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Steht die Biodiesel-Branche kurz vor dem Aus?

Steht die heimische Biodiesel-Produktion vor dem Aus? Wird eiweißhaltiges Futtermittel noch knapper und teurer? Wenn sich der Umweltausschuss des Europäischen Parlamentes (EP-Umweltausschuss) mit seinen Forderungen in Brüssel durchsetzen kann, dann sind diese Szenarien durchaus realistisch.

Lesezeit: 4 Minuten

Steht die heimische Biodiesel-Produktion vor dem Aus? Wird eiweißhaltiges Futtermittel noch knapper und  teurer? Wenn sich der Umweltausschuss des Europäischen Parlamentes (EP-Umweltausschuss) mit seinen Forderungen in Brüssel durchsetzen kann, dann sind diese Szenarien durchaus realistisch.


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Darum geht es: Der EP-Umweltausschuss schlägt vor, so genannte Nachhaltigkeitskriterien (iLUC-Faktoren) bei der Produktion von Kraftstoffen zu berücksichtigen. Das begründen die Parlamentarier so: Wenn beispielsweise in der EU Raps für die Biodiesel-Produktion angebaut wird, bindet das Flächen, die womöglich dringend für den Anbau von Lebensmitteln benötigt werden. Da der Handel mit Rohstoffen und Lebensmitteln weltweit stattfindet, sieht Brüssel dadurch sogar den Regenwald in Gefahr. Denn der werde unter Umständen abgeholzt, um die Lücke zu kompensieren. Experten nennen das auch indirekte Landnutzungsänderungen oder eben kurz iLUC.


Die EU will daher so genannte „iLUC-Faktoren“ in der Treibhausgas-Bilanzberechnung (THG-Bilanzberechnung) von Biokraftstoffen berücksichtigen. Zum Verständnis: Seit 2011 greift diese Verordnung. Danach müssen Biokraftstoffe bereits heute 35 % der Treibhausgase gegenüber fossilen Kraftstoffen einsparen. Ab 2017 steigen die Anforderungen auf mindestens 50 %.


Außerdem macht sich Brüssel dafür stark, den Anteil der Biokraftstoffe am Spritverbrauch auf 5,5 % zu deckeln. Bislang gilt: Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Ökokraftstoffe auf bis zu 10 % ausgebaut werden. Und nicht nur dieses Ziel wollen die Parlamentarier kippen. Biosprit aus Abfällen soll doppelt auf die 5,5-Prozent-Quote angerechnet werden. Der Anteil von Kraftstoffen aus Raps würde damit noch weiter zurückgedrängt.


Vernichtende Kritik an der EU


Die Union zu Förderung von Öl- und Proteinpflanzen bezweifelt nicht, dass die erhöhte Biomassenachfrage Auswirkungen auf die Ausrichtung der Landnutzung hat. Dennoch kann eine konkrete Ursache-Wirkungsbeziehung wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden, heißt es dort. Dafür sind die in der EU benötigen Rohstoffmengen, gemessen an der Weltagrarproduktion, zu klein.


Die UFOP befürchtet sogar, dass diese zusätzliche Anforderung an die THG-Einsparung für den europäischen Biodiesel-Sektor schlimmstenfalls das Ende der pflanzenölbasierten Biokraftstoffproduktion bedeuten würde. Denn die ab 2018 geforderte THG-Reduzierung von mindestens 50 % als Voraussetzung für den Marktzugang in der EU könne dann nicht mehr erfüllt werden.


„Im Hinblick auf Umweltverträglichkeit würde Biodiesel aus Raps schlechter gerechnet, als fossile Kraftstoffe. Und das auf der Basis eines Modells, das wissenschaftlich nicht belastbar ist“ so fasst Wilhelm F. Thywissen, Präsident vom Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OIVD), die Ergebnisse des gestrigen Votums des Umweltausschusses im Europäischen Parlament zusammen. Auch der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie(VDB) bewertet die Stellungnahme des Umweltausschusses überwiegend als kritisch. „Der Beschluss des Ausschusses berücksichtigt nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse“, so VDB-Präsident Dr. Robert Figgener. Der Kompromiss reflektiere weder die wissenschaftlichen Unsicherheiten der iLUC-Berechnungen noch die Fehlerhaftigkeit der Tank-Teller-Debatte. Selbst der Autor einer Studie, die den Berechnungen der iLUC-Faktoren zugrunde liegt, hatte davon abgeraten, die Werte für die Gesetzgebung zu berücksichtigen.


Was die Parlamentarier auch nicht bedacht haben: Sinkt die Nachfrage nach Biodiesel auf Rapsöl-Basis, entsteht ein Defizit an Proteinfuttermitteln – proteinreiches Rapsschrot ist ein Koppelprodukt der Biodiesel-Herstellung –, das Europa von Soja-Importen abhängiger macht. Der Deutsche Bauernverband hält es daher für einen Fehler, auf die ideologisch geführte Debatte um „Teller oder Tank“ in dieser Form zu reagieren. Die Agrarwirtschaft verbinde mit der integrierten Produktion von Biokraftstoffen und Futtermitteln die Lebensmittel- und Energieversorgung miteinander. So liefere Raps zu 60 Prozent das wertvolle Eiweißfuttermittel Rapsschrot und zu 40 Prozent Öl für Biodiesel. Weit über 2 Millionen Tonnen Importe an Sojaschrotfuttermitteln würden so in Deutschland ersetzt, betonte der DBV.


Im September soll sich das Plenum des Europäischen Parlaments mit der Ausrichtung der europäischen Biokraftstoffpolitik befassen. (-ro-)

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