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Bringt 2018/19 bessere Preise?

Lesezeit: 8 Minuten

Die Karten am Getreidemarkt werden neu gemischt. Landwirte hoffen auf bessere Erlöse. Dafür muss man das Richtige einlagern. Offen ist, wie sich die regionalen Dürren auswirken.


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Die Saison 2017/18 wird vielen Getreideerzeugern in schlechter Erinnerung bleiben. „Ich glaubte damals Anfang Juni, die Notierungen wären schon auf Ernteniveau und habe deshalb keine Vorkontrakte mehr abgeschlossen“, berichtet ein hessischer Landwirt. Das habe sich gerächt, als die Preise in der Ernte in den Keller gegangen seien. Zudem, und das ärgere ihn besonders, habe er mit der Einlagerungsstrategie falsch gelegen. Das soll ihm 2018/19 nicht wieder passieren.


Geht es so weiter?

Etliche Landwirte wollen angesichts der Erfahrungen aus der letzten Saison (vgl. Kasten rechts) künftig mehr Futtergetreide einlagern. Das kann sich rechnen, muss es aber nicht. Jedes Wirtschaftsjahr ist anders.


Der Internationale Getreiderat (IGC) beziffert die weltweite Getreideernte (ohne Reis) in der neuen Saison auf rund 2,09 Mrd. t. Das läge knapp unter Vorjahresniveau. Der Verbrauch soll im Vergleich um 28 Mio. t auf 2,136 Mrd. t zulegen. Die Vorräte sinken bis Mitte 2019 gegenüber heute um 47 Mio. t auf 556 Mio. t. Das entspricht 26% des globalen Jahresbedarfs (Fachleute sprechen vom Stock-to-use-Ratio).


Dieser Wert spricht für eine gute Angebotslage, schließlich wäre die Versorgung im Krisenfall für 95 Tage gesichert. Doch nur ein Teil der Lagerbestände sind wirklich für den Weltmarkt greifbar (Näheres dazu später). Außerdem fallen die Bilanzen je nach Getreideart unterschiedlich aus.


Etwas weniger Weizen:

Die Weizenvorräte sollen laut IGC sogar nur moderat sinken. Der Rat erwartet am Saisonende 2018/19 Bestände von ca. 258 Mio. t (minus 3 Mio. t). Ein Großteil davon lagert mit 120 Mio. t bzw. 8,5 Mio. t allerdings in China sowie in Indien. Diese Mengen sind normalerweise nicht für den Weltmarkt vorgesehen. Bei den maßgeblichen Exporteuren – neben der EU gehören dazu Argentinien, Australien, Kanada, die USA sowie Russland, Kasachstan und die Ukraine – lagern laut IGC in zwölf Monaten nur etwa 75 Mio. t Weizen. Das wäre ein Rückgang um 8 Mio. t bzw. 10%. Damit drohen noch keine Engpässe, von einem immer größeren Angebotsdruck kann aber auch keine Rede sein.


Viel weniger Mais:

Beim Mais sinken die Bestände der führenden Exporteure (Argentinien, Brasilien, Ukraine und USA) mit minus 18 Mio. t bzw. -25% sogar drastisch. Die weltweite Ernte soll bei 1,055 Mrd. t liegen, was gegenüber 2017/18 ein Plus von 11 Mio. t wäre. Gleichzeitig steigt aber auch der globale Bedarf, und zwar um 24 Mio. t auf einen neuen Rekord von fast 1,1 Mrd. t. Das globale Sicherheitsnetz wird bis Mitte 2019 um 43 Mio. t dünner, denn die Vorräte schmelzen auf 257 Mio. t ab.


Mindestens die Hälfte davon soll aber in China liegen. Laut IGC befinden sich in Händen der wichtigsten Exporteure in einem Jahr nur noch 53 Mio. t. Das bereitet der FAO und anderen Organisationen, die die Versorgungssituation im Blick haben, allmählich wirklich Sorgen. Denn Mais zählt in vielen Ländern zu den Grundnahrungsmitteln.


Bei anderem Grobgetreide außer Mais (Roggen, Gerste usw.) ändert sich wenig. Ernte und Verbrauch halten sich nahezu die Waage, und die Vorräte nehmen sogar leicht zu. Überdies hängt die Welternährung nicht von diesen Mengen ab. Je enger die Bilanz bei Mais ausfällt, desto stärker sind allerdings Alternativen gefragt, also z.B. anderes Futtergetreide. Das dürfte so bleiben.


Fester Weltmarkt hilft der EU:

Dass der Angebotsdruck am Weltmarkt vermutlich geringer wird, dürfte die Notierungen in der EU stützen. Aber für Preisspielraum nach oben müsste der Drittlandexport besser laufen als 2017/18. Denn Analysten rechnen allen witterungsbedingten Widrigkeiten zum Trotz – etliche Regionen klagen z.B. schon über Dürreschäden – in einigen EU-Ländern sogar mit einer etwas größeren Ernte. Insgesamt sollen nach jüngsten Prognosen etwa 299 Mio. t Getreide gedroschen werden. Das entspräche etwa der Ernte des letzten Jahres.


Was diese Vorhersage wert ist, wird sich aber erst nach der Ernte zeigen. Es gibt auch Beobachter, die mit niedrigeren Erträgen und einer kleineren Ernte rechnen. Zudem gibt es wegen der sehr schwierigen Bestellarbeiten im letzten Herbst teils starke Verschiebungen zwischen Winter- und Sommergetreide. Das Plus bei der Gerste ist z.B. kräftigen Zuwächsen bei Sommergerste geschuldet (+14%), denn es wird in der EU mit annähernd 4% weniger Wintergerste gerechnet als in der letzten Ernte.


