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Wohin tendieren die Agrarmärkte 2019?

Lesezeit: 5 Minuten

Mehr politische Einflussnahme, sinkende Weizen- und Rapsvorräte und starke Konkurrenz am Weltmarkt. Darauf müssen sich Handel und Landwirtschaft einstellen.


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Das Thema „Agrarmärkte 2019“ lockte am 7. Dezember 2018 rund 70 Teilnehmer zum ersten gemeinsamen Seminar von top agrar, Agrarfax und der agrarzeitung nach Hamburg. Die Referenten beschäftigten sich unter der Moderation von Jan Peters, Agrarfax, dabei nicht nur mit der Frage, wie es an den Märkten für Weizen und Raps im Jahr 2019 weitergehen dürfte, sondern auch damit, wie Politik die Märkte beeinflusst und wie groß die Konkurrenz aus Russland ist.


Der Staat greift immer stärker ein


Firmen, die „nur“ ein- und verkaufen, stecken in einer Zwickmühle. Davon ist Dr. Klaus-Dieter Schumacher, AgriConsult, überzeugt.


2014 bis 2017 haben große Ernten zu wachsenden Vorräten sowie Preisdruck geführt und Margen und Gewinne gesenkt, so Schumacher. Dass Verarbeiter nur noch geringe Vorräte anlegen, verschärfe diesen Druck. Zudem fließe immer mehr spekulatives Kapital in den Terminbörsenhandel mit Agrarerzeugnissen. Das verstärke Preisausschläge und mache Vorhersagen schwieriger.


Auf der Erzeugerstufe bekommt es der Erfassungshandel zudem wegen des Strukturwandels vermehrt mit Großbetrieben zu tun, die z.B. ihr Getreide im Streckengeschäft am Handel vorbei vermarkten. Zudem fördere die EU die Gründung von Erzeuger- und Branchenorganisationen, damit „Landwirte mehr von Kuchen bekommen“.


2018/19 habe das Angebot zwar abgenommen und die Preise seien (teilweise) gestiegen, so Schumacher. Dafür gebe es wieder mehr politische Eingriffe ins Marktgeschehen, z.B. durch die USA, China, Russland usw. Das verändert die Absatz- und Bezugskanäle. Statt US-Soja kauft China jetzt Proteinfuttermittel aus Indien, der Ukraine und Südamerika. Schumacher hält die aktuelle Entwicklung aber nicht für das Ende der Globalisierung, sondern nur für einen Rückschritt“. „Wachstum der Nachfrage findet außerhalb der EU statt“, ist er überzeugt. Das sei ein wichtiges Betätigungsfeld für den Handel. Dabei dürfe man allerdings den Binnenmarkt auch nicht vergessen.


Geht bei Weizen noch was?


Dass Märkte, z. B. für Weizen, gezielt bearbeitet werden müssen, meint auch Steen Houengaard von der Agentur für Getreide und Futtermittel GmbH.


Das internationale Weizenangebot ist nicht so groß wie 2017/18. Das USDA erwartet deshalb einen Abbau der Vorräte auf 267 Mio. t bis zum Saisonende. Alle wichtigen Exporteure verzeichnen Rückgänge. Russlands Bestände sinken sogar um die Hälfte, und das USDA beziffert die russischen Weizenexporte 2018/19 „nur“ noch auf 35 Mio. t. Das wären 6,4 Mio. t weniger als 2017/18.


Das heißt allerdings nicht, dass wir und andere Weizenexporteure jetzt am Weltmarkt freie Bahn hätten. Im Gegenteil, die russischen Exporte liegen bislang sogar weit über der Vorjahreslinie. Die USA und die EU kommen deshalb nur schwer zum Zuge. Das spiegeln die Weizenkurse der CBoT in Chicago wider. Diese treten seit Monaten weitgehend auf der Stelle.


