Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

News

Copa Cogeca organisiert Agrarministergipfel rund ums Rindfleisch

Europas Rindfleischerzeuger fordern die EU-Kommission auf, bei den Gesprächen über ein Handelsabkommen mit den Mercosurstaaten und Mexiko, die Landwirte nicht über den Tisch zu ziehen zugunsten des Marktzuganges der Europäer in anderen Sektoren.

Lesezeit: 5 Minuten

Europas Rindfleischerzeuger fordern die EU-Kommission auf, bei den Gesprächen über ein Handelsabkommen mit den Mercosurstaaten und Mexiko, die Landwirte nicht über den Tisch zu ziehen zugunsten des Marktzuganges der Europäer in anderen Sektoren.



Eine Stunde nach dem EU-Agrarrat am Montag lud der Dachverband der europäischen Landwirte und Genossenschaftsbetriebe (CopaCogeca), EU-Agrarkommissar Phil Hogan zum Barbecue ein. In einem Hotel fußläufig vom Ratsgebäude Justus Lipsius entfernt, überreichte der Copa-Rindfleisch-Experte Jean-Pierre Fleury dem Iren Hogan nicht nur einen „Aktionsplan Rindfleisch“, sondern las dem irischen Kommissar in einem 15 minütigen Vortrag neben schmorendem Filetstücken aus zehn EU-Staaten, ungeschminkt die Leviten.



„Es ist völlig inakzeptabel, dass die EU-Kommission die Öffnung des europäischen Marktes für Rindfleisch in den Verhandlungen mit den Mercorsurstaaten offeriert hat, während die Untersuchungen über brasilianische Rindfleischskandale weiterhin unaufgeklärt sind“. Exportzertifikate seien über zehn Jahre gefälscht und Veterinärauflagen missachtet worden, sagte Fleury, der auch Präsident der französischen nationalen Rindfleischföderation (FNB) ist. Seit 2014 hätten die französischen Rindfleischproduzenten Verluste von 300 Euro pro 400 kg Lebendtiergewicht zu verschmerzen. „Wir befürchten, dass ein Drittel der 80.000 Rindfleischerzeuger in Frankreich dies wirtschaftlich nicht verkraften werden“. Ein dritter Vorwurf in Richtung EU-Agrarkommissar machte den Iren Hogan sichtlich nachdenklich.



Brexit-Folgen trifft Fleischerzeuger auf dem Kontinent vor allem in Frankreich


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

50 Prozent der irischen Fleischproduktion wird traditionell vom britischen Markt aufgenommen. Der Verfall des britischen Pfund Sterling führe zunehmend dazu, dass IrishBeef als Folge des Brexits zunehmend den Weg nach Frankreich und in andere EU-Länder finde. Die irischen Exporteure würden die Marktpreiskrise auf dem Kontinent noch anheizen. „Jede weitere Million Tonne Import-Rindfleisch aus den Mercosurstaaten würde sechs Millionen Produktionskapazitäten in der EU vernichten“, malte der stämmige Rinderhalter Fleury als Horrorszenario an die Wand.



Copa Cogeca fordert daher in seinem am Montag präsentierten „Aktionsplan Rindfleisch“ von der EU-Kommission Exportbegleitmaßnahmen für neue Märkte mit Risikopotential. Für die Abdeckung der Risiken, die mit neuen Märkten einhergehen, seien spezifische Begleitmaßnahmen wie Exportkredite, Versicherungen und Exportgarantien erforderlich.


Die Erschließung neuer Absatzmärkte nach Aufhebung des von einigen Ländern verhängten Embargos wegen BSE müsse sich in Marktdynamik und –verwaltung einpassen. „Im Rindfleischsektor gibt es nur sehr wenige Instrumente, die bei einem Marktungleichgewicht zum Einsatz kommen können“. Dies seien die öffentliche Intervention und die private Lagerhaltung.



