Nach den Erfahrungen der Landwirte Gerhard Teichmann, Georg Ludwig und Thomas Miedtke ist es unter ganz verschiedenen regionalen Bedingungen sowohl im ökologischen als auch im konventionellen Landbau „sinnvoll und wirtschaftlich“, Eiweißpflanzen anzubauen.
Zwar gebe es hohe Anforderungen an die Fruchtfolge, die Unkrautregulierung und die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten, aber mit etwas Erfahrung seien diese Probleme gut zu bewältigen, betonten die Praktiker bei einem Fachgespräch auf der Grünen Woche.
Ministerialdirektor Clemens Neumann vom Bundeslandwirtschaftsministerium wies darauf hin, dass die Bundesregierung mit der Eiweißstrategie den Anbau und die Verwertung heimischer Eiweißpflanzen fördern wolle. Auf diese Weise solle ein Beitrag zur Versorgung mit nicht gentechnisch verändertem Soja geleistet, heimische Fruchtfolgen und die Agrobiodiversität bereichert, die Kohlenstoffbilanz verbessert, der Einsatz mineralischer Stickstoffdünger gesenkt und die Ausweitung nicht nachhaltiger Erzeugungsmethoden in anderen Teilen der Welt gebremst werden. Dies solle mit Hilfe agrarpolitischer Maßnahmen und der Förderung von Forschung und Züchtung sowie durch Modell- und Demonstrationsvorhaben erreicht werden, erklärte Neumann.
Markus Wolf von den Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) betonte, dass die Sojabohne nach wie vor die wichtigste Eiweißkomponente im Tierfutter sei. Dabei konzentriere sich ihr Anbau nach wie vor auf Nord- und Südamerika. Die EU ist laut Wolf weltweit der zweitgrößte Abnehmer von Sojaprodukten nach China. Nach seiner Einschätzung ist mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage durch das „Reich der Mitte“ aufgrund der sich dort ändernden Ernährungsgewohnheiten zu rechnen.
Düngemittel werden eingespart
FiBL-Wissenschaftlerin Ann-Katrin Spiegel hob die Ökosystemleistungen der Eiweißpflanzen im heimischen Anbau hervor. So würden durch diese die genetische Vielfalt und Bodenbildungsprozesse gefördert. Darüber hinaus bereicherten ein größeres Spektrum an Anbaumöglichkeiten und die Einsparung von Düngemitteln das Ökosystem Acker.
Auch laut Dr. Ulrike Klöble vom KTBL ist die Aussaat von Futtererbsen, Ackerbohnen oder Lupinen lohnenswert. Wichtig sei, dass deren Futter- und Vorfruchtwert berücksichtigt werde. Vor allem in getreidestarken Fruchtfolgen verbesserten die Leguminosen die Bodenstruktur und mobilisierten Nährstoffe durch eine tiefe und intensive Durchwurzelung, erklärte Klöble unter Berufung auf eine Befragung unter 39 Landwirten, die seit mehreren Jahren Futtererbsen, Ackerbohnen und Lupinen konventionell anbauen.
Auch für den Ökolandbau hätten Berechnungen auf der Basis der KTBL-Planungsdaten einen wirtschaftlichen Vorteil für Ackerbohnen im Vergleich zu Getreidearten ergeben. Hier sei ebenfalls die Berücksichtigung des Düngewertes maßgeblich, betonte die Wissenschaftlerin.