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Biogas: Alternativen zum Mais kosten Fläche und Geld

Alternaitven wie Blühmischungen oder Stallmist haben nicht nur einen geringeren Gasertrag, sondern erhöhen wegen der zusätzlichen Nährstofffracht auch die Ausbringfläche für die Gärreste enorm. Das zeigte gestern Dr. Arne Dahlhoff von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen auf einer Biogastagung in Verden.

Lesezeit: 4 Minuten

Silomais ist heute immer noch die dominierende Pflanze in Biogasanlagen. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise setzen 98 % der Betriebe Mais an, der im Schnitt einen Anteil in der Ration von 47 % hat. Der Ersatz durch Alternativen wie Stallmist, Zwischenfrucht-Gras, Zuckerrüben oder Blüh-Energiepflanzen ist zwar aus Sicht vieler Anlagenbetreiber erstrebenswert, erhöht jedoch den Flächenbedarf teilweise deutlich. Das ist nicht nur auf den geringeren Gasertrag der Alternativen zurückzuführen, was die Anbaufläche ausdehnt. Ganz erheblich kann sich wegen der zusätzlichen Nährstofffracht auch die Ausbringfläche für die Gärreste erhöhen. Das zeigte gestern Dr. Arne Dahlhoff vom Zentrum für Nachwachsende Rohstoffe der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen auf der 5. Biogastagung „Effizienter Betrieb von Biogasanlagen“ in Verden. Zu der Tagung hatte die Landwirtschaftskammer Niedersachsen eingeladen.


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Vier Varianten durchgerechnet


In seinem Vortrag legte Dahlhoff eine Modellbiogasanlage mit 536 Kilowatt (kW) elektrischer Leistung zugrunde. Die Anlage setzt 15.000 t Rohstoffe im Jahr ein, davon 4500 t Schweinegülle, 800 t Rindermist und knapp 10.000 t Maissilage. 92 % der Energie liefert der Mais. Die Anlage benötigt 220 ha Fläche zum Anbau des Energiemaises und 430 ha zur Verwertung der Gärreste.

Um die Auswirkungen von möglichen Alternativen darzustellen, hat Dahlhoff vier Varianten durchgerechnet:

  1. Die Anlage ersetzt 30 % Maissilage durch 4700 t Rinder- und Putenmist (Anteil: 40:60). Auswirkungen: Die Substratmenge erhöht sich um 1700 t auf 16680 t jährlich. „Das stellt die Anlage auch technisch vor große Herausforderungen, knapp 5000 t Mist müssen erst einmal bewältigt werden“, erklärt der Biogas-Experte. Die Nährstofffracht erhöht sich deutlich, vor allem der Phosphatwert steigt um mehr als das Doppelte, was den Flächenbedarf um 570 ha erhöht! „Ohne Gärrestaufbereitung zur Verbesserung der Transportwürdigkeit wird diese Variante daher nicht funktionieren“, ist er überzeugt.
  2. 50 % der Silomaisanbaufläche bestellt der Betreiber mit Ackergras (2 Schnitte) mit dem Ziel, auch im Herbst noch Gärrest ausbringen zu können. Auswirkungen: Die Jahresmenge steigt nur leicht um 690 t. Der Graseinsatz lässt jedoch unter Umständen den Ammoniakgehalt im Fermenter steigen, der auf die Mikroorganismen toxisch wirken kann. Außerdem erhöht der hohe Rohfasergehalt im Gras den Aufwand zum Pumpen und Rühren und damit den Eigenstrombedarf. Daher sind in vielen Anlagen, die nur auf Mais ausgelegt waren, technische Nachrüstungen nötig.
  3. Auf 25 % der Anbaufläche baut der Betreiber 50 % durchwachsene Silphie und 50 % Blühmischungen an. Auswirkungen: Wegen der erheblich geringeren Gasausbeute würde der Betreiber auf gleicher Anbaufläche 430.000 kWh Strom weniger produzieren. Denn Silphie kommt auf einen Gasertrag von 70 bis 80 % von Mais, Blühmischungen jedoch nur auf 25 bis 50 %. Um das auszugleichen, müsste er Mais von 22 ha dazu kaufen.
  4. 25 % der Silomais-Masse werden durch Zuckerrüben ersetzt. Auswirkungen: Die Nährstofffrachten sinken, der Flächenbedarf bleibt gleich. Dafür erhöht sich der Gärrestlagerraum im Winter um 400 m3. Große Herausforderungen entstehen außerdem durch Reinigung und Lagerung. Jedes heute angewendete Lagerverfahren hat dabei seine Nachteile:
  • Eine Lagerung von Brei in Lagunen führt zu Verlusten von bis 25 %,
  • ein Hochsilo aus Edelstahl ist teuer und führt zur Entmischung,
  • Mischsilage mit Mais im Fahrsilo geht nur bis zu einem Rübenanteil von 25 %,
  • bei der Silierung von ganzen Rüben im Fahrsilo muss der Betreiber eine Lösung für die großen Sickersaftmengen finden und die Rüben zwecks richtiger Verdichtung und Luftabschluss deutlich über 2 m hoch eingelagern.
Fazit: Individuell planen!


Dahlhoffs Fazit daraus: Der komplette Ersatz von Mais durch Alternativen ist nur für Spezialisten mit entsprechend angepasster Technik möglich. Eine Mitvergärung bis 20 % ist bei den meisten Anlagen jedoch möglich. Bei jeder Umstellung sind auch die Auswirkungen auf die Gärbiologie zu beachten. „Besonders bei vermeintlichen Billigmachern wie Putenmist ist Vorsicht geboten, da Kosten für Betrieb und Nährstoffverwertung steigen können“, warnt der Berater. (neu)

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