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Landessortenversuche

Sommerungen 2015 – wie steht es um den Anbau und die Wirtschaftlichkeit?

Die Ergebnisse der Landessortenversuche geben Ackerbauern Hinweise, welche Sorten der einzelnen Kulturen sich am besten für den Anbau bei gegebenen Standortbedingungen im Frühjahr empfehlen.

Lesezeit: 10 Minuten

In diesen Tagen wurden die Ergebnisse der Landessortenversuche des vergangenen Jahres in den Fachzeitschriften veröffentlicht. Damit erhalten die Ackerbauern Hinweise, welche Sorten der einzelnen Kulturen sich am besten für den Anbau bei gegebenen Standortbedingungen im Frühjahr empfehlen.


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Nach Ansicht der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz ist es nun an der Zeit, sich über die Wirtschaftlichkeit der Mähdruschfrüchte Gedanken zu machen. Danach steht die Beschaffung des Saatguts an und die Aussaat ist zu organisieren. Sobald die Bodenbeschaffenheit günstig ist und das Wetter mitspielt, kann dann ausgesät werden, um eine möglichst lange Wachstumsperiode ausnutzen zu können. 


Es stellen sich folgende Fragen: Wie sind die im Herbst bestellten Bestände über den Winter gekommen? Gibt es Lücken und Krankheitsbilder, die gar einen Umbruch und eine Neuansaat erfordern? Wie viel Fläche steht nun für die Sommerungen zur Verfügung? Wie steht es um die Wirtschaftlichkeit der Früchte untereinander? Bei welcher Kultur wird der Einsatz von Fläche und Arbeit am besten verwertet?


Die kurzfristige Maximierung des Deckungsbeitrages unter Berücksichtigung der guten fachlichen Praxis ist das Ziel. Die eine oder andere Kultur, die kurzfristig nicht den höchsten Deckungsbeitrag bringt, wirkt in der Fruchtfolge oft als „Gesundungsfrucht“ und sorgt für eine nachhaltig erfolgreiche Landbewirtschaftung.


Anbauentwicklung 


Im Jahre 1999 wurden 398.938 ha der Landesfläche von Rheinland-Pfalz als Ackerland genutzt. 15 Jahre später sind es 402.065 ha, was einem Anstieg von fast 3 % entspricht. Grünland wurde umgebrochen, um dieses Land einer wirtschaftlicheren Nutzung zuführen zu können. Natürliche Gegebenheiten begrenzen aber zunehmend diese Entwicklung. So sind Lagen ab einer bestimmten Hangneigung und Überschwemmungsgebiete in Flussauen für die Ackernutzung nicht geeignet. Die hohen Niederschläge im Herbst der letzten Jahre und ein Gesetz zur Grünlanderhaltung hat eine Umkehr der Entwicklung bewirkt. 


Übersicht 1: Bedeutung der Feldfrüchte 



Vergleichen wir die Jahre 1999 mit 2014 so fällt auf, dass insbesondere der Anbau von Winterweizen um fast 50 % zugenommen hat; zuletzt auf 410.000 ha. Dagegen wurde der Anbau von Sommergerste von 85.193 ha auf 42.700 ha (-51,0 %) erheblich eingeschränkt; der Anteil bei den Ackerfrüchten ging von 21,4 % auf 9,6 % zurück.   


Im Jahresvergleich sind die Veränderungen geringer. Die Verschiebungen ergeben sich durch das Wetter im Herbst. Viel Regen im Oktober und November behindert die Erntearbeiten und die Herbstbestellung. Flächen, die dann nicht mehr zu bearbeiten sind, werden im Frühjahr bestellt. Natürlich beeinflussen auch die Preise und die Preiserwartungen den Anbauumfang der Ackerfrüchte. 


Übersicht 2: Anbau von Sommerungen (ha) im zeitlichen Verlauf



Der Sommerweizen konnte im letzten Jahr zum Vorjahr mit 36 % kräftig zulegen. Allerdings entsprechen die 3.400 ha etwa dem Anbau in 1999. Die Fläche bei der Sommergerste stieg um 3.500 ha (+ 8,9 %) auf 42.700 ha. Der Haferanbau war wieder rückläufig. Die Hülsenfrüchte wie Futtererbsen und Ackerbohnen legten zu. Die Zuwächse waren mit 20 % bzw. 50 % enorm, flächenmäßig waren es aber nur 200 ha und 500 ha mehr. Ursache hierfür sind bessere Preise für diese Eiweißfuttermittel, da der Sojapreis angestiegen war und damit auch der Wert dieser Früchte.


