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Label-Eier vom Profi

Lesezeit: 7 Minuten

Das Label-Fleisch des Deutschen Tierschutzbundes gilt als gescheitert. Nun versuchen die Tierschützer mit Eiern den Durchbruch. Mit Alfons Diekmann haben sie sich einen erfahrenen Legehennenhalter ins Boot geholt. top agrar hat ihn besucht.


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Eigentlich war es ein Zufall, der uns zum Tierschutzlabel brachte“, erinnert sich Alfons Diekmann. Der erfahrene Hühnerhalter wollte seinen neuen Betrieb beim Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT) anmelden und wie bisher Eier aus der Bodenhaltung verkaufen. Doch dort animierte man ihn, den Betrieb nach den Richtlinien des Deutschen Tierschutzbundes (DTB) umzubauen. Diekmann, der eigentlich Elektrikermeister ist, gefiel die Idee. „Das Thema Tierwohl ist nicht mehr umzudrehen. Warum nicht mal Pionier sein“, dachte sich der 68-Jährige und machte sich fortan mit den Vorgaben der Tierschützer vertraut. Was dann folgte, war allerdings kein Selbstläufer.


Teurer Umbau:

Zunächst musste Diekmann seine eigentlich fertigen Umbaupläne für den Betrieb im niedersächsischen Dinklage ganz neu aufsetzen. Den maroden Betrieb hatte er 2015 gekauft und wollte ihn von 35000 Plätzen in Freilandhaltung auf 40000 Plätze in Bodenhaltung umbauen. In der konventionellen Haltung kannte er sich schließlich aus. Denn schon seit 2009 produziert er unter dem Namen „Loher Landei“ zusammen mit seinem Sohn Arndt (35) Eier an zwei Standorten. Die über 300000 konventionellen Legehennen werden flächenlos und damit gewerblich gehalten. „Wir wollen uns voll auf die Tierhaltung konzentrieren“, erklärt Arndt Diekmann. Seit März produziert Loher Landei nun auch Tierschutzlabel-Eier. Auf dem neuen Betrieb stehen drei Ställe mit jeweils 12000 Legehennen, die nach Vorgaben des Tierschutzbundes nochmals in 3000er-Herden unterteilt sind.


„Die Kosten für das Projekt sind nicht ohne“, stellt Arndt klar. Im Vergleich zur konventionellen Bodenhaltung musste er etwa 80% mehr investieren, schätzt er. Vor allem die geringere Besatzdichte von 7 statt 9 Hennen pro Quadratmeter treibe die Kosten. Darüber hinaus ist ein sogenannter Kaltscharrraum vorgeschrieben, der mindestens 50% der Stallgrundfläche haben muss (siehe Übersicht).


Der neue Stall ist zudem vollgestopft mit Technik. Der Steuerschrank für Lüftung, Fütterung und Licht, den Diekmann in jedem Stall eingebaut hat, weil jeder Stall technisch von dem nächsten getrennt sein muss, würde auch problemlos für 120000 konventionelle Hennen funktionieren. Auch die Arbeitskosten sind deutlich höher. Derzeit betreut eine Vollzeitkraft den neuen Betrieb. Zeitweise ist sogar eine weitere Person nötig, um z.B. einzustreuen. Im konventionellen Bereich rechnet man sonst etwa mit 60000 Hennen, die eine Person betreuen kann.


Die Einhaltung der zahlreichen Auflagen kontrollieren zertifizierte Prüfer, die viermal pro Legeperiode unangekündigt auf den Betrieb kommen. Wenig Arbeit macht hingegen die Entmistung, die vollautomatisch läuft. Jeden Dienstag wird der Kot von einem Händler für Wirtschaftsdünger abgeholt. Weil Hühnerkot transportwürdig ist, lässt er sich gut absetzen.


Experimentieren erwünscht!

Dass Alfons Diekmann mit seinem neuen Betrieb zum Teil Neuland betritt, scheint ihn nicht zu stören. Im Gegenteil, es macht ihm sichtlich Freude, Probleme bei dem neuartigen Haltungssystem aufzudecken, um dann pragmatische Lösungen zu finden. Die Diekmanns entpuppen sich dabei als wahre Tüftler. So gibt es für die vorgeschriebenen Sand- bzw. Staubbäder im Kaltscharrraum bisher kaum Erfahrungen und Anbieter. Diekmann hat deshalb einfach aus den Aufsatzrahmen für Europaletten passende Kisten gebaut. „Die sind günstig, faltbar und robust“, schwärmt er. So bleibe der Sand dort, wo er hingehört. Die Hennen nehmen die Sandbäder hervorragend an.


Die Diekmanns sind zwar nicht die ersten, die nach den DTB-Richtlinien arbeiten – bundesweit sind es derzeit 14 Betriebe. Sie haben aber wohl die mit Abstand größte Anlage und müssen deshalb mehr mechanisieren und automatisieren. Zudem hat der Betrieb wegen der Größe innenliegende Kaltscharrräume, die trotzdem möglichst viel Licht und Luft bieten sollten.


