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Wir machen Euch satt: "Kritik an der Landwirtschaft völlig außer Kontrolle geraten"

Die mediale und gesellschaftliche Auseinandersetzung um die "richtige" Landwirtschaft ist zu einem ideologischen Dauerstreit geworden, in der die Landwirtschaft in „böse“ und „gut“ eingeteilt wird, meinen die Initiatoren der Aktion "Wir machen Euch satt", die am Samstag in Berlin demonstriert hat.

Lesezeit: 9 Minuten

Die mediale und gesellschaftliche Auseinandersetzung um die "richtige" Landwirtschaft ist zu einem ideologischen Dauerstreit geworden, in der die Landwirtschaft in „böse“ und „gut“ eingeteilt wird, meinen die Initiatoren der Aktion "Wir machen Euch satt", die am Samstag in Berlin demonstriert hat. Rund 1500 Bauern und Bäuerinnen von konventionellen und biologisch bewirtschafteten Höfen nahmen mit über 40 Traktoren daran teil.


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Die Art und Weise der Kritik an konventioneller Landwirtschaft sei dabei völlig außer Kontrolle geraten und treffe viele Familienbetriebe und die Menschen in der Landwirtschaft bis ins Herz. "Bauernkinder werden in der Schule gemobbt, manche müssen sogar ihre Schule wechseln", so Marcus Holtkötter, Schweinehalter und Ackerbauer aus NRW.


Die Verbraucher wissen seiner Meinung nach immer weniger, wie heute Lebensmittel erzeugt werden. Radikale Randgruppen nutzten dieses Unwissen, um mit ihren Bildern ihre Ideologien medial zu vermarkten.

Schlagwörter wie "Massentierhalter" und "Agrarindustrie" erzeugten unklare Feindbilder in der Bevölkerung und stigmatisieren jeden modernen Familienbetrieb.


Dazu Holtkötter weiter: "Wir wollen eine vorurteilsfreie Betrachtung der modernen Landwirtschaft, eine sachliche Diskussion in der Landwirtschaft, frei von Ideologie. Wir können aber nicht mit radikalen Tierrechtlern gemeinsam auf eine Demo gehen. Und wir müssen Problemfelder der Landwirtschaft auf wissenschaftlicher Basis sachlich diskutieren, denn eine Skandalisierung bringt uns nicht weiter."



Die Initiative "Wir machen Euch satt" erklärte am Samstag, dass regional verschiedene Aktionen durchgeführt wurden. Am Kreishaus in Meppen gab es eine Kundgebung, wo rund 150 Landwirte mit den Schleppern anreisten. In Cloppenburg waren es über 300 Landwirte, die mit ihren Traktoren zum Marktplatz kamen, um dort zu demonstrieren. In Göttingen gab es einen Infostand in der Stadt. Dort waren 150 Landwirte dabei, die mit den Verbrauchern ins Gespräch kamen, genau wie in Bremen, Bremerhaven, Braunschweig, Nienburg, Kaevelar, Osnabrück und in vielen weiteren Städten. Landwirte in Baden-Württemberg, Hessen und Bayern haben bereits in der letzten Woche ihre Ställe geöffnet und Besucher durch die Ställe geführt.



Auszüge der Reden auf dem Podium:


Daniel Bohl, Landwirt und stellvertretender Vorsitzender der Wariner Pflanzenbau eG. Eine Agrargenossenschaft, die 2.500 ha bewirtschaftet,  1.300 Mutterschafe hält und eine Biogasanlage betreibt:


„Wir betreiben bodenständige Landwirtschaft, sind mit den Dörfern und Gemeinden in denen wir wirtschaften eng verbunden. Unser Motto lautet: Landwirtschaft zeigt Gesicht. Wenn ich den interessierten Mitmenschen über moderne Dünge und Pflanzenschutztechnik berichte, bekommen viele große Augen. Und häufig ist die Reaktion: „ Aber früher …“


Das ist der Punkt, an dem wir Landwirte die Verbraucher, unsere Nachbarn in den Dörfern, abholen müssen. Wir müssen vielmehr erklären. Denn früher war einmal, und gibt es nicht mehr.


Eine gut ausgestattete Treckerkabine ist kein Luxus. Gut die Hälfte der Arbeitszeit meiner Kollegen auf ihren Maschinen ist sitzende Tätigkeit. Wer 1.000 Stunden im Jahr in so einer Kabine verbringt, der muss auch einen anständigen Arbeitsplatz haben. Im Büro z.B. wäre das kein Thema.


