Anne Borchert:
Die Agrarbörse und ich – das passt so gut zusammen wie Kartoffelsalat und Weihnachtsmarkt. Mit Börse verbinde ich Risiko und risikofreudig bin ich überhaupt nicht. Doch eigentlich weiß ich auch nichts über die Börse. Wozu auch, könnte ich hinzufügen und wahrscheinlich würden mir viele zustimmen. Doch nun habe ich mich auf dieses Börsenspiel eingelassen. Vielleicht der Beginn einer neuen Leidenschaft?Bislang kostete mich diese Entscheidung jedenfalls zwei Abende mit einem top agrar-Spezial, drei Terminbörsen-Beiträgen und zwei Tafeln Schokolade. Das reicht aber gerade einmal, um etwas Licht ins Begriffsdunkel zu bringen. Mal eben so versteht man die Zusammenhänge dann doch nicht. Meine wichtigste Erkenntnis: An der Agrar-Börse kann man z. B für Getreide Preise absichern. Ob das wirklich stimmt, werde ich in den nächsten Monaten testen. Deshalb habe ich nun zehn Verkaufskontrakte Mühlenweizen an der Pariser Börse (Matif) zu 190,50 € gehandelt. Das entspricht der Hälfte meiner Ernte. Mal sehen, wie das ausgeht.
Claus Mayer:
Eigentlich ist die Warenterminbörse für mich eine Beruhigungspille: Hier können Landwirte Monate vor der Ernte ihre Verkaufspreise festzurren. Man schläft ruhiger, wenn die eigene Existenz nicht vom ständigen Auf und Ab der Märkte abhängt.Doch jetzt schlage ich mich auf die andere Seite: die der Investoren. Über diese Investoren herrschen in der Öffentlichkeit ja verschiedene Meinungen: Für die einen sind sie ein Haufen adrenalin- und testosterongetriebener Großmäuler, die für die „Blasenbildung“ auf den Agrarmärkten verantwortlich sind und so Mitschuld am Hunger in der Welt tragen. Für die anderen sind sie ein gut informierter Kreis, der zur Stabilität der internationalen Agrarpreise beiträgt. Ich bin gespannt, wo meine Kollegin und ich nach dem Börsenspiel stehen werden.