Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt: Dieses Motto von Pippi Langstrumpf haben sich offensichtlich auch beim Artenschutz Umwelt- und Energieverbände zu eigen gemacht. Ein typisches Beispiel ist der Artenschutz im Zusammenhang mit der Windenergie. In einer neuen Studie des Schweizer Ingenieurbüros Kohle-Nusbauer zeigen die Autoren, dass die Bestände insbesondere des Rotmilans trotz Ausbau der Windenergie gestiegen sind. Leider hat die „wissenschaftliche“ Studie ein Geschmäckle: Laut Deutscher Wildtierstiftung verdient das Ingenenieurbüro Kohle-Nusbaumer mit der Projektierung von Windparks Geld. Egal, wie seriös die Zahlen jetzt sind – Windkraftgegner werden sie auf keinen Fall akzeptieren.
Gleichzeitig präsentiert die Wildtierstiftung Zahlen des Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) und der Universität Bielefeld, wonach der Bestand des Rotmilans in Deutschland abnimmt bzw. von der Windkraft gefährdet ist. Diese Zahlen nimmt die Windbranche nicht ernst, denn der alleinige Vorstand der Wildtierstiftung, der ehemalige Shell- und RWE-Manager Prof. Fritz Vahrenholt, kritisiert die Windenergie schon länger sehr einseitig und mit teilweise unsachlichen Argumenten.
Natürlich gefällt die Schweizer Studie auch dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) nicht. Denn der Nabu geißelt seit Jahren die Windenergie als Vogelschreddermaschinen, überzieht Projekte vor Ort mit Klagen und hat die Energiewende bereits mancherorts verhindert. Rotmilan, Schreiadler oder neuerdings auch der Mäusebussard seien wegen der Windmühlenflügel stark gefährdet, will der Nabu anhand von Studien nachgewiesen haben. Bei großzügigen Zahlungen der Windparkbetreiber in einen Fonds vor Ort hat der Verband seine Bedenken aber so manches Mal fallen gelassen. Dieses Vorgehen stößt in der Windbranche wiederum auf heftige Kritik.
Bei jeder neuen Studie zum Artenschutz gibt es sofort Gegenstudien. Wir brauchen aber beides, die Energiewende mit Windrädern und die biologische Vielfalt. Daher müssen endlich neutrale, wissenschaftliche Zahlen her, denen alle Seiten vertrauen. Hier muss beispielsweise das Bundesumweltministerium ideologiefrei eingreifen. Wichtig wäre, nicht mit pauschalen Verboten und Abständen zu arbeiten, sondern mit gezielten, individuellen Maßnahmen zum Schutz der Arten. Damit wäre beiden geholfen, den Vögeln und dem Klimaschutz.