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Grünland: Schäden von Wildschweinen beheben

Wildschweine richten im Grünland immer wieder enorme Schäden an. Wie Sie Wiesen und Weiden mit gezielten und effektiven Maßnahmen erneuern, zeigt Dr. Stephan Hartmann in der top agrar-Südplus 3/2016. Die Grünlandschäden durch Wild haben in der Vergangenheit zahlenmäßig und auch in ihrer Schwere stark zugenommen...

Lesezeit: 8 Minuten

Wildschweine richten im Grünland immer wieder enorme Schäden an. Wie Sie Wiesen und Weiden mit gezielten und effektiven Maßnahmen erneuern, zeigt Dr. Stephan Hartmann in der top agrar-Südplus 3/2016.


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Die durch Wild im Grünland verursachten Schäden haben in der Vergangenheit zahlenmäßig und auch in ihrer Schwere deutlich zugenommen. Dabei ist ein überwiegender Teil aller auftretenden Wildschäden auf Grünland den Wildschweinen zuzuordnen.


Gründe für das häufigere Auftreten von Wildschäden sind milde Winter und eine verbesserte Futterbasis, die zu einer drastischen Steigerung der Populationen führen. Der Silomais, der eine hohe Anziehungskraft auf Wild allgemein und vor allem auf Wildschweine hat, gewinnt aufgrund seiner Bedeutung für den Futterbau in der Milchwirtschaft und als Biomasse für Biogasanlagen an Fläche.


Größere Schläge bieten den Wildschweinen mehr Deckung. Hinzu kommt, dass die Abschusspläne in manchen Revieren nicht voll erfüllt werden können. Da die waldreichen Regionen heute oft auch Urlaubs- und Erholungsgebiete sind, werden Wildschweine häufiger auf weniger belebten Flächen aktiv. Dort treten die Wildschäden dann auf.


Flächenleistung sinkt


Eine Folge von Grünlandaufbrüchen und nicht erfolgreich beseitigten Schäden ist eine deutlich höhere Beanspruchung der Maschinen und Geräte, die auf den Flächen zur Bewirtschaftung und Pflege eingesetzt werden. Nicht selten kommt es sogar zu Brüchen und Defekten. Durch die Unebenheiten auf dem Grünland sinkt die Flächenleistung der Grünlandbewirtschaftung, was zu einer zusätzlichen Kostenbelastung führt, aber auch indirekt ein erhöhtes Ernterisiko darstellt.


Nicht zuletzt führen Unebenheiten in der Narbe und die stärkere Aufnahme von Erde zu höheren Rohaschegehalten, sinkenden Energiegehalten im Futter und höherem Mikroorganismenbesatz mit Fehlgärungen, Ernährungsproblemen und Leistungsabfall beim Vieh.


Wie groß ist der Schaden?


Generell kann man die Schäden nach flächenmäßigem Anteil an der Grünlandnarbe oder nach der Tiefe des Umgrabens einteilen. Bei flachen Schäden, die die Bearbeitbarkeit der Fläche nicht erschweren, hängt die Sanierungsmaßnahme vom betroffenen Flächenanteil ab. Die Vorgehensweise ist somit vergleichbar mit der bei anderen Schäden im Grünland, z.B. durch Mäuse oder bei Auswinterungsschäden.


Übersicht 1 zeigt Beispiele und Entscheidungsvorschläge zu Über- und Nachsaat. Um die Schadfläche abschätzen zu können, sollten Sie zunächst alle Schäden vor dem geistigen Auge in eine Ecke „schieben“ und dann das Verhältnis zur Gesamtfläche prozentual beziffern.


Für eine Bewertung der beschädigten Fläche ist es sinnvoll, die Lücken gedanklich in eine Ecke zu „schieben“. So ist der prozentuale Anteil leichter zu schätzen.


Sollte der Extremfall von mehr als 50% Lücken ohne starken Schadpflanzenanteil im Bestand auftreten, könnte auch eine Nachsaat mit erhöhter Saatstärke und mit einer standortgerechten Neuansaatmischung an Stelle einer Nachsaatmischung sinnvoll sein.


Eine frühe Narbenpflege – wenn nötig im Verbund mit einer Übersaat zu Vegetationsbeginn – kann am besten dazu beitragen, dass sich an den offenen Stellen keine weiteren Ungräser, wie zum Beispiel die Gemeine und Jährige Rispe oder Ampferarten festsetzen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang daran, dass ein Quadratmeter Grünlandfläche im Bereich von 0 bis 10 cm Tiefe ein Potenzial von 1000 bis 100000 Samen in sich trägt.


Und damit besteht die Gefahr, dass Unkräuter und Ungräser die entstandenen Bestandeslücken schnell für sich erobern und zu einer weiteren Bestandesverschlechterung beitragen. Als Beispiele sind hier die Ampfer, der Wiesenkerbel und der Löwenzahn zu nennen, aber auch die Gemeine Rispe, die sich schnell bei feuchteren Bedingungen in den Lücken ausbreitet. In trockenen Gebieten sind es die Weiche Trespe und das Wollige Honiggras, die zum Problem werden könnten. Eine sinnvolle Maßnahme ist für diese Fälle die im Vergleich zu früheren Jahren deutlich breiter verfügbare Nachsaattechnik.


Mit Schaufel und Schubkarre


Bei tiefen Grünlandaufbrüchen ist der Aufwand, auch bei flächenmäßig geringen Umfängen, deutlich höher. Denn hier kommt stets das Auffüllen der Aufbruchstellen und das Einebnen der gesamten Fläche hinzu. Aufbrüche bis in über 20 cm Bodentiefe stellen eine große Unfallgefahr für Mensch, Tier und Maschine dar. Grünpflege oder Futterbergung sind in solch geschädigten Grünlandbeständen nicht mehr möglich.


