierten Zustände nicht zur Anzeige gebracht wurden. Die Frage steht im Raum, ob nicht methodisch intelligente Wege beschritten wurden, um das Geschäftsmodell der Tierrechtsorganisation, die  Einwerbung von Spendengeldern, zu befördern.
  • Für die Berichterstattung im Politmagazin Panorama vom 22. September 2016 hatten die um Stellungnahme gebetenen Tierhalter ausführlich geantwortet und das Reporterteam unverzüglich zum Drehen in die Ställe eingeladen. Mit großer Enttäuschung musste jedoch festgestellt werden, dass aus den Stellungnahmen nur unzureichend zitiert wurde und dem dubiosen Filmmaterial Vorrang gegenüber der Eigenrecherche und selbstgedrehtem Material eingeräumt wurde.
  • Der Bauernverband Sachsen-Anhalt wird seine Mitglieder auch weiterhin zu einer transparenten Öffentlichkeitsarbeit ermuntern, damit sich Besucher zu Hoftagen oder Kinder im Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“ auch weiterhin ein unabhängiges Bild über die Nutztierhaltung in unseren Agrarbetrieben machen können und ein sachlicher Diskurs über deren Weiterentwicklung geführt werden kann.

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