Nach zwei Jahren mit relativ hohen Kartoffelpreisen gab es 2017 nicht einmal ein durchschnittliches Jahr. Die Ernte ist riesig, und bei der Nachfrage suchen die Marktteilnehmer vergebens nach einer besonderen Zugkraft, die 2015 und 2016 zu steigenden Preisen geführt hat. Zusammengefasst sehen die Argumente für langanhaltende, niedrige Kartoffelpreise 2018 wie folgt aus:
Die Bruttoernte in der EU ist mit 62 Millionen Tonnen rund fünf Millionen Tonnen größer als im Vorjahr. Es gibt nahezu nirgends eine Angebotslücke innerhalb der EU, in die Übermengen aus anderen Regionen fließen könnten. Die Kartoffelverarbeiter sind noch länger gut mit Vertragsrohstoff versorgt und bleiben dem Markt fern. Tendenziell schwindet der Frischkartoffelkonsum. Frankeichs große Konsumkartoffelernte drängt zu niedrigen Preisen nach Süd- und Osteuropa und begrenzt die Verkaufsmöglichkeiten der Kartoffeln aus Deutschland. Seit dem Herbst 2017 verursacht die schwache Qualitätslage Probleme. Es gibt genügend Vorräte, die rascher als geplant verkauft werden müssen. Demgegenüber sehen die Optimisten für den weiteren Marktverlauf durchaus Möglichkeiten, dass die Preise steigen werden. Vermutlich wird der Preisanstieg vorerst jedoch nur moderat ausfallen.
Ab Mai könnten dann aber die folgenden Argumente zum Zuge kommen: Die Verarbeitungskapazitäten der Industrie wurden in den vergangenen zwei Jahren kräftig ausgeweitet, um den global boomenden Absatz von Pommes frites und anderen Erzeugnissen zu bedienen. Die niedrigen Preise machen den Rohstoff günstig und die Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Industrie stark. Zusätzlich hat das Preisniveau dazu geführt, dass sich die Landwirte schnell bereitfanden, Kartoffeln ins Futter, an die Stärkeindustrie oder in den Export abzugeben. Durchwuchs, niedriges Unterwassergewicht, Fäulnis und frühe Keimung haben mancher Ladung so zugesetzt, dass sie abgeschrieben werden muss. Qualitativ noch schlechter sieht die Kartoffelernte in Polen aus. Sie dürfte im Frühjahr noch stärker von deutscher Ware ergänzt werden müssen. AMI