Der Stickstoffbilanzüberschuss, wir Landwirte müssen jedes Jahr eine Stickstoffbilanz aufstellen, den wir auf unseren Flächen haben dürfen, wurde in den letzten 10 Jahren von 90 kg / ha über 80, 70 und  60 kg / ha auf zukünftig 50 kg / ha gesenkt. Da haben die Landwirte schon gewaltige Anstrengungen erbracht. Wer biologische und chemische Prozesse kennt, weiß auch, dass ihre Wirkung sich nicht immer von heute auf morgen bemerkbar macht.


Für das, was wir Landwirte in relativ kurzer Zeit dort geleistet haben, wünsche ich mir mehr Anerkennung.

Die Politik oder die Verbände lassen keine Pflanzen wachsen, sie füttern keine Tiere und können mit noch so vielen Regelungen und Vorschriften, Hoffen und Wünschen und mit gutgemeinten Subventionen, keine unwirtschaftlichen Betriebe und Strukturen auf Dauer am Leben halten.

Das können und machen nur wir Landwirte! Um unsere Betriebe zukunftsfähig aufstellen zu können, brauchen wir unternehmerische Freiheiten. Dann bleibt eine vielfältige Landwirtschaft erhalten, weil wir Landwirte vielfältig sind.


Allein an uns Rednern können Sie erkennen, wie vielfältig die Landwirtschaft in Deutschland ist, und dass Landwirte sehr respektvoll miteinander umgehen können.


Wir Landwirte sind bereit zum Dialog. Menschen, mit denen man reden will, kippt man keinen Mist vor die Tür, die lädt man ein.


Frag doch mal den Landwirt, lassen Sie sich Landwirtschaft von denjenigen erklären, die sie betreiben. Redet mit uns – nicht über uns.

Unsere Höfe sind offen.“

 

Monika Mayer, Biobetrieb, Milchvieh, Grünland, Landfrau, Bayern

„Ein herzliches „Grüß Gott“ aus der südlichen Ecke Bayerns, dem Oberallgäu. Mein Name ist Monika Mayer, ich bin Biobäuerin. Meine Familie und ich bewirtschaften 35 ha Dauergrünland mit 40 Kühen und deren Nachzucht.

Ich bin froh und dankbar, dass unsere Kolleginnen Nadine Henke und Kathrin Seeger und natürlich auch du, Marcus Holtkötter, und das ganze Organisationsteam, keine Mühe gescheut haben, hier diese wunderbare Plattform zu schaffen, bei der WIR Bauern und Bäuerinnen, DIE Botschaft in die Welt hinaus schreien können, die im Jahre 2016 hier in Deutschland anscheinend nicht mehr selbstverständlich ist, nämlich:WIR MACHEN EUCH SATT ! ….. und das tun wir gerne, davon leben wir!


ALLES, liebe Veganer, Vegetarier, Fleischliebhaber, Slowfoodler, Fastfoodler, Bioesser

ALLES, liebe Gutverdiener, Normalverdiener und Geringverdiener

ALLES, was IHR jeden Tag 3x esst und trinkt, kommt von UNS, WIR MACHEN EUCH SATT …unser KÖNNEN, unser WISSEN, unsere ERFAHRUNG und unsere TÄGLICHE ARBEIT - 365 Tage im Jahr – sind Garant für die Grundfeste dieser Nation : ERNÄHRUNGSSICHERHEIT !


Darüber hinaus haben wir hier in Deutschland sogar die komfortable Lage, dass wir die unterschiedlichsten Konsumentenbedürfnisse erfüllen können. Sogar die Bioveganer können wir bedienen, wenn gleich Bio und Vegan sich eigentlich ausschließt. Ist doch keine andere Art der Landbewirtschaftung so sehr auf Tierhaltung angewiesen wie der Ökolandbau ! Dem Boden zurückzugeben, was unsre Lebensmittel ihm vorher entzogen haben, ist im Ökolandbau eigentlich nur MIT Mist und Gülle möglich.


Entlang der Alpenkette, wo ich herkomme, ist Landbewirtschaftung unter den geologischen und klimatischen Bedingungen sowieso NUR mit Tierhaltung / Milchviehhaltung möglich. Unser Potential ist Dauergrünland, 3-5 schnittige Wiesen sind bei uns - mit bis zu 2ooo ml Niederschlag - gar kein Problem. Nur die KUH schafft es das für den Menschen ungenießbare Gras in ein gesundes allseits beliebtes LEBENSMITTEL zu verwandeln.

3,4 Mrd ha Dauergrünland weltweit verdanken wir unseren Wiederkäuern.

Auf dieser Fläche würde auch kein Brotgetreide wachsen !