Vollkommen offen ist derzeit auch noch, wie die Qualitäten ausfallen werden. Stellenweise machen sich Landwirte zwar wegen fehlender Niederschläge Sorgen um die Kornfülle und befürchten Abschläge wegen unzureichender Hektolitergewichte. Vor einem Jahr war die Situation ähnlich, aber nach der Ernte entpuppten sich die Sorgen dann als übertrieben.


Auch darüber, ob es eventuell wegen nasser Erntebedingungen Probleme mit Auswuchs und schwachen Fallzahlen bei Weizen und Roggen geben wird, kann man aus heutiger Sicht ohnehin nur spekulieren. Das dürfte allerdings eine Erklärung dafür sein, dass Erfasser bei uns jüngst ihre Offerten zur neuen Ernte aufgebessert haben.


Exportchancen nutzen!

Ein weiterer Grund ist, dass hiesige Exporteure offenbar noch Getreide nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten liefern müssen oder sich Chancen dafür ausrechnen. Diese sollten sie auch nutzen. Denn im weiteren Verlauf bekommen wir es am Weltmarkt wieder mit starker Konkurrenz aus Schwarzmeerstaaten zu tun.


Trotzdem hegen Beobachter für die Saison 2018/19 den „vorsichtigen Optimismus“, dass die EU mehr Getreide exportieren kann als in der eher enttäuschenden Saison 2017/18. Der IGC erwartet z.B. einen Anstieg der Ausfuhren um 16% auf insgesamt 34,7 Mio. t EU-Getreide, davon


  • 24,8 Mio. t Weizen (+14%) und
  • fast 8 Mio. t Gerste (+22%).


Ob es so kommt, muss sich noch zeigen. In Russland soll aber die Ernte wegen fehlender Niederschläge erheblich kleiner ausfallen als 2017.


Wieder auf die Gerste setzen?

Rege Ausfuhren können den Preisen bei uns in der Tat Auftrieb geben. Aber nicht direkt in der Ernte. Falls Sie den Großteil Ihres Getreides sofort nach dem Drusch verkaufen, sollten Sie Vorverträge abschließen. Wenn die Ernte begonnen hat, ist es zu spät. Dann pendeln die Preise eventuell zurück, da der Handel zumindest zeitweilig aus dem Vollen schöpfen kann.


Der DRV (Deutscher Raiffeisenverband) beziffert die deutsche Ernte in diesem Jahr allerdings nur noch auf insgesamt etwa 43,8 Mio. t. Das läge rund 4% unter Vorjahresergebnis, aber nicht bei allen Getreidearten.


Der DRV rechnet derzeit mit ca.:


  • 22,9 Mio. t Weizen (-6%),
  • 10,7 Mio. t Gerste (-1%),
  • 4,4 Mio. t Mais (-4%),
  • 2,8 Mio. t Roggen (+1%) und
  • 2,4 Mio. t Triticale (+3%).


Unser Rat: Lagern Sie einwandfreies Getreide ein, und sitzen Sie den Erntedruck aus. Sobald die Verarbeiter im Herbst mit Anschlussverkäufen beginnen, werden die Notierungen in Bewegung kommen – hoffentlich nach oben.


Gute Perspektiven sehen Marktbeobachter in der Saison 2018/19 bei:


  • Futtergerste, die jetzt schon umworben wird, sowie bei Futterweizen mit guter Kornausbildung. Das Geschäft mit Futtergetreide kommt regelmäßig schneller in Gang als das auf anderen Verwertungsschienen.
  • Brot- und Exportweizen mit mindestens 220/230 sec. Fz. Auch guter Brotroggen verspricht durchaus steigende Erlöse, allerdings eventuell wieder nicht durchgehend.


Bei Braugerste könnte es sich hingegen lohnen, relativ früh zu verkaufen. Derzeit werden attraktive Prämien auf die Preise für Standardgerste geboten. Aber die Sommergerstenfläche wurde ausgedehnt. Der DRV prognostiziert die Ernte bei uns auf fast 2,4 Mio. t. Das wäre eine Steigerung um gut 30%, und das könnte die Preise deckeln.


Und was macht der Raps?

Die Gebote für Raps der Ernte 2018 sind hingegen so niedrig, dass selbst Skeptiker Spielraum nach oben erwarten. Allerdings sind die Signale am Markt widersprüchlich.


Die EU wird wohl nicht so viel Raps ernten wie bislang erwartet. Die Prognosen wurden wegen fehlender Niederschläge deutlich gesenkt. Bei uns rechnete der DRV derzeit noch mit knapp unter 4,1 Mio. t Raps. Aber die Ernte könnte auch noch niedriger ausfallen, glauben Händler. Das spricht für festere Erzeugerpreise.


Etliche Ölmühlen klagen allerdings über Schwierigkeiten, beim Rapsöl-Verkauf an heimische Biodiesel-Produzenten. Diese klagen über Billigkonkurrenz aus Südamerika und stehen deshalb im Rohstoffeinkauf auf der Preisbremse (Näheres dazu lesen Sie ab Seite 104).


Fakt ist: Auch in der Saison 2018/19 rechnen Beobachter mit kurzfristigen Preisschwankungen. Darauf sollten Sie sich einstellen. Unsere aktuellen Markt- und Preisinformationen im Internet (www.topagrar.com/markt) helfen Ihnen dabei. Diese Infos sowie die wöchentlichen Markt-Newsletter sind für Abonnenten kostenlos. Kontakt:


joerg.mennerich@topagrar.com

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