Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

GVO-frei: Welle rollt weiter

Lesezeit: 5 Minuten

Die Handelskette Kaufland profiliert sich neuerdings mit GVO-freiem Rindfleisch. Der Verbraucher will das so, heißt es. Die Schlachter sind hingegen wenig begeistert.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Bei Geflügelfleisch und Milch ist das Label „ohne Gentechnik“ im deutschen Lebensmittelhandel schon fast Standard. Beim Rindfleisch ist das Siegel hingegen weiterhin eher die Ausnahme. Das könnte sich nun ändern, denn die Handelskette Kaufland möchte, dass das grüne Logo künftig auch auf vielen Rindfleisch-Verpackungen klebt. Ist das realistisch, und was haben Rinderhalter eigentlich davon?


Kaufland prescht vor.

Seit Oktober finden Verbraucher im Fleischregal von Kaufland Hackfleisch und Burger mit dem Siegel „ohne Gentechnik“. Das zur Schwarz-Gruppe gehörende Unternehmen verkauft als erste größere Handelskette solche Rindfleisch-Produkte im gesamten Bundesgebiet. Nachdem bereits Geflügel- und Milchprodukte mit diesem Merkmal erfolgreich verkauft werden, wolle man nun die Lücke im Bereich Rotfleisch schließen, heißt es. „Die Kunden fragen verstärkt Artikel ohne Gentechnik nach“, erklärt Ralph Dausch, der den Bereich Fleischwaren Kaufland leitet. Sie sollen aber weiterhin die Wahl zwischen konventionell und gentechnikfrei haben. Es sei ein zusätzliches Angebot, mit dem der Großflächendiscounter „nachhaltig stabile Umsätze“ machen – sprich Marktanteile ausbauen möchte. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Für Kaufland war die Einführung der neuen Produkte jedenfalls „vielversprechend“.


Bedeutung für Branche gering:

Auf der roten Seite spürt man diesen „Aufbruch“ allerdings noch nicht. „Noch ist GVO-freies Rindfleisch ein (Mini-) Nischenprodukt. Die Mengen liegen im niedrigprozentigen Bereich“, erklärt ein Sprecher der Vion, dem Unternehmen mit den meisten Rinderschlachtungen in Deutschland. Bei Westfleisch bestätigt man immerhin, dass die Nachfrage nach Tieren aus GVO-freier Fütterung leicht zulegt. Eine große Rolle spielt es aber auch hier nicht. „Bei uns liegt der Anteil des Rindfleischs aus GVO-freier Fütterung an der Gesamtmenge Rindfleisch unter einem Prozent“, sagt der Sprecher der Westfleisch, Philipp Ley. Für die Schlachter scheint das Thema wenig lukrativ zu sein und findet dort bisher wenig Befürworter. Das spürt man vor allem bei Tönnies: „Grundsätzlich gibt es eine sehr begrenzte Nachfrage. Die wirtschaftliche Vermarktung bleibt herausfordernd“, sagt Tönniessprecher Dr. André Vielstädte.


Jede zweite Kuh GVO-frei:

Das Nischendasein von Rindfleisch ohne Gentechnik ist auf den ersten Blick unverständlich. Schließlich ist der Anteil der Milch ohne Gentechnik laut AMI bundesweit mittlerweile auf über 50 % gestiegen. Es müsste also reichlich Kühe geben, die GVO-frei gefüttert werden und nach ihrem Ausscheiden ins GVO-freie Hackfleisch gehen könnten. Doch ganz so einfach ist nicht:


  • Programmfähig ist nur das Fleisch von Tieren, die 12 Monate und mindestens drei Viertel ihres Lebens GVO-frei gefüttert wurden.
  • Zudem müssen die liefernden Betriebe über den Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) zertifiziert sein.
  • Es gibt unterschiedliche Regelungen für Milch und Fleisch.


Vor allem die drei Viertel-Regelung erschwert die Vermarktung. „Wir müssen jedes einzelne Tier auf Alter und Dauer der Fütterungsart prüfen und selektieren“, erklärt der Westfleischsprecher. Der Selektionsaufwand für Landwirtschaft, Transport, Schlachtung und Verarbeitung stehe in keinem Verhältnis zu dem möglichen Zusatzerlös.


Marktteilnehmer fordern deshalb schon länger, die Vorgaben zu vereinfachen. „Für ein und dasselbe Tier sind die Kriterien unterschiedlich, abhängig ob es Milch oder Rindfleisch liefert. Wenn man den Anteil GVO-freier Ware ausbauen will, sind diese zu überarbeiten“, sagt Dausch. Vorbild ist für viele Vermarkter das Modell in Österreich: Dort gelten grundsätzlich alle Tiere als GVO-frei wenn sie 12 Monate so gefüttert wurden (siehe Übersicht).


Abgesehen davon glauben viele in der Branche, dass sich die Probleme mit der Zeit lösen. Denn wenn GVO-frei bei der Milch zum neuen Standard wird, sind mittelfristig auch die meisten Kühe programmfähig, und die Ware ließe sich leichter selektieren.


Gibt es mehr Geld?

Beschleunigen lässt sich dieser Prozess sicherlich über Aufschläge. Doch ein Mehrerlös für GVO-freies Rindfleisch ist bisher nicht garantiert. Der Kaufland-Manager Dausch beteuert zwar: „Für Produkte ohne Gentechnik entstehen höhere Kosten auf der landwirtschaftlichen Seite. Der Mehraufwand wird den Bauern vergütet.“ Aber ob das beim Landwirt ankommt, ist fraglich. Für die Vion ist dieses Marktsegment noch so klein: es lohne sich gar nicht, eine eigene Preisindikation zu formen. Das spiegelt sich am Lebendmarkt wider. „Bei uns gibt es bisher keine Nachfrage nach diesen Tieren und damit auch keine Aufschläge“, berichtet ein nordwestdeutscher Viehhändler.


Im Süden sieht es besser aus. Dort ist die GVO-freie Fütterung auf den meisten Milchviehbetrieben längst Standard, und viele Betriebe sind über Qualitätsfleisch-Programme wie beispielsweise „Grünland-Kuh“ längst VLOG-zertifiziert. „Bei den Färsen haben wir schon länger eine stete Nachfrage nach GVO-frei. Aber auch bei den Kühen steigt das Interesse“, erklärt Sebastian Brandmaier von der VVG-Oberbayern. Aktuell vermarktet die Genossenschaft etwa fünf Prozent der Schlachtrinder gentechnikfrei. Was dieses Merkmal im Verkauf bringt, kann er nur schätzen. In Süddeutschland sei GVO-Freiheit oft mit anderen Kriterien wie z.B. Simmentaler oder Grünlandanteil verknüpft. Brandmaier sieht den Mehrerlös bei der Schlachtkuh bei etwa 5 bis 15 Cent pro kg SG. In Verbindung mit der Milch gehe die Rechnung für die meisten Betriebe auf, meint er.


Bald auch beim Schwein:

Brandmaier rechnet damit, dass die Nachfrage nach GVO-freiem Rindfleisch in den nächsten Jahren zunimmt. Bei Kaufland hört man das sicherlich gerne. Dausch sieht sich voll im Trend und kann sich neben Hackfleisch weitere Rindfleischprodukte mit dem grünen Logo vorstellen. „Nach der vielversprechenden Einführung der neuen Produkte werden wir optimistisch die nächsten Schritte angehen“, sagt Dausch. Dabei hat er übrigens auch andere Fleischarten im Blick: 2019 werde man an der Bedientheke auch das Siegel „ohne Gentechnik“ bei Schweinefleisch einführen.Kontakt: andreas.beckhove@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.