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Rapsschrot nur vorübergehend günstiger?

Lesezeit: 5 Minuten

Die Rapsschrotpreise erreichten im Dezember 2018 ein Dreijahreshoch. Nun bröckeln sie wieder. Ist das eine Trendwende? Steffen Kemper von der AMI glaubt das nicht und rät eher zum Vorkauf.


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Die Zeiten, in denen Erzeuger ihre Futterkosten mit günstigem Rapsschrot drücken konnten, scheinen vorbei. Die Preise erreichten im deutschen Großhandel Ende des Jahres 2018 fast 260 €/t und damit das höchste Niveau seit dreieinhalb Jahren. Doch seit Januar bröckeln die Kurse wieder. Was passiert dort gerade, und wie sollen Erzeuger damit umgehen?


Knappe Rohware


Das Auf und Ab bei den Rapsschrotpreisen hat Gründe:


  • Knappe Rapsversorgung: Wegen der Dürre im letzten Jahr fiel die Ernte in Deutschland mit 3,67 Mio. t Raps extrem schlecht aus. Den Ölmühlen fehlt somit der Rohstoff. Die Branche versucht das zwar durch Importe auszugleichen und verarbeitete zuletzt nur noch zu weniger als der Hälfte inländischen Raps. Doch die Gesamtmenge schrumpfte dennoch. Im Zeitraum Januar bis November 2018 verarbeiteten deutsche Ölmühlen kaum mehr als 8 Mio. t Raps und damit 13% weniger als im Vorjahreszeitraum. Das hat Folgen für das Rapsschrotangebot. Im genannten Zeitraum wurden nur etwa 4,5 Mio. t Rapsschrot ausgestoßen, in den beiden Vorjahren waren es jeweils rund 5,3 Mio. t.
  • Schwache Rapsölerlöse: Die Ölmühlen hadern mit dem Biodieselmarkt. Unzureichende Erlöse aus dem Rapsölverkauf an die Industrie bremsen die Verarbeitung. Der Grund: Im Herbst 2017 wurden die Einfuhrzölle für Biodiesel aus Argentinien und Indonesien deutlich gesenkt. In den Folgemonaten und besonders in der ersten Jahreshälfte 2018 erreichten große Schiffsladungen Biodiesel aus diesen beiden Ländern die EU. Es ist zwar nicht unüblich, dass Biodiesel aus Soja- und Palmöl in den Sommermonaten gefragter ist als die Rapsöl-Alternative, doch ohne Zollschutz überschwemmt preisgünstiger Importbiodiesel die EU-Märkte regelrecht. Manche Ölmühle drosselte deshalb die Produktion oder stellte gar auf Sojaverarbeitung um. Je weniger Rapsöl gebraucht wird, desto geringer ist auch das Aufkommen des Koppelprodukts Rapsschrot.
  • Hohe Transportkosten: Die Dürre 2018 verteuerte die Frachten. Denn die Flusspegel fielen zum Teil auf Rekordtiefststände. In der zweiten Jahreshälfte 2018 war der Rhein beispielsweise lange Zeit nicht oder nur teilweise befahrbar. Schnell waren dann auch die LKW-Kapazitäten ausgeschöpft, sodass es bald zu massiven Verzögerungen kam und erhebliche Frachtaufschläge gefordert wurden.


Zumindest der letzte Punkt hat sich zum Jahreswechsel entspannt. Der Rapsschrotmarkt ist ruhig in das Jahr 2019 gestartet. Dazu trägt bei, dass Mischfutterhersteller sich vor dem Jahreswechsel langfristig mit Rapsschrot eingedeckt haben. Kontrakte wurden für das erste Quartal 2019, teilweise aber auch schon bis in das zweite Quartal hinein, abgeschlossen. Restmengen wurden dann noch kurz vor Weihnachten hinzugekauft, um im neuen Jahr gut aufgestellt zu sein.


Die geringere Nachfrage zeigt sich nun im Preis. Rapsschrot konnte das Dezemberniveau nicht halten (siehe Übersicht). Mit knapp 240 €/t im deutschen Großhandel ist das Ölschrot im Vorjahresvergleich aber immer noch teuer.


Keine Trendumkehr


Gegen einen dauerhaften Abwärtstrend spricht, dass das Angebot überschaubar bleiben dürfte. Denn die Ölmühlen sind derzeit auf Importware angewiesen und dürften alle Mühe haben, genug Rohstoff zusammenzukriegen. So ist beispielsweise das Rapsangebot aus Australien geringer als üblich. Das äußert sich in aktuellen Zahlen aus Brüssel, die für Januar sehr geringe Importe ausweisen. Aber auch mittelfristig ist nicht mit einer besseren Versorgung zu rechnen. Denn die deutsche Rapsanbaufläche fällt zur Ernte 2019 nochmals deutlich kleiner aus als im Vorjahr.


Und möglicherweise sinkt der Rapsschrot-Ausstoß sogar weiter, wenn Biodiesel als Beitrag zur Treibhausgasreduktion des Verkehrs künftig nicht mehr gefördert wird. All das könnte Versorgungslücken reißen, die die Verarbeitung der Ölmühlen einschränken und so das Rapsschrotangebot begrenzen.


Gleichzeitig könnte auf der Nachfrageseite Rapsschrot schon bald wieder begehrt sein. Noch sind die Mischfutterhersteller gut versorgt und können es sich leisten, auf weitere Preisrückgänge zu warten. Doch zuletzt hat sich das Rapsschrot stärker verbilligt als Schrot aus Soja. Das macht die Komponente wieder attraktiv. Am besten lässt sich das beurteilen, wenn man den reinen Proteinpreis von Rapsschrot (34%) und Sojaschrot (44%) vergleicht.


Noch im Dezember kostete Rapsschrotprotein mit 7,40 € pro Prozentpunkt deutlich mehr als Sojaschrotprotein mit 6,79 €. Doch seit Mitte Dezember nähern sich die Preise wieder an. Aktuell liegt Rapsschrotprotein mit 6,61 € pro Prozentpunkt nur noch 13 Cent über der Sojakonkurrenz.


GVO-freie Futtermittel


Dabei punktet Rapsschrot im Vergleich zum konventionellen Sojaschrot zusätzlich mit seiner GVO-Freiheit. Es ist als Mischfutterkomponente immer gefragter. Das belegen auch die Verarbeitungszahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Von Juli bis November 2018 wurden 994000 t Rapsschrot zu Mischfutter verarbeitet, das waren 16% mehr als im Vorjahreszeitraum. Indes wurden nur 855200 t Sojaschrot eingesetzt – ein Zehntel weniger als im Vorjahreszeitraum.


Es ist deshalb fraglich, ob es sich lohnt, auf weitere Vergünstigungen zu spekulieren. Denn eigentlich ist der Markt für Rapsschrot, abgesehen von der aktuellen Preisschwäche, nach wie vor bullisch eingestellt. Aktuell deutet nichts auf einen weiteren Rückgang der Rapsschrotpreise hin, warum sollte man also den Einkauf noch hinauszögern?


andreas.beckhove@topagrar.com

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