Durch die „Eiweißinitiative der Bundesregierung“ bemüht sich die Politik die Wirtschaftlichkeit des Sojabohnenanbaus zu verbessern, um dadurch die Selbstversorgung mit  Eiweißfuttermitteln zu erhöhen. Das laufende Aktionsprogramm sorgt dafür, dass der Sojabohnenanbau bundesweit von gut 300 ha in 2008 auf etwa 5.000 ha in 2013 angestiegen ist. Die  züchterische Bearbeitung der Sorten und verbesserte Anbaumethoden haben das Ziel, in wenigen Jahren nachhaltig bessere Ernteerträge zu erreichen. 


Auch der Maisanbau konkurriert um die knappen Ackerflächen. Der Körnermaisanbau wurde in den letzten Jahren nur geringfügig erweitert; um die 11.000 ha werden in Rheinland-Pfalz mit dieser Kultur bestellt. Stark zugenommen hat aber der Silomais- bzw. Biogasmaisanbau. Von 1999 bis 2014 hat sich der Flächenanteil von gut 15 000 ha auf über 33.000 ha mehr als verdoppelt. Die Nachfrage der Biogasanlagen nach Biomasse, die das Biogas zu Strom- und Wärme veredeln, hat zu dieser Entwicklung geführt. Allerdings ist durch das EEG 2014 der Zubau von Biogasanlagen zum Stillstand gekommen. Dies und die etwa um 25 % höheren Hektarerträge im letzten Jahr haben zu einer Entspannung  am Biomassemarkt geführt; knapp 1 % wurde schon weniger Silomais angebaut. Das mit Pilzsporen verunreinigte Erntegut bei Körnermais führte zu Preisabschlägen und damit zu wirtschaftlichen Einbußen. Auch wegen der zum Vorjahr niedrigeren Preise für Silo- und Körnermais ist zu erwarten, dass der Anbauumfang weiter zurück geht. 


Im Frühjahr werden natürlich auch die Zuckerrüben gedrillt und die Kartoffeln gesteckt. Die von diesen Ackerfrüchten beanspruchte Ackerfläche ist über die Jahre gesehen sehr konstant. Ursache hierfür sind mengenbezogene feste Abnahmeverträge durch die Marktpartner. Deshalb stellen diese Kulturen nur eine untergeordnete Konkurrenz um die Ackerfläche dar. 


Der Herbst war wieder sehr nass. Damit war die Ernte bei den Hackfrüchten nicht einfach. Auch waren wegen der großen Erntemengen mehr Erntetage erforderlich. Dies hatte zur Folge, dass weniger Fläche mit Winterweizen bestellt wurde. Des Weiteren sprechen der größere Preisabstand zwischen Futtergetreide und Braugerste für den Anbau dieser Kultur. In diesem Jahr spricht also vieles dafür, dass für die Frühjahrsbestellung mehr Fläche zur Verfügung steht als zuletzt. 


Welche Ergebnisse sind zu erwarten?


Für die Berechnungen müssen zunächst Zahlen ermittelt und festgelegt werden. Im besten Falle stammen diese Werte aus dem eigenen Betrieb, die meist in der aktuellen Buchhaltung zu finden sind. Voraussetzung ist aber, dass zunächst Daten im Einzelnen erfasst und zugeordnet wurden. Bei der Düngung setzt dies voraus, dass beispielweise der Mineraldünger mengenmäßig genau den einzelnen Schlägen zugeordnet und erfasst wird. Nur dann kann eine Kostenstellenrechnung durchgeführt werden. Stehen solche Daten nicht zur Verfügung, können hilfsweise Zahlen aus der Testbuchführung der Landwirt-schaftskammer entnommen werden. In den regionalen Bauerzeitungen oder anderen Fachzeitschriften stehen Zahlen, die sich anbieten, etwa die wöchentlich aktuellen Zahlen in den Marktberichten. 


