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Raps erstmal ins Lager?

Lesezeit: 6 Minuten

Wenig spricht dafür, dass die Rapserzeugerpreise in den kommenden Wochen steigen. Das könnte sich im Verlauf der Vermarktungssaison 2014/15 aber noch ändern.


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Was bringt mein Raps, und welchen Preis kann ich wann erlösen? Diese Fragen brennen Landwirten kurz vor dem Start der diesjährigen Rapsernte unter den Nägeln. Viele fragen sich zudem, ob die Preise im Verlauf der Vermarktungssaison 2014/15 doch die 400 €-Marke erreichen können oder ob die Einlagerung am Ende mehr kostet, als eventuelle Preissteigerungen einbringen können.


Wer in diesem Jahr 400 €/t erlösen will, braucht wohl einen langen Atem. Chancen für kleinere Aufgelder könnten sich im weiteren Verlauf aber sehr wohl ergeben – wenn auch nicht automatisch. Aber der Reihe nach.


Enttäuschende Preise!

Verglichen mit den Rekordnotierungen früherer Jahre enttäuschen die aktuell diskutierten Rapspreise: Für die Reste der 2013er Ernte boten Erfasser zuletzt verbreitet nur noch 330 bis 350 €/t (netto, frei Ersterfasser). Im Frühjahr hatten die Kurse zwar deutschlandweit einen respektablen Anstieg hingelegt und knabberten um Ostern kurzzeitig sogar an der besagten 400 €-Marke (siehe Übersicht 1). Wer dieses kurze Hoch nutzte und sich von seinem Raps trennte, hat im Nachhinein alles richtig gemacht. Auch Vorkontrakte für die kommende Ernte ließen sich damals noch für 370 bis 390 €/t abschließen.


Doch seit Ende April kannten die Kurse nur noch eine Richtung: Abwärts. Zuletzt standen hinter den Preisen allerdings kaum noch Umsätze, meist handelte es sich um Abwehrgebote des Handels. Dieser verwies oft auf die neue Ernte, die spürbar größer ausfallen soll als im Vorjahr.


EU-weit 10 bis 20 % mehr Raps?

Der Vergleich mit 2013 hinkt natürlich, da damals der Raps fast EU-weit nach extremen Wetterbedingungen enttäuschte. Ganz daneben liegen dürften die Erfasser mit ihrer Einschätzung aber nicht. Mit jeder neuen Schätzung verdichteten sich in den vergangenen Wochen die Aussichten auf eine reichliche Rapsversorgung. Ende Juni lag die erwartete deutsche Rapsmenge bei rund 5,9 Mio. t. Einige Experten gehen sogar davon aus, dass die 6 Mio. t-Marke geknackt werden könnte. Erste Ergebnisse in frühen Lagen deuten auf hohe Hektarerträge hin. Noch ist die Ernte zwar nicht flächendeckend angelaufen, und Raps ist immer für Überraschungen gut. Einiges spricht aber dafür, dass sich die hohen Ertragserwartungen erfüllen könnten.


EU-weit gilt dasselbe: Sowohl der europäische Getreidehandels- als auch der EU-Bauernverband gingen in letzten Schätzungen von einer EU-Rekordraps- ernte aus. Beide erwarten mehr als 22 Mio. t und damit rund 10 % mehr als 2013. Zwar ist die Anbaufläche nur um knapp 1 % auf 6,8 Mio. ha gestiegen. Vor allem in Frankreich, Großbritannien und in Südosteuropa wurde mehr Winterraps gesät. Links und rechts des Ärmelkanals werden wieder normale Ertragsniveaus erwartet, die 10 bis 20 % über dem Vorjahr liegen könnten.


In Deutschland und Polen ging die Fläche zurück (siehe Übersicht 2).In Deutschland wurden nur knapp1,45 Mio. ha Winterraps gesät. Das sind 12 000 ha weniger als im Vorjahr, jedoch immer noch 50 000 ha mehr als im langjährigen Mittel.