Wenn wir dann auch noch wissen, wieviel CO2 mehrschnittiges Grünland in Sauerstoff verwandelt, dann müssen wir ein Loblied singen auf die Klimaschützerin KUH und dürfen sie auf gar keinen Fall an den Pranger stellen, wie das zB. der BUND in seinem Fleischatlas tut:


Hier soll uns der Fleischkonsum madig gemacht werden mit dem Argument, dass für 1kg Fleisch 15455 l Wasser verschwendet werden. Wie wir hier alle wissen – viele Verbraucher aber nicht – sind von den

15 000 l Wasser 94 % das Regenwasser, das z.B. auf mein Grünland, also auf das Futter meiner Kühe REGNET. Solch absurde Argumentation ist in meinen Augen gemeine Volksverdummung!

Das angeblich wasserverschwendende Monster Kuh wird hier völlig zu Unrecht verunglimpft. Die Biokuh genauso wie die konventionelle!


Das ist nur ein kleines Beispiel von vielen…..


Hier kann ich den Funktionären der NGO`s nur zurufen: „ diese Art populistischer Agitation macht in letzter Konsequenz Ökolandbau unmöglich“, denn sie endet , mit entsprechendem medialem Rückenwind, immer in mehr oder meistens eher weniger sinnvollen Verordnungen – ich denke hier an z.B. an die NEC Richtlinie, die die kleinen bäuerlichen Strukturen – auch den Ökolandbau - besonders hart treffen. Das ist Strukturwandelbeschleunigung…. In manchen Regionen sogar Strukturbruch!


Mit den Unterstützern, Spendengebern und Mitgliedern solcher Organisationen über diese wichtigen Zusammenhänge zu diskutieren, halte ich für sehr wichtig…


….. MIT dem BUND aber zu DEMONSTRIEREN ist für mich, gerade WEIL ich zu Hause einen Biobetrieb habe, UNMÖGLICH!


Als Tierhalterin bin ich von den Machenschaften - ideologisch geprägter - sogenannter TIERSCHUTZ - VERBÄNDE genauso betroffen wie meine konventionellen Kollegen. Ein Blick auf deren Homepages genügt um zu erkennen, dass es hier nicht um ein ernsthaftes Bemühen um Tierwohl in der Nutztierhaltung geht, sondern um das Akquirieren von Spendengeldern, was natürlich am Leichtesten mit - gerne auch mal KRIMINELL beschafften – manipulierten , Filmchen funktioniert.


Die Auseinandersetzung mit sog. Tierschützern im Sinne von „ frag doch mal den Landwirt“, also informieren, Einblicke gewähren… halte ich für extrem wichtig.


MIT diesen Tierschutzorganisationen aber, die Plakate wie „ auch Bio bedeutet Gewalt an Tieren“ oder „ Schluss mit Verstümmelung – lasst den Kühen ihre Hörner“ etc. ( 80% der bayrischen Bioherden sind enthornt) zu DEMONSTRIEREN, wäre für mich so, als würde ich mir mein eigenes Grab schaufeln!


Die Nutztierhaltung immer weiter zu verbessern, das ist unser täglich Brot. Noch nie waren Deutschlands Kuhställe so hell, so luftig, so geräumig und komfortabel wie heute. Trotz alledem ist und bleibt jegliche Art von Tierhaltung – AUCH die Heimtierhaltung - immer ein Kompromiss zwischen Mensch und Tier. Die Katze wird, wie vom Tierschutz gefordert, ihrer Fruchtbarkeit beraubt - der Hund seines Jagdinstinktes. Auch die Nutztierhaltung ist ohne Mensch-Tier-Kompromiss nicht möglich. Auch bei uns kann der Maßstab des möglichen Tierwohls NIE die NATUR sein, sondern schlussendlich immer die Wirtschaftlichkeit! AUCH IM BIOBETRIEB!

Genau DAS ist gleichzeitig der Garant für stetes Ringen um optimales Tierwohl, denn nur die Nutztiere, denen es GUT geht, können die Leistung bringen, die die Bauernfamilie zum Überleben braucht. Alles andere wäre unser Ruin!


Wir Bauern leben 365 Tage MIT unseren Tieren, FÜR unsere Tiere und VON unseren Tieren!

Darum, liebe Kollegen, egal wie wir wirtschaften – bio oder konventionell – egal ob unsere Betriebe groß sind oder klein, egal, ob wir viele Tiere versorgen oder wenige, in den entscheidenden Zukunftsfragen sitzen WIR ALLE IN EINEM BOOT ! Lassen wir uns also nicht auseinander dividieren, und vor allem dividieren Wir SELBST uns nicht auseinander!


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