Die richtigen Maßnahmen


Bei geringeren Schadumfängen kann die Aufarbeitung durchaus noch von Hand mit Schaufel und Schubkarre erfolgen. Die aufgeworfene Erde und die toten Soden werden von der Fläche in die Löcher gebracht. Oftmals muss mit beschafftem Mutterboden noch weiter aufgefüllt werden. Der Boden wird dann, z.B. durch Festtreten, hinreichend verfestigt und das Saatgut von Hand ausgebracht, mit dem Rechen etwas eingearbeitet (< 1 cm) und nochmals rückverfestigt.


Bei größeren Schäden ist eine hinreichende Einebnung der (Teil-) flächen der erste notwendige Schritt, um Nutzungserschwernisse zu vermeiden. Dies kann durch schwere Schleppen mit einer Planierschiene (über Kreuz) erfolgen. Im Regelfall erfolgt der Arbeitsgang effizienter und im Arbeitsergebnis besser mit einer möglichst flach eingestellten Kreiselegge. Der Einsatz von Bodenfräsen wird nur in begründeten Fällen empfohlen, da der Eingriff in die Bodenstruktur gravierender ist. Darauf folgt die Neuansaat mit den üblichen Techniken. Von Vorteil ist in jedem Fall das Anwalzen des Saatgutes mit einer Profilwalze (z.B. Güttler- oder Prismenwalze).


Die Mischung ist wichtig


Grünland stellt im Vergleich zu Ackerkulturen an das Saatgut deutlich vielseitigere Ansprüche. Meist werden „ungünstige“ Standorte als Grünland genutzt. Hier ist es in der Regel zu nass, zu trocken, zu kalt, zu abschüssig, zu flachgründig, zu steinig. Neben diesen extremen Boden- und Klimaverhältnissen variieren auch Nutzungszweck (Wiese oder Weide) und -intensität (z.B. Wiesen oder Mehrschnittnutzung).


Grünland ist daher regional und auch kleinräumig sehr vielfältig. Es unterscheidet sich nicht nur in der Artenkomposition, sondern auch in der genetischen Zusammensetzung innerhalb der Arten. Ansaatmischungen legen also die Basis für einen langfristig leistungsfähigen, unter den Standort- und Nutzungsbedingungen stabilen Bestand. Die gewählte Mischung sollte daher die Arten enthalten, die sich auch in guten Beständen mit der angestrebten Bewirtschaftungsintensität und Nutzungsrichtung im Umfeld der geplanten Neuansaat befinden.


Der Mischer muss die unterschiedliche Konkurrenzfähigkeit der eingesetzten Arten vor allem für die Phase der Etablierung des neu angesäten Bestandes berücksichtigen. Das heißt: Er muss stark verdrängende Arten zurücknehmen und konkurrenzschwache in ihrer Saatstärke anheben. Die Leitarten der guten Bestände im Umfeld der Neuansaat sollten die Hauptkomponenten der Mischung sein.


Deshalb lassen sich keine einheitlichen Ansaatmischungen empfehlen. Vielmehr sind die erheblichen regionalen Besonderheiten zu beachten. Amtliche Mischungsempfehlungen wie z.B. die Bayerischen Qualitätssaatgutmischen oder die Regelansaatmischungen des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden Württemberg, berücksichtigen Versuchsergebnisse und Praxiserfahrungen. Unter den jeweiligen regionalen Verhältnissen garantieren sie höchstmögliche Qualität in der Zusammensetzung der Mischungen.


Die amtliche Beratung entwickelt die regionalen Mischungsempfehlungen stetig weiter, um die geänderten Anforderungen der Praxis unter den regional jeweils üblichen Verhältnissen zu berücksichtigen. Für ganz extreme Boden- und Klimaverhältnisse wird immer eine spezielle, auf diese Verhältnisse abgestellte Ergänzung oder Zusammenstellung der Mischungen notwendig sein. Gerade hier ist die Beratung vor Ort wichtig.


Nachbehandeln


Das Gelingen oder Misslingen der Maßnahme hängt in vielen Fällen von der Nachbehandlung und der Pflege ab. Gemessen an den Gesamtkosten ist die Nachbehandlung der günstigste Teil des Verfahrens. Dennoch wird in der Praxis noch immer häufig auf sie verzichtet. So wird mit der Ansaat schon die Grundlage für eine erneute Verunkrautung gelegt. Die Nachbehandlung gegen auflaufende Unkräuter muss daher immer Bestandteil einer Grünlanderneuerung sein. Bei 10 bis 15 cm Wuchshöhe der Neuansaat sollte ein Schröpfschnitt erfolgen. Er dient nicht nur der Unkrautbekämpfung, sondern auch dem schnellen Narbenschluss durch Anregung der Bestockung.


Chemisch behandeln?


In den seltensten Fällen ist bei Grünlandnach- und Neusaaten eine chemische Nachbehandlung sinnvoll, da hierbei neben den unerwünschten Arten auch Kleearten und erwünschte Kräuter mit getroffen werden. Sinnvoll wäre ein chemischer Einsatz nur bei starker einseitiger Verunkrautung z.B. mit Ampfer, die den Einsatz weißkleeschonender Mittel erlaubt. Oder bei einer Neuansaat mit hohen Anteilen an Gräsern mit langsamer Jugendentwicklung, z.B. Wiesenrispe oder Rotschwingel.


Auf jeden Fall sind bei der Abwägung einer möglichen chemischen Maßnahme die aktuelle Zulassungssituation und die für die Flächen vertraglich getroffenen Vereinbarungen zu beachten.

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