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Börden bald ohne Rüben?

Lesezeit: 3 Minuten

Die Südzucker AG gibt die Fabriken Brottewitz und Warburg auf. Nicht nur für Rübenanbauer in der Soester und Warburger Börde sind die Schließungen schwer nachvollziehbar.


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Am Ende waren die Demonstrationen in Brottewitz, Warburg und vor der Südzucker-Zentrale in Mannheim vergebens. Mit dem Satz: „Es ist jetzt keine Zeit für Emotionalität“, zeigte sich Südzucker-Vorstandschef Dr. Wolfgang Heer kompromisslos gegenüber den Rübenanbauern: Nach der nächsten Kampagne 2019 gehen in den Zuckerfabriken Warburg und Brottewitz (Brandenburg) die Lichter aus.


Zurück bleiben frustrierte und ratlose Rübenanbauer, die die Konzernentscheidung kaum nachvollziehen kön- nen. Zwar will Südzucker noch drei weitere Werke in Polen und Frankreich zumachen. Warum aber gerade Warburg und Brottewitz schließen müssen, versteht kaum jemand. „Hier in Ostwestfalen und Nordhessen gibt Südzucker eine Gesundlage des Rübenanbaus auf“, fasst ein betroffener Landwirt die Entscheidung zusammen. Die Soester und Warburger Börde seien ertragssicher und kämen mit wenig Pflanzenschutz aus. Das gemäßigte Klima nördlich der Mittelgebirge und ein geringer Fruchtfolgeanteil der Rübe von deutlich unter 25% tragen maßgeblich dazu bei. In den Börden könnten somit umweltfreundlich und effizient Rüben angebaut werden. Die Erträge liegen dort zuverlässig im Schnitt bei 70 t/ha.


Trotz dieser guten Argumente für die beiden Zuckerfabriken dürften in der Südzucker-Zentrale am Ende tatsächlich ohne „Emotionalitäten“ die Zahlen den Ausschlag gegen haben, u.a. die beiden kleinsten deutschen Fabriken zu schließen. Südzucker hat sich zum Ziel gesetzt, die Zuckerproduktion um 700000 t zu reduzieren, das geht offenbar nur mit fünf Werksschließungen (Interview mit Südzucker-Vorstand Dr. Thomas Kirchberg auf Seite 66). Ob damit der Rübenanbau in den betroffenen Regionen vor dem kompletten Aus steht, ist noch offen. Entscheidend wird sein, wie der Transport zu den verbleibenden Zuckerfabriken künftig geregelt und wie er von Südzucker unterstützt wird.


Denn die nächsten Südzuckerfabriken sind mit Wabern in Nordhessen mindestens 60 km entfernt und mit Zeitz (Sachsen-Anhalt) sogar 130 km entfernt. Die Bio-Zuckerrüben müssen ab 2020 sogar mehr als 400 km nach Rain in Bayern transportiert werden.


Faire Bedingungen schaffen!


Hintergrund für die massiven Kürzungen der Zuckererzeugung bei Südzucker ist der ruinöse Preisverfall auf dem Weltmarkt: Seit dem Ende der EU-Zuckermarktordnung vor gerade einmal eineinhalb Jahren ist der Weißzuckerpreis um über ein Drittel auf nur noch rund 300 €/t abgesackt – das ist ein historischer Tiefstand! Trotz kleinerer Ernten in Europa übersteigt das Angebot den EU-Bedarf zudem immer noch deutlich. Beides zusammen setzt die Verarbeiter unter Druck und zwingt zu Werksschließungen.


Die heimischen Rübenanbauer leiden zudem unter den uneinheitlichen Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU: So bekommen Anbauer in einigen Mitgliedsländern weiterhin gekoppelte Prämien. Zusätzlich gibt es für den Einsatz von Neonikotinoiden zur Saatgutbeizung in mehreren EU-Staaten noch Ausnahmen. Beides ergibt einen Vorteil von bis zu 500 €/ha (mehr in der nächsten top agrar 5/2019).


Günter Tissen, der Geschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ), sieht denn auch die Politik in der Pflicht, europaweit einheitliche Rahmenbedingungen für die Rübenanbauer zu schaffen. „Sonst drohen weitere Standortaufgaben“, warnt er. Tissen befürchtet, dass am Ende die falschen Werke schließen müssten, nämlich die klima- und ressourcenschonenden. christian.brueggemann@topagrar.com

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