Das dürfte sich nach dem Jahreswechsel ändern. Houengaard erwartet weniger Exportdruck aus Russland. Er ist allerdings nicht sicher, wer dann diese Lücke füllen wird – wir oder die USA. Auf jeden Fall, so seine Überzeugung, werde die Weizenbilanz im ersten und zweiten Quartal 2019 eng ausfallen. Er erwartet deshalb festere Preise. Ob diese von Dauer wären, ließ er offen.


Für 2019/20 geht er von einer positiven deutschen Weizenbilanz aus (vgl. Übers. 1). Demnach wachsen Anbaufläche, Erntemenge und Vorräte.


Trendwende bei Raps?


Beim Raps zeigen die Zahlen für 2019/20 ein anderes Bild. Der Anbau geht laut Thorsten Tiedemann, Getreide AG, bei uns weiter zurück (vgl. Übersicht 2). Andere EU-Länder, z.B. Frankreich, müssen auch mit einer kleineren Rapsernte rechnen. Sind also steigende Preise vorprogrammiert?


Dafür spricht, so Tiedemann, die enge Versorgungsbilanz bei Raps, der Zwang, Drittlandware durch „attraktive“ Preise anzulocken und die Tatsache, dass RME im Winter „alternativlos“ ist.


Dagegen sprechen der Konkurrenzdruck durch Soja, Palmöl und Sonnenblumen und die hohen Kurse für RME im Vergleich zu Alternativen (ab März können diese RME substituieren). Einige Verarbeiter versuchen zudem, das Rapsöl im Lebensmittelbereich durch Sonnenblumenöl zu ersetzen, und Ölmühlen haben die Rapsverarbeitung wegen hoher Rohstoffkosten gedrosselt.


Auf die Frage, ob Landwirte in dieser Saison noch die 380 €/t ab Hof „sehen“ würden, antwortete Tiedemann: „Dafür müsste etwas passieren.“


Aber was? Starken Einfluss auf die Agrarmärkte haben z. B. politische Entscheidungen. „Ein Tweet von Trump wirkt viel stärker als es Fundamentaldaten tun“, ist Bernhard Chilla, RMI-Analytics, überzeugt. Marktabschottungen, Strafzölle usw. haben Warenströme in dieser Saison verändert und die Preise beeinflusst. Das bekommen übrigens nicht nur Landwirte in der EU zu spüren, sondern auch in Russland.


Russische Konkurrenz


Die Chancen und Risiken großer Ackerbaubetriebe in Russland beleuchtete Klaus John von der Prodimex Holding, Woronesch. Diese bewirtschaftet gut 840000 ha in drei Klimazonen. Die Betriebsgrößen reichen von 6000 bis 35000 ha. Der Schwerpunkt liegt neben Getreide und Ölsaaten vor allem auf Zuckerrüben. Zur Holding gehören derzeit 15 Zuckerfabriken und laut Russlandexperte John „mehr als 20000 Kolleginnen und Kollegen“.


Landpreise von umgerechnet 660 € pro ha, Pachten von 18 €/ha sowie vergleichsweise günstige Lohnkosten machen russische Betriebe sehr konkurrenzfähig. John belegte das mit einem Vergleich von Produktionskosten auf Rubelbasis pro Tonne Zuckerrüben in Norddeutschland und dem Prodimex Standort Kamenka. Norddeutschland kommt demnach auf 1460 Rubel, Kamenka auf 1595 Rubel. Und dabei ist der Rübenertrag in Deutschland etwa doppelt so hoch.


Russische Agrarerzeugnisse sind zudem wegen des sehr schwachen Rubels am Weltmarkt ausgesprochen günstig. Es versteht sich allerdings, dass Unternehmen wie Prodimex alles daran setzen, auch ohne diese Hilfe konkurrieren zu können. Die Produktionskosten sollen durch eine ausgefeiltere Düngerlogistik und andere Maßnahmen gesenkt werden.Kontakt:


joerg.mennerich@topagrar.com

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