Um die jährlich schwankenden Erträge bei den Ackerfrüchten zu berücksichtigen, wird der Durchschnitt der letzten 3 Jahre verwendet. Oder es werden die zu kalkulierenden Erlöse von den Preisen abgeleitet, die an der Warenterminbörse erzielt werden.  Zu diesen Preisen bietet der Handel meist im Spätwinter schon Vorverträge zur Ernte 2015 an. Für  die Kosten der Betriebsmittel werden aktuelle Preise verwendet. Die Bedarfszahlen bei der Düngung leiten sich von den Erntemengen ab. Ansonsten wird von den Größen ausgegangen, die bei durchschnittlichen Gegebenheiten zutreffen. 


Übersicht 3 : Wirtschaftlichkeit der Sommerungen 2015



Der Anbau von Sommerweizen lässt einen Ertrag von 56 dt/ha und einen Erzeugerpreis von 20,5 €/dt erwarten. Hierbei ist berücksichtigt, dass ein Teil der Gerste (20 %) nicht den Qualitätsanforderungen der Braugerste entspricht. Dieser Teil kann nur zum Futtergerstenpreis abgerechnet werden. Unter diesen Bedingungen errechnet sich eine Marktleistung von 1.153 €/ha.  Direkte Kosten schlagen pro Hektar zu Buche für Saatgut 110 €,  Düngung 236 € und Pflanzenschutz 145 €. Somit verbleiben als direktkostenfreie Leistung 663 €. Mit den weiteren variablen Kosten der Technik mit 297 €, der Trocknung mit 49 € und 20 € Prämie für die Hagelversicherung beträgt die Summe dieser Kosten 857 €/ha. Ziehen wir diesen Betrag von der Marktleisung ab, so bleiben als Deckungsbeitrag 297 € pro Hektar.  Beim Sommerweizen darf man als Druschergebnis 57 dt/ha erwarten. Die direkten Kosten belaufen sich auf nur 392 €/ha. Dieser Kostenblock und die anderen variablen Kosten führen zu 771 €/ha an direkt zuteilbaren Kosten. Dieser Betrag von der Marktleistung abgezogen ermöglicht einen Deckungsbeitrag von 508 €/ha. 


Beim Hafer kann von einem Ertrag von gut 49 dt/ha ausgegangen werden. Bei einem Erlös von etwas mehr als 16 €/dt werden 795 €/ha Umsatz erzielt. Durch die geringen Ansprüche bei Düngung und Pflanzenschutz betragen die direkten Kosten pro ha nur 281 €. Die variablen Kosten summieren sich auf gut 62  €/ha. Es verbleibt ein Deckungsbeitrag von 165 €/ha. 


Der Anbau von einem Hektar Sonnenblumen bringt voraussichtlich 905 € Markterlös. Ziehen wir die variablen Kosten mit 858 € ab, so bleibt als Deckungsbeitrag 47 € übrig.


Beim Anbau von Futtererbsen ist davon auszugehen, dass der Verkaufserlös der Erbsen die entstehenden Kosten deckt und 170 €/ha für die Deckung der weiteren Kosten zur Verfügung stehen.


Auch bei der Kalkulation des Anbaus von Ackerbohnen erwirtschaften  wir die variablen Kosten und noch 57 €/ha Deckungsbeitrag. Allerdings kann über die Verfütterung dieser Früchte eine weitere Wertschöpfung erzielt werden. Die Handelsspanne zwischen Einkauf und Verkauf dieser Eiweißfuttermittel verbleibt im Betrieb. 

Bei der Bestellung der Äcker mit Sojabohnen kann von einem Bohnenertrag von gut 29 dt/ha ausgegangen werden. Der Spitzenertrag lag im vergangenen Jahr bei über 40 dt/ha. Mit dem mehrjährigen Durchschnittsertrag und den erzielbaren Preisen kommen 1.270 €/ha an Marktleistung zusammen. Da das Saatgut aufbereitet werden muss, damit die Pflanze ausreichend Luftstickstoff bindet, ist es mit 233 €/ha relativ teuer. Diese Kosten und die für Dünger und Pflanzenschutz führen zu 449 €/ha direkten Kosten. Die Summe der variablen Kosten schlägt mit 893 €/ha zu Buche. Mit 377 €/ha wird ein guter Deckungsbeitrag erzielt. 