Der Tierschutzbund habe die kritische Haltung ihm gegenüber nach den ersten Gesprächen abgelegt, freut sich Diekmann. „Denen passte nicht, dass wir gleichzeitig viele konventionelle Legehennen halten“, sagt er. Die Richtlinien des DTB besagen allerdings, dass dies kein Problem ist, solange die Tiere unter einer anderen Betriebsnummer und an einem separaten Standort gehalten werden. Mittlerweile klappe die Zusammenarbeit aber ausgezeichnet, sagt Diekmann.


Das mag auch daran liegen, dass der überzeugte Hühnerhalter zum Teil sogar über die Vorschriften des DTB hinausgeht, um das Tierwohl zu verbessern. So bietet Diekmann im Kaltscharrraum zusätzliche Sitzstangen an, die er nach seinen eigenen Vorstellungen gebaut hat. Außerdem hat er zusätzliche Rohrleitungen, eigentlich aus der Schweinemast, mit Schnecken einbauen lassen. Aus einem Rohr an der Decke fällt vollautomatisch ein Gemisch aus gebrochenem Weizen, Mais und Luzernepellets einfach auf den Boden und beschäftigt die Hennen immer wieder aufs Neue. „Wir dosieren nur kleine Mengen, damit es nicht mit dem Legefutter konkurriert“, erklärt Diekmann.


Ruhige Rasse hat Vorteile.

Die Beschäftigung der Tiere ist wichtig, weil die Schnäbel in dem Tierschutzlabel-Programm nicht gestutzt werden dürfen. Damit kommt Diekmann nach eigenen Angaben aber gut zurecht, auch weil die Zucht in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet hat. Die Rasse „Novogen Braun“ sei sehr ruhig und offenbar gut geeignet für das neue Haltungsverfahren.


In seinem Element ist Diekmann bei der Lüftungstechnik. Seit 1985 ist er schließlich als selbstständiger Elektriker tätig und hat seinen Elektrobetrieb auch auf Installationen in Ställen spezialisiert. Diesen führt mittlerweile weitgehend sein erster Sohn Thorsten, sodass sich der Senior nun stärker mit den Legehennen beschäftigen kann. In seinen eigenen Ställen hat Diekmann die neueste Lüftungstechnik verbaut. Die Gleichdruckanlage steuert sowohl Zu- als auch Abluft, sodass sich der Luftdruck im Stall frei regeln lässt. „Das brauchen wir, damit die Kälte aus dem Wintergarten nicht in den Stall zieht“, erklärt der erfahrene Hühnerhalter.


Diekmann überlässt nichts dem Zufall und mischt das Futter am liebsten selbst aus Weizen, Sojaschrot und einem Ergänzer zusammen. Künftig möchte er die Sojabohnen sogar selbst mahlen, um bei der Struktur des Futters mehr variieren zu können. Er füttert grundsätzlich GVO-frei.


Kein Durchschnittsbetrieb:

Diekmann ist mit den Leistungen in den neuen Ställen sehr zufrieden. Sechs Wochen nach Einstallung haben seine Hennen bereits eine Legeleistung von 90% und sind gesund. „Das spricht für das Konzept“, sagt er.


Die Loher Landei GmbH ist aber kein typischer bäuerlicher Betrieb und entspricht vermutlich nicht unbedingt den Wunschvorstellungen des DTB. Für die Pionierarbeit, die das Programm vom Tierschutzbund braucht, ist er aber wohl ideal. Weil die Diekmanns mehrere Standbeine haben, können sie das unternehmerische Risiko besser tragen als andere. Arndt und Alfons Diekmann sind aber Unternehmer, die am Ende auch mit den neuen Ställen Geld verdienen wollen.


Über ihre Produktionskosten und Erlöse verraten sie nicht viel. „Das ist Betriebsgeheimnis. Außerdem kann man erst am Ende der Legeperiode eine Bilanz ziehen“, sagt Arndt Diekmann. Die Vermarktung der Eier sei für die ersten drei Jahre gesichert. In dem Abnahmevertrag mit einem Eierschäl- und -handelsbetrieb sei auch der Preis fixiert. Dieser holt die Eier ab und vermarktet sie an den Lebensmitteleinzelhandel – genauso wie bei konventionellen Eiern.


Vermarktung hakt noch:

Diekmann hat seinen Entschluss nicht bereut. In der Produktionstechnik gebe es zwar immer wieder neue Herausforderungen. Aber bis jetzt funktioniere die Haltung nach den Vorgaben des Tierschutzbundes recht gut. Die größte Hürde sieht er deshalb an der Ladenkasse. „Diese Eier haben ihren Preis und dürfen nicht verramscht werden“, stellt er klar.


Ob das gelingt, ist offen. Die Eier der Einstiegsstufe des Tierschutzlabels werden bisher meist konventionell verkauft, heißt es in Branchenkreisen. Sie konkurrierten im Supermarkt zu stark mit den Bodenhaltungs-Eiern aus den Regionalprogrammen. Die Premiumstufe des Deutschen Tierschutzbundes mit dem vorgeschriebenen Auslauf für Legehennen werde besser angenommen. Andreas Beckhove

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