Ein weiterer Punkt drückt indirekt ebenfalls auf die Stimmung und letztlich auch auf die Erzeugerpreise bei uns: Wie ein Damoklesschwert hängt mittlerweile die Anbau- und Ernteschätzung für Sojabohnen in den USA über dem Rapsmarkt. Die Washingtoner Marktbeobachter des USDA gingen Ende Juni von 34,3 Mio. ha Sojabohnen aus, das wären fast 11 % mehr als im Vorjahr und ein neuer Allzeit-Rekord. Auch wenn die wichtige Wachstums- phase für die weltweit wichtigste Ölsaat erst noch kommt, lässt das Flächenplus schon auf eine riesige Bohnenernte schließen.


Von einem knappen Angebot kann auch bei uns also wohl keine Rede sein. Allein daraus sollten Sie aber bei der Vermarktung Ihrer eigenen Rapsernte nicht die falschen Schlüsse ziehen. Denn selbst wenn es nur kleine Hoffnungsschimmer sind, einige Fakten sprechen doch für Preisanstiege im Verlauf der Vermarktungssaison:


  • Weltweit erwarten Analysten 2014/15 mit 70 Mio. t etwa 2 % weniger Raps als in der Saison 2013/14.
  • Kleiner ausfallen soll auch das Angebot an Sonnenblumen und Palmöl.
  • Unsicher ist weiter, wie sich die Krim-Krise auf die Ölsaaten-Exporte aus der Schwarzmeerregion auswirken wird.


Der deutsche Raps wird seine Abnehmer finden. Das liegt nicht nur daran, dass weiterhin fast zwei Drittel der EU-Rapsölerzeugung zu Biodiesel verarbeitet werden. Dieses Absatzventil bleibt übrigens auch in den kommenden Jahren durch die Beimischungspflicht von RME zum fossilen Diesel geöffnet.


Raps ins Lager?

Doch was ist jetzt die richtige Strategie, um für die Rapsernte akzeptable Preise zu erzielen? Zur Ernte werden die Erfasser gut mit Raps versorgt sein, und Ware aus den abgeschlossenen Vorverträgen wird die Silos der Abnehmer und Verarbeiter füllen. Rund ein Drittel der Ernte soll vorverkauft sein. Käufer werden also während und kurz nach der Ernte wenig Druck verspüren, die Offerten nach oben anzupassen, um Ware zu mobilisieren.


Falsch wäre es aber auch, seine Ernte „wegzupacken“ und erst 2015 wieder in die Vermarktung einzusteigen: „In diesem Jahr ist wirklich eine clevere und vor allem flexible Strategie gefragt“, erklärt ein Beobachter. Wichtig sei, kurzfristig auf Preissprünge reagieren zu können, um den optimalen Verkaufszeitpunkt zu treffen. Eine Einlagerung mit Mindestpreisgarantie und Berücksichtigung der Börsenkurse hält er für sinnvoll. Da wegen der niedrigen Zinsen immer wieder viel Kapital an den Terminbörsen angelegt wird, könnte z. B. ein Wettermarkt während der wichtigen Wachstumsphase der US-Sojabohnen im August/September für Kursausschläge sorgen. Das könnte bis auf den Rapsmarkt durchschlagen.


Dass die 400 €/t erzielbar werden, halten viele Insider derzeit für eher unwahrscheinlich: „Darauf sollte man nicht warten. Realistischer ist ein Plus von z. B. 40 bis 50 €/t auf das aktuelle Preisniveau. Dann sollte man verkaufen“, so ein norddeutscher Marktkenner.


Er empfiehlt, auch eine weitere Überlegung zu prüfen: Wenn Sie nur begrenzten Lagerraum haben, sollten Sie diesen nicht zwangsläufig mit Ihrem Raps belegen: „Die Lagerrendite könnte für guten Roggen oder Weizen höher ausfallen als für Raps. So gesehen könnte es sich lohnen, sich ohne Einlagerung von seinem Raps zu trennen.


Aktuelle Raps-Erzeugerpreise, Terminmarktkurse, Markttendenzen und -kommentare finden Sie im Internet unter www.topagrar.com


Christian Brüggemann

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