Landwirte fordern Absatzförderungshilfen von Brüssel


Angesichts der verstärkten Konkurrenz durch nicht-europäische Länder im Segment Rindfleisch aus Rindermast müsse Fleisch mit oder ohne Qualitätskennzeichnung aus den Mastbeständen der EU-Länder besser in Wert gesetzt werden, die Regeln zur Absatzförderung vereinfacht und den Marktteilnehmern der Zugang zu entsprechenden EU-Programmen erleichtert werden, heisst es Copa Cogeca-Papier. „Parallel zur Absatzförderung von Produkten und angesichts der Kampagnen gegen den Verzehr von Rindfleisch müssen Programme durchgeführt werden, mit denen die Verbraucher über die ernährungsbezogenen Qualitäten von Rindfleisch und die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung informiert werden“, appellierte Copa Cogeca Generalsekretär Pekka Pesonen.



Genossenschaften spielen eine wichtige Rolle bei Vertragsverhandlungen


Die Rindfleischerzeuger sehen sich nach Angaben des europäischen Dachverbandes neben volatilen Marktrisiken und Tier-gesundheitlichen Risiken neuen Herausforderungen wie dem Klimawandel gegenüber. Die aktuellen europäischen Risikomanagementinstrumente wie Versicherungen und Gegenseitigkeitsfonds entsprechen nach Ansicht von Copa Cogeca nicht mehr den Bedürfnissen der Rindfleischerzeuger. Die Risikomanagement- und Einkommensstabilisierungsinstrumente müssten vereinfacht werden.



Druck der Lebensmittelkonzerne auf Fleischmarkt abfedern


Ferner ist es ein Anliegen der Rindfleischbauern, wieder ihren gleichberechtigten Platz in der Nahrungskette zu finden. Die Vertragsverhandlungen der Erzeuger gegenüber der großen Macht der Lebensmittelkonzerne des Einzelhandels seien alles andere als zufriedenstellend. Genossenschaften komme eine wichtige Rolle in den Vertragsverhandlungen zu. „Wir brauchen dementsprechend eine Überarbeitung des EU-Wettbewerbsrechtes, um die Züchter wieder ins Zentrum der Verhandlungen zu rücken“, forderte Jean-Pierre Fleury.



EU-Agrarkommissar Hogan sicherte den versammelten Landwirtschaftsministern aus Belgien, Bulgarien, Finnland, Frankreich, Kroatien, Luxemburg und Polen beim kleinen Agrarministergipfel, initiiert von CopaCogeca, Schützenhilfe bei den laufenden Verhandlungen der EU mit den Mercosurstaaten und Mexiko (6. bis 10. November) zu.



„Wir sind uns der Sensivität von Rindfleisch bewusst und das habe ich immer wieder bei verschiedensten Gelegenheiten betont. Und wir werden diese Sensivität des Themas Rindfleisch sehr genau im Auge behalten beim Abschluss eines kohärenten Handelsabkommens mit den Mercosurstaaten und Mexiko“, versicherte Hogan den zahlreich erschienen Rindfleischproduzenten aus zehn Mitgliedstaaten.



Bereits bei der Abschlusspresskonferenz des Agrarrates hatte Hogan am Montag betont, dass die EU-Kommission Druck machen werde auf die Verhandlungsführer der Mercosurstaaten, mehr Angebote bei den Warenprodukten Milchprodukte, Wein und Gemüse auf den Tisch zu legen. „Wir sind enttäuscht von den bisherigen Angeboten der Mercosur-Verhandler in diesen Bereichen“, sagte der Agrarkommissar.



„Der Rindfleischsektor ist ein wichtiger Wirtschaftszweig für Europa rief der französische Landwirtschaftsminister Stéphane Travert in Erinnerung und forderte Hogan auf dafür Sorge zu tragen, dass die Erzeuger in den ländlischen Räumen überleben könnten und dem Sterben der Zuchtbetriebe eine Ende gesetzt werde durch konkrete Brüsseler Unterstützung.



Zwar ließ sich Phil Hogan noch am irischen Rindfleisch Barbecue - aufgeboten von Copa Cogeca - ablichten zu Beginn des network evening - aber außer einem Mini Rindfleischhäppchen von der grünen Insel, wollte es dem Kommissar nach solch harschen Tönen nicht wirklich schmecken und entfernte sich mit diplomatisch höflicher Mine rasch vom Ort des Geschehens.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.