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Webinar „Milchpreisabsicherung“: Flüssigmilch noch nicht liquide

Lesezeit: 3 Minuten

Kostendeckende Milchpreise absichern und ruhig schlafen: Davon träumt so mancher Milchviehhalter. Kann der neue Flüssigmilchkontrakt der EEX in Leipzig dabei helfen? Das war die Kernfrage, die sich über 50 Teilnehmer des top agrar-Webinars „Milchpreisabsicherung“ Anfang März stellten. Die Börsenexpertin Stephanie Stöver-Cordes erläuterte per Videoübertragung den Teilnehmern zuhause, wie sie sich gegen einen Preisverfall an der Börse absichern können.


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Dabei wurde deutlich, dass der Flüssigmilchkontrakt viel besser zu den Bedürfnissen der Milcherzeuger passt als eine Absicherung über Butter- und Magermilchpulver-Termine. Denn er orientiert sich an den tatsächlichen Milch- auszahlungspreisen in Deutschland und ist mit 25000 kg auf „normal große“ Betriebe zugeschnitten. Allerdings sind die Umsätze des seit August 2018 angebotenen Kontrakts noch sehr gering, sodass sich bisher nur theoretisch das Preisrisiko minimieren lässt. Das könne sich aber noch ändern, stellt Stöver-Cordes klar. Schließlich sei der Weizenkontrakt damals auch eher schleppend gestartet. Heute würden täglich tausende Kontrakte gehandelt.


Viele Fragen...


An den überzogenen Vorstellungen der Landwirte liegt es aber offenbar nicht, dass der neue Kontrakt bisher nicht in die Gänge kommt. Denn 40% der Landwirte, die an dem Webinar teilnahmen, wären bereit, schon bei Börsenpreisen zwischen 35-38 Cent je kg Milch einen Preis an der Börse festzuzurren (siehe Übersicht 1). Der Fokus der interessierten Kuhhalter liegt dabei auf einem Zeithorizont von bis zu einem Jahr. Nur wenige würden darüber hinaus die Preise absichern (siehe Übersicht 2).


Bevor Milchviehhalter an die Börse gehen, wollen sie aber verstehen, wie das Hedging bzw. Absichern genau funktioniert. Die Webinar-Zuschauer bzw. -Zuhörer stellten im Laufe des Abends über ihre PCs rund 50 Fragen an die Börsenexpertin.


...ehrliche ANtworten


Viele Fragen drehten sich ums Geld.Was zahlt der Landwirt für den Börsenhandel oder welche Sicherheiten muss er liefern? Wie läuft das mit der Nachschusspflicht, wenn die Kurse in die falsche Richtung laufen? Ein Landwirt wollte zudem wissen, zu welchem Preis er absichern soll? Die Referentin empfahl den Zuhören auf jeden Fall zunächst die eigene Produktionkosten zu analysieren. „Ich muss meine Kosten kennen, sonst sichere ich im schlimmsten Fall Verluste an der Börse ab“, erklärte Stöver-Cordes.


Ein Landwirt wollte sich die Chance auf steigende Preise nicht verbauen und fragte, ob man beides haben kann: Sicherheitsnetz und Chance auf Preisanstieg. Diesen Landwirt musste die Börsenexpertin enttäuschen: „Am Terminmarkt muss man sich entscheiden. Wer Sicherheit über den Milchpreis will, verzichtet letztlich auf Preisspitzen.“ Sie empfahl den Zuhörern deshalb, immer nur einen Teil der Milcherzeugung zu hedgen.


Was passiere, wenn man wegen einer Seuche keine Milch liefern kann, wollte ein anderer Landwirt wissen. Stöver-Cordes erklärte, dass dann eben das Gegengeschäft am Kassamarkt fehle. Sobald der Produktionsausfall klar würde, müsse man als Hedger eigentlich die Position glatt stellen. In diesem Zusammenhang warnte sie auch vor Spekulationen. Ein Teilnehmer fragte sogar, ob man bei niedrigen Preisen nicht kaufen könne, um bei hohen Kursen wieder auszusteigen. „Das ist möglich, wäre aber reine Spekulation und damit riskant“, erwiderte Stöver-Cordes.


Nach einem lebhaften Webinar wurde klar: Wenn der Flüssigmilchkontrakt an der EEX in Leipzig stärker gehandelt wird, kann er das Liquiditätsrisiko für Milcherzeuger durchaus reduzieren. Er garantiert aber keine besseren Milchpreise. Am Ende entscheidet der Landwirt selbst, ob und wann er absichert – mit allen Konsequenzen für seinen Betrieb.


andreas.beckhove@topagrar.com

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