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Neun Tipps für höhere Kälbererlöse

Lesezeit: 5 Minuten

Bei Fleckvieh-Bullenkälbern gibt es enorme Preisunterschiede. Wie Sie bessere Tierqualitäten und höhere Preise erzielen, hat top agrar mit Experten diskutiert.


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Kälberhändler aus Süddeutschland schlagen Alarm: Die Qualität der Fleckvieh-Nutzkälber habe sich durch die starke Zucht auf mehr Milchleistung in den letzten Jahren deutlich verschlechtert (siehe top agrar 8/2015, ab S. 138). Den Tieren fehle es vor allem an der Bemuskelung und an der nötigen Mastleistung. Die Folge davon sind mittlerweile enorme Preis­unterschiede von bis zu 4 €/kg. Auch bei Holstein-Kälbern zeichnet sich tendenziell eine ähnliche Entwicklung ab.


Doch was können Milchviehbetriebe tun, um den Händlern bessere Tiere zu bieten und um ihre Erlöse zu steigern?


1. Eine Strategie entwickeln:

Vielen Betrieben fehlt in Sachen Kälberaufzucht laut Experten eine strategische Herangehensweise mit einer klaren Zielsetzung. „So sollten z. B. Braunvieh- oder Holstein-Kühe, die nicht für die eigene Remontierung nötig sind, konsequent mit einer Fleischrasse besamt werden. Das bringt deutlich höhere Kälbererlöse“, erklärt Johann Bendel vom Kälberkontor Süd in Bad Waldsee. Bestandteil einer einzelbetrieblichen Strategie könnte zum Beispiel auch der gezielte Einsatz von gesextem Sperma sein. Damit wäre laut Dr. Vinzenz Bauer, Fachreferent Markt bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, mit dem Händler sogar eine gewisse Mengenplanung möglich: „Darüber würden sich vor allem die Kälbermäster sehr freuen, da ihr Markt sehr saisonal ist.“ Sie hätten zwar das ganze Jahr über einen gewissen Grundbedarf an Tieren, doch im Frühjahr benötigen sie deutlich mehr Kälber als im Herbst und Winter.


2. Auf den Fleischwert achten:

Der Fleischwert des eingesetzten Bullen sollte mindestens 100 betragen. Bei einem Bullen für milchbetonte Kühe rät Bernhard Luntz von der LfL Bayern sogar zu einem Fleischwert von 110 und mehr. Zudem sollte man auch die Zuchtwerte für die Handelsklasse und die Ausschlachtung bei der Auswahl mit einbeziehen.


3. Haltung optimieren:

Die ersten Aufzuchtswochen entscheiden über den gesamten weiteren Mastverlauf. Deshalb ist eine komfortable, hygienische Haltung im Iglu mit Stroheinstreu, mit intensiver Beobachtung und Fürsorge des Einzeltieres unverzichtbar. Neben einer frühzeitigen und ausreichenden Biestmilchversorgung sollte der Nabel desinfiziert, gut verheilt und trocken sein. Das Kalb darf beim Auftrieb keine Schwellungen an den Gelenken haben und sollte korrekte und trockene Gliedmaßen mit festen Klauen aufweisen.


4. Ad libitum-Tränken:

Milcherzeuger, die regelmäßig hohe Kälbererlöse erzielen, schwören auf die Vollmilch-ad libitum-Tränke ihrer Tiere: „Unsere Kälber saufen in den ersten Wochen bis zu 17 Liter Vollmilch am Tag. Den Unterschied zu früher, als wir begrenzte Milchmengen vertränkt haben, sieht man den Tieren deutlich an. Und wir erlösen 40 bis 60 € mehr für diese Kälber als früher“, sagt Milcherzeuger Georg Kraus aus Deubach. Hinzu komme, dass die Einsatzleistung der Jungkühe heute höher sei als früher. Dadurch und durch die überdurchschnittlichen Kälbererlöse rechnet sich für Kraus die ad libitum-Tränke auch bei hohen Milchpreisen. Der Züchter hält 220 Fleckvieh-Kühe und erzielte mit dem Verkauf seiner Bullenkälber mit Ø 93 kg in den letzten Jahren einen Durchschnittspreis von 527 € netto.


5. Kälber enthornen:

Zu Preisabschlägen kann es kommen, wenn die Tiere nicht enthornt aufgetrieben werden. Ein Problem, das sich in den letzten Jahren zugespitzt hat und derzeit unter den Händlern heiß diskutiert wird: „Die Fresseraufzüchter und Bullenmäster haben inzwischen Riesen-Probleme mit nicht enthornten Kälbern im Stall“, berichtet Georg Endres, Geschäftsführer der Fresser-Erzeugergemeinschaft Franken eG in Kürnach. Manche Händler haben deshalb Abschläge angekündigt.


Um das Problem auf breiter Front zu lösen, haben die Zuchtverbände vor kurzem gemeinsam mit den Bullenmast- und Fresserorganisationen sowie dem Viehhandel eine Branchenvereinbarung getroffen: Danach sollen künftig nur noch Kälber mit vollständig verödeten Hornanlagen verkauft werden.


6. Tiergewichte kontrollieren:

Unverzichtbar ist, seine Kälber standardmäßig vor der Vermarktung zu wiegen, um für sich eine Kontrolle zu haben. Eine gute Kälberwaage gibt es ab circa 2 000 €. Die Händler bzw. Mäster verlangen in der Regel junge, altersgemäß entwickelte Kälber mit hohem Wachstums-potenzial. Bei Fleckvieh sollten sie nach vier bis sechs Lebenswochen 75 bis 90 kg wiegen. Bei der Rasse Holstein sind nach 14 Tagen mindestens 45 kg gefordert und bei Braunvieh nach zwei bis drei Wochen circa 85 kg.


7. Händler wechseln:

Mehrere Händler zu vergleichen und auch mal zu wechseln, kann sinnvoll sein, um die Erlöse zu erhöhen. Doch von zu häufigen Wechseln raten die Experten ab. „Langfristig kommt man, unabhängig vom Vermarktungsweg, nicht darum herum, auch Preistäler mitzumachen, wenn ein Überangebot da ist“, erklärt Marktexperte Wilhelm Zellner vom Bayerischen Bauernverband. Langfristige Lieferbeziehungen würden sich in der Regel auszahlen, weil der Lieferant die Kundenwünsche schon gut kenne.


8. Über Auktionen vermarkten:

Ob bei einer Auktion nach Abzug der Vorkosten höhere Erlöse zu erzielen sind, ist unter den Experten strittig. Der Vorteil von Auktionen ist, dass die Tierqualitäten vor Ort miteinander verglichen werden und so eine gewisse objektivere Beurteilung möglich ist. Das ist beim Ab-Hof-Einkauf durch einen Händler nicht gewährleistet.


Milcherzeuger und Züchter Georg Kraus vermarktet seine Kälber aus­schließlich über die Auktion: „Ich bin überzeugt, dass wir hier für gute Kälber bessere Preise erlösen als bei der Händlervermarktung, bei der man meist nur Durchschnittspreise erzielt.“ Auf der anderen Seite werden schwache Kälber bei den Auktionen meist stärker abgestraft als beim Ab-Hof-Verkauf.


9. Markt beobachten:

Auch wenn in vielen Betrieben aus Zeitgründen keine aktive Vermarktung der Kälber möglich ist, sollte man den Markt ständig beobachten. Informationsquellen und Notierungen gibt es genug. Silvia Lehnert

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