Wer hätte das gedacht? Die kleinen Gülleanlagen in der Leistungsklasse bis 75 Kilowatt werden günstiger. Kampfpreise von weniger als 300.000 Euro sorgten in der vergangenen Woche für erstaunte Gesichter auf der EuroTier in Hannover. Schließlich verlangten bis vor ein paar Jahren die meisten Hersteller mehr als Doppelte für die Minis. Entsprechend voll war der ein oder andere Stand. Fast war man geneigt zu fragen: Wo ist eigentlich die viel zitierte Krise?
Die Wirklichkeit sieht anders aus. Einige vermeintlich günstigen Angebote sind leider gar keine. Mit dem Wort „Komplettangebot“ zu werben, sollte manch einem Unternehmen verboten werden. Denn der Begriff täuscht über die Wirklichkeit hinweg. Festpreise gibt es beim Bau einer Biogasanlage nicht. Dafür sind die Kraftwerke zu komplex. Kein Betrieb ist wie der andere.
Nur ein paar Beispiele: Muss eine Bodenplatte gegossen werden oder kann eine vorhandene genutzt werden? Ist der Anschluss an das Stromnetz in den vermeintlichen Gesamtkosten enthalten? Und woher weiß der Hersteller eigentlich, wie viel Meter Stromleitung er bei Ihnen verlegen muss? Was ist mit den Kosten für den Gewässerschutz? Die werden gerne in den Lockangeboten außen vor gelassen. Was ist mit denen für die Gas-, Gülle- und Wärmeleitungen? Diese Positionen kann ein Unternehmen erst dann zuverlässig kalkulieren, wenn die Gegebenheiten bei Ihnen vor Ort geklärt sind.
Kein Zweifel: Gerade weil die Anlagen so klein sind und die Vergütung relativ hoch ausfällt, sind die Minis nach wie vor eine interessante Option für viele Betriebe. Aber in der Größe steckt eine große Gefahr: Die Kleinanlagen haben nur sehr geringe Erträge. Ein paar Zehntausend Euro mehr Kosten – und aus einem Gewinn wird ein Verlust. Also schauen Sie bitte genau hin und ziehen Sie einen unabhängigen Berater zurate. Lassen Sie sich keinesfalls blenden!