Mit knapp 100 dt/ha trockener Ware bei Körnermais und einem Preis von 17 €/dt beträgt die Marktleistung 1.665 €/ha. Die variablen Kosten mit 1.460 €/ha nehmen eine Spitzenstellung im Vergleich mit den Alternativkulturen ein. Um das Erntegut auf Lagerfeuchte zu trocknen, sind 453 € zu veranschlagen. Als Deckungsbeitrag bleiben 205 €/ha übrig.


Die Ansätze beim Silomais leiten sich vom Körnermais ab. Bei einem Ertrag von knapp 450 dt/ha und 2,2 €/dt Frischmasse liegt die Marktleistung bei 1.180 €/ha auffallend ist bei den Kosten zum einen die 455 € für Düngung, andererseits die niedrigen Maschinenkosten mit 146 €/ha. Da der stehende Bestand ab Feld verkauft wird, entstehen keine Erntekosten. Deshalb schneidet der Silomais mit 232 €/ha um 27 € besser ab als der Körnermais. 


Flächen- und Arbeitsverwertung


Um die Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital möglichst wirtschaftlich einzusetzen,  kommen die Kulturen zum Anbau, die diese am besten verwerten. Ziel ist es den höchstmöglichen Deckungsbeitrag zu erreichen. Allerdings müssen auch Bestimmungen eingehalten werden, die eine nachhaltige, ökologisch vertretbare Landbewirtschaftung sichern; so beispielweise eine ausgewogene Fruchtfolge. 


Übersicht 4: Verwertung von Fläche und Arbeit



Wenn sich die Annahmen bewahrheiten, wird in diesem Jahr die Fläche für Sommerungen über den Anbau von Braugerste mit 508 €/ha am besten verwertet.


Den 2. Platz erreicht die Sojabohne, die auf 377 €/ha Deckungsbeitrag kommt; Voraussetzung ist aber, dass sich die natürlichen Standortgegebenheiten für diese Kultur auch eignen. Den 3. Platz erzielt der Sommerweizen mit 297 €/ha, Rang 4 mit 232 €/ha belegt der Silomais und der Körnermais kommt mit 205 €/ha auf Platz 5. Auf den nächsten Plätzen finden sich die Futtererbse (170 €/ha) und der Hafer (165 €/ha). Die Ackerbohnen (57 €/ha) und die Sonnenblumen (47 €/ha) belegen die hinteren Plätze. 


Eine etwas andere Reihenfolge kann sich bei der Arbeitsverwertung ergeben. Ist die Arbeit knapper als die Fläche, so dient dieses Merkmal für die Anbauentscheidung. Je größer die Zahl ist, umso besser wird die Arbeit verwertet. Keinesfalls ist dies der Stundenlohn, den der Landwirt erzielt.  


Die Sommergerste kann sich auch bei der Arbeitsverwertung auf dem 1. Platz behaupten. Die eingesetzte Arbeit erreicht 53 € Deckungsbeitrag je Stunde. Auch der Sojaanbau und die anderen Kulturen belegen dieselben Plätze wie bei der Flächenverwertung. Dieses Ergebnis verwundert, da es eher üblich ist, dass sich die Platzierungen verändern. 


Was können wir festhalten? 

  1. Die Ackerfläche hat in den letzten Jahren weiter zugenommen. Die bessere Verwertung der Fläche über die Ackerfrüchte hat hierfür gesorgt.
  2. Der größte Teil der Ackerfläche wird im Herbst bestellt. Die Winterungen bringen wegen der längeren Wachstumszeit höhere Erträge und schneiden damit meist wirtschaftlich besser ab als die Sommerungen.
  3. Eine nachhaltige Wirtschaftsweise kann auf Sommerungen nicht verzichten. Diese Kulturen haben oft ökologische Vorteile und entschärfen die Arbeitsspitze im Herbst.
  4. Das beste Ergebnis verspricht in diesem Jahr der Sommergerstenanbau. Hierbei wird sowohl die Fläche als auch die Arbeit am besten verwertet.

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