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„Die Importe bleiben hoch“

Lesezeit: 3 Minuten

China hat in eineinhalb Jahren 10 Mio. Sauen verloren und muss 2015 knapp 50 % mehr Schweinefleisch einführen. Was ist los im Reich der Mitte? top agrar fragte die chinesische Schweinemarkt-Expertin Chenjun Pan von der Rabobank.


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Wo liegt der aktuelle chinesische Schweinepreis?


Chenjun Pan: Schweinehalter erlösen derzeit 17,65 Chinesische Yuan pro kg Lebendgewicht. Das entspricht etwa 3,20 €/kg Schlachtgewicht.


Sind damit die Kosten gedeckt?


Chenjun Pan: Ja. Die Produktionskosten liegen bei uns aktuell zwischen 2,10 und 2,60 €/kg Schlachtgewicht. Die verbliebenen Betriebe kommen finanziell gut zurecht.


Die Rabobank hat berichtet, dass China in den vergangenen 18 Monaten 10 Mio. Sauen verloren hat. Das ist jedes fünfte Zuchttier und verglichen mit den 14 Mio. Sauen, die in der EU-28 stehen, eine unvorstellbar hohe Zahl. Was war der Grund?


Chenjun Pan: Der Schweinemarkt war in den vergangenen eineinhalb Jahren überversorgt und die Preise schlecht. Die Betriebe haben viel Geld verloren und etliche sind ausgestiegen.


Schlechte Preise gab es auch früher schon. Warum ist der Bestandsabbau diesmal so dramatisch?


Chenjun Pan: Seit Anfang 2015 gilt in China ein neues Umweltschutz-Gesetz. Die damit verbundenen Auflagen konnten viele Betriebe nicht erfüllen. Statt zu investieren, haben etliche lieber die Reißleine gezogen.


Was sind das für Auflagen?


Chenjun Pan: Es geht zum Beispiel um die Gülle. Sie darf nun nicht mehr einfach in den Fluss oder auf das Feld geleitet werden. Auch der Verbleib der verendeten Tiere ist nun geregelt.


Es heißt, dass vor allem kleinere Erzeuger aus der Produktion ausscheiden. Warum?


Chenjun Pan: Das stimmt. Kleine Betriebe sind weniger effizient und haben höhere Produktionskosten. Größere Betriebe können hingegen oft nicht aussteigen, weil sie gerade investiert haben. Das Geld wäre verloren.


Glauben Sie, dass bei den besseren Preisen kleinere Schweinehalter jetzt wieder anfangen?


Chenjun Pan: Eher nicht. Sie haben in den letzten eineinhalb Jahren so viel Geld verloren, dass sie sich wahrscheinlich nicht mal die aktuell teuren Ferkel leisten könnten. Investiert wird derzeit fast nur in größere Bestände.


Wie geht es weiter?


Chenjun Pan: Ich rechne damit, dass die Preise hoch bleiben, aber nicht weiter steigen.


Die Konjunktur in China kühlt sich ab und könnte Arbeitskräfte freisetzen. Glauben Sie, dass Arbeitslose zurück aufs Land ziehen, um wieder als Bauern Tiere zu halten?


Chenjun Pan: Nein. Für diese Leute ist das keine Alternative. Das Schweinegeschäft ist härter geworden. Wer nicht weiß, wie man Tiere mästet, ist heute nicht mehr wettbewerbsfähig. Ohne Erfahrung hat man keine Chance.


Was tut die Regierung gegen den Schweinefleisch-Engpass in China?


Chenjun Pan: Bisher hat die Regierung nicht eingegriffen. Es sind auch keine Programme oder Unterstützungsmaßnahmen geplant.


Welche langfristigen Ziele hat die chinesische Regierung bei Schweinefleisch?


Chenjun Pan: Es gibt keine offiziellen Vorgaben. Ein Selbstversorgungsgrad von 95 % gilt aber als akzeptabel. Diese Grenze konnten wir bisher stets halten und werden es auch 2015 schaffen.


Der Import soll 2015 um 600 000 t Schweinefleisch steigen. Welche Teile bzw. Teilstücke importiert China hauptsächlich?


Chenjun Pan: China kauft traditionell viele Innereien und Nebenprodukte ein. Ich erwarte aber, dass auch mehr und mehr gefrorenes Fleisch aus dem Ausland zu uns kommt.


Steigen die Einfuhren in den nächsten Jahren weiter?


Chenjun Pan: Wahrscheinlich schon, denn auch 2016 bleibt die Versorgung eng – zumindest im ersten Halbjahr. Danach könnte wieder mehr inländische Ware zur Verfügung stehen. Doch ich glaube nicht, dass danach die Importe stark zurückgehen. Ausländisches Schweinefleisch ist am chinesischen Markt mittlerweile etabliert.


Das Interview führte Andreas